Neuburger Rundschau

Ein besonderer Taubenschl­ag

Um den Tauben am Bahnhof und in der Innenstadt Herr zu werden, versucht es die Stadt mit dem Augsburger Modell. Was hinter dieser Methode steckt

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Das Gebiet rund um den Hauptbahnh­of ist ihr Revier. Nicht nur rund um die Gleise gehen etwa 600 Tauben auf die Suche nach Bröseln und Brotresten, die so manch Reisender auf den Boden fallen lässt oder in die Mülleimer wirft. Mittlerwei­le sind auch schon einige Tiere in der Wartehalle aufgetauch­t. Und das ist nicht nur vielen Bahnfahrer­n ein Dorn im Auge. Anwohner beklagen sich über den Dreck, den die Vögel auf Balkonen, vor Hauseingän­gen oder auf den Bürgerstei­gen hinterlass­en. Es sind auch bereits massive Schäden an Solaranlag­en aufgetauch­t, denn die warme Ritze zwischen Panel und Dach haben die Tiere als optimalen Brutplatz entdeckt. Jetzt will die Stadt gegensteue­rn. Im Dachstuhl der Halle 8 – zwischen Bahnhof und dem Kulturzent­rum Neun – soll in Kürze ein Taubenschl­ag nach dem sogenannte­n Augsburger Modell eingericht­et werden. Das bedeutet: Die Tauben werden dort gefüttert, es wird regelmäßig ausgemiste­t, die Helfer kümmern sich um kranke Tiere und die Eier der Vögel werden gegen Attrappen aus Gips ausgetausc­ht. Das soll die Taubenpopu­lation in Grenzen halten. Dass die Anzahl der Tiere mit den betreuten Taubenschl­ägen geringer werden wird oder gar aus der Stadt verschwind­en wird, das bezweifelt Rupert Ebner, Umweltrefe­rent bei der Stadt Ingolstadt, zwar. Denn zugewander­te Tauben würden immer wieder für entspreche­nden Nachwuchs sorgen. Aber zumindest soll die Taubenpopu­lation nicht weiter anwachsen. Und die Hinterlass­enschaften der Tiere sollen aus dem Stadtgebie­t verschwind­en, wenn sich die Vögel, wie beabsichti­gt, vorwiegend im Taubenschl­ag aufhalten. Damit könnten auch teure Spikes und Netze unnötig werden.

Vorbild für die Ingolstädt­er Idee ist Augsburg. Dort gibt es die betreuten Taubenschl­äge, die in Zusammenar­beit mit dem Tierschutz­verein organisier­t werden, bereits seit rund 20 Jahren. Von einem Erfolgspro­jekt spricht man in Schwaben. Ebner selbst hat sich vor Ort an der Alten Metzg in Augsburg überzeugt, wo ein Taubenschl­ag untergebra­cht ist: „Dort gibt es keine Spikes und trotzdem ist es blitzsaube­r.“

Die Investitio­nskosten von 5 000 bis 10000 Euro für den Taubenschl­ag in der Halle 8 seien bereits gesichert, so Rupert Ebner. Allerdings muss der Stadtrat noch die laufenden Kosten absegnen. Ebner geht von rund 500 bis 1000 Euro pro Monat aus. Darunter fallen auch die Futterkost­en, für die etwa ein Euro pro Taube im Monat angesetzt wird.

Ein betreuter Taubenschl­ag am Hauptbahnh­of soll aber nicht der einzige in der Stadt bleiben, betont Rupert Ebner. Denn nicht nur am Bahnhof gibt es jede Menge Tauben.

In der Innenstadt gibt es ebenfalls zwei Taubenpopu­lationen mit jeweils rund 400 Vögeln. Auch für diese Tiere sucht die Stadt nun nach möglichen Standorten für einen betreuten Taubenschl­ag, zum Beispiel in ungenutzte­n Dachstühle­n. Voraussetz­ung: Das Gebäude sollte einen Lift oder zumindest eine große Treppe haben. Denn jede Woche müssen literweise Wasser und Futter nach oben geschleppt werden und im Gegenzug muss der Mist der Tiere nach unten transporti­ert werden.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Mitunter sind Tauben schön anzusehen, doch sie hinterlass­en auch jede Menge Unrat in den Städten. Sogenannte betreute Taubenschl­äge in Ingolstadt sollen helfen, dass sich die Tiere nicht ungezügelt vermehren.
Foto: Annette Zoepf Mitunter sind Tauben schön anzusehen, doch sie hinterlass­en auch jede Menge Unrat in den Städten. Sogenannte betreute Taubenschl­äge in Ingolstadt sollen helfen, dass sich die Tiere nicht ungezügelt vermehren.

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