Neuburger Rundschau

Emotionale­s Derby ohne Sieger

In einem rassigen Spiel trennen sich der FC Ingolstadt und der 1. FC Nürnberg 1:1. Warum der Club damit besser leben kann und wie die Schanzer die Tabellensi­tuation bewerten

- VON BENJAMIN SIGMUND

Note 2

● Marcel Gaus: Defensiv hatte er alles unter Kontrolle. Seine Vorstö ße auf der linken Seite waren meis tens ohne Wirkung. In der Rück wärtsbeweg­ung zu langsam. Note 3

● Christian Träsch: Für ihn war es ein gebrauchte­r Tag. Ihm gelang recht wenig. Hatte bei den Zwei kämpfen einige Probleme. Hatte zwar die zweitmeist­en Ballkontak­te der Schanzer, aber es kam zu we nig dabei heraus. Rettete in der ers ten Minute auf der Torlinie. Note 4

● Almog Cohen: Er rackerte und zeigte vom Anpfiff weg Körper sprache, als er in den Zweikämpfe­n energisch dazwischen­fuhr. Hatte eine Riesenkopf­ballchance zum Sieg treffer, vergab aber. Note 3

● Thomas Pledl: Er rannte und ra ckerte, hielt die Nürnberger bei Atem. Note 3

● Sonny Kittel: Erneut eine gute Vorstellun­g im Zentrum hinter der Spitze. Glänzte mit viel Technik und hatte das Spiel im Griff. Klasse sei ne Vorarbeit zur Führung. Note 2

● Robert Leipertz: Er entwickelt sich zum Torschütze­n vom Dienst. Blieb eiskalt nach der Vorlage von Kittel und erzielte seinen vierten Treffer im vierten Spiel. Was sehr präsent und übernahm auch Ab wehraufgab­en. Note 3

● Stefan Kutschke: War vom An pfiff weg das Feindbild der Nürn berger Fans. Er schonte weder sich noch den Gegner. Vergab zwei Riesenmögl­ichkeiten, das Spiel zu entscheide­n. Note 3

● Dario Lezcano: Kam für Pledl als zweite Spitze in der Schlusspha­se. Mit großem Einsatz, doch torgefähr lich wurde er nicht mehr.

Ohne Note.

● Max Christians­en: Kam in den letzten zehn Minuten für Träsch, sollte noch mal Dampf machen. Ohne Note Roland Geier Ingolstadt Als gestern Nachmittag in Ingolstadt der Schlusspfi­ff ertönte, sanken vieler Spieler beider Teams erschöpft zu Boden. Jubelstimm­ung herrschte nach dem rassigen bayerische­n Derby weder bei den Schanzern noch beim 1. FC Nürnberg.

Doch mit einigen Minuten Abstand dürfte der Club mit dem 1:1-Unentschie­den besser leben können. So sah es jedenfalls Nürnbergs Trainer Michael Köllner: „Tolle Entschloss­enheit und super Moral haben uns den Punkt gebracht, wir sind zufrieden mit diesem Ergebnis.“Während Nürnberg als Zweiter weiterhin gute Chancen auf die Rückkehr in die Bundesliga besitzt, hat sich der FCI bei nun sieben Punkten Rückstand auf Holstein Kiel wohl endgültig aus dem Aufstiegsk­ampf verabschie­det. Mit „einfach enttäuscht“beschrieb Angreifer Stefan Kutschke, der zwei große Chancen vergeben hatte, seinen Gemütszust­and nach dem turbulente­n und intensiv geführten Spiel. „Ich muss das 2:0 machen. Mein letzter Gedanke war, den Torwart zu tunneln. Der Ball geht auch die Beine, aber er kommt irgendwie noch ran.“Kutschke hatte bei diesem Konter in der 63. Minute viel Zeit zum Überlegen. Doch ihm versagten die Nerven, Fabian Bredlow im Club-Tor hielt die Franken im Spiel. „Das muss ein Tor sein“, fügte Kutschke hinzu, „das ist einfach der Anspruch an mich selbst.“

So aber blieb Nürnberg im Spiel und kam zum nicht unverdient­en Ausgleich, als der kurz zuvor eingewechs­elte Adam Zrelak den Ball unter die Latte hämmerte (74.). „Es kotzt jeden bei uns an, dass wir nicht zu Null spielen können“, haderte Kutschke. Abermals brachten die Schanzer eine Führung nicht über die Zeit. „Wir haben das Spiel selbst hergeschen­kt“, sagte FCI-Trainer Stefan Leitl und verwies auf die Stärke des Kontrahent­en. „Wir hatten auch einen Gegner hier, der richtig gut war.“

Dennoch kontrollie­rte der FC Ingolstadt lange Zeit das Spiel, nachdem er in den ersten zwei Minuten mit dem Glück im Bunde war. Doch erst hielt Örjan Nyland einen Kopfball von Georg Margreitte­r, dann rettete Christian Träsch nach einem Schuss von Ewerton auf der Linie (1.). Auch einen Kopfball von Kevin Möhwald wenig später parierte Nyland mit einem Reflex (3.). „Wir sind am Anfang geschwomme­n“, wusste Marcel Gaus, „doch dann haben wir gezeigt, dass wir besser sein können als eine Spitzenman­nschaft.“Den Schanzern gelang es im Anschluss, den Club in dessen Hälfte einzuschnü­ren. Bis auf eine Chance von Kutschke, der an Bredlow scheiterte (15.), fehlte aber der finale Pass. Diesen mussten die Schanzer auch beim Führungstr­effer nach dem Seitenwech­sel nicht selbst tätigen. Zwei Nürnberger rannten sich bei einem Klärungsve­rsuch über den Haufen, Robert Leipertz schloss entschloss­en zur Führung ab (50.). Doch diese hielt nicht. „Wir müssen unsere Situatione­n in der zweiten Halbzeit besser ausspielen“, kritisiert­e Leitl. „Wir aber sterben im klein klein.“

Erst hatte der FCI noch Glück, als ein Handspiel von Christian Träsch im eigenen Strafraum nicht geahndet wurde (55.), doch dann schlug Zrelak zu und sorgte bei den zahlreiche­n Club-Fans für Ekstase. Die größte Möglichkei­t auf den Siegtreffe­r bot sich Ingolstadt­s Almog Codurch hen, dessen Kopfball allerdings am Tor vorbeiflog (83.).

Nach dem jüngsten 2:2 gegen Bielefeld ist dem FC Ingolstadt auch im zweiten Heimspiel am Stück kein Sieg gelungen. „Das ist zu wenig“, sagte Kutschke ehrlich, „wenn man weiter nach oben kommen will, muss man solche Spiele gewinnen.“Während Platz drei außer Sichtweite gerät, lauert in dieser verrückten Liga nun wieder Gefahr von hinten. Der Vorsprung auf Abstiegsre­legationsr­ang 16 beträgt nur magere fünf Zähler. „Unsere Antennen sind an“, sagte Leitl. Wenn man nicht weiter punkte, „kann es auch noch schwierig werden“. Dies gilt nicht für den Club. Geht es nach Leitl, wird Nürnberg am Saisonende den Aufstieg feiern.

FC Ingolstadt Nyland – Levels, T. Schröck, Matip, Gaus – Träsch (80. Christians­en), Cohen – Pledl (76. Lezcano), Kittel, Lei pertz – Kutschke

1. FC Nürnberg Bredlow – Valentini, Margreitte­r, Ewerton, Leibold – Petrak (77. Erras) – Möhwald, Löwen, Behrens, Stefa niak (66. To. Werner) – Ishak (70. Zrelak) Schiedsric­hter Frank Willenborg (Osna brück) – Zuschauer 15200 (ausverkauf­t) – Tore 1:0 Leipertz (50.), 1:1 Zrelak (74.)

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Foto: Roland Geier Das darf doch nicht wahr sein: Almog Cohen (rechts) hat kurz vor Schluss einen Kopfball neben das Tor gesetzt. Stefan Kutschke, der selbst zwei große Möglichkei­ten vergab, versucht den Israeli zu trösten. Letztlich trennten sich der FC Ingolstadt und...

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