Ein besonderer Taubenschlag
Um den Tauben am Bahnhof und in der Innenstadt Herr zu werden, versucht es die Stadt mit dem Augsburger Modell. Was hinter dieser Methode steckt
Ingolstadt Das Gebiet rund um den Hauptbahnhof ist ihr Revier. Nicht nur rund um die Gleise gehen etwa 600 Tauben auf die Suche nach Bröseln und Brotresten, die so manch Reisender auf den Boden fallen lässt oder in die Mülleimer wirft. Mittlerweile sind auch schon einige Tiere in der Wartehalle aufgetaucht. Und das ist nicht nur vielen Bahnfahrern ein Dorn im Auge. Anwohner beklagen sich über den Dreck, den die Vögel auf Balkonen, vor Hauseingängen oder auf den Bürgersteigen hinterlassen. Es sind auch bereits massive Schäden an Solaranlagen aufgetaucht, denn die warme Ritze zwischen Panel und Dach haben die Tiere als optimalen Brutplatz entdeckt. Jetzt will die Stadt gegensteuern. Im Dachstuhl der Halle 8 – zwischen Bahnhof und dem Kulturzentrum Neun – soll in Kürze ein Taubenschlag nach dem sogenannten Augsburger Modell eingerichtet werden. Das bedeutet: Die Tauben werden dort gefüttert, es wird regelmäßig ausgemistet, die Helfer kümmern sich um kranke Tiere und die Eier der Vögel werden gegen Attrappen aus Gips ausgetauscht. Das soll die Taubenpopulation in Grenzen halten. Dass die Anzahl der Tiere mit den betreuten Taubenschlägen geringer werden wird oder gar aus der Stadt verschwinden wird, das bezweifelt Rupert Ebner, Umweltreferent bei der Stadt Ingolstadt, zwar. Denn zugewanderte Tauben würden immer wieder für entsprechenden Nachwuchs sorgen. Aber zumindest soll die Taubenpopulation nicht weiter anwachsen. Und die Hinterlassenschaften der Tiere sollen aus dem Stadtgebiet verschwinden, wenn sich die Vögel, wie beabsichtigt, vorwiegend im Taubenschlag aufhalten. Damit könnten auch teure Spikes und Netze unnötig werden.
Vorbild für die Ingolstädter Idee ist Augsburg. Dort gibt es die betreuten Taubenschläge, die in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein organisiert werden, bereits seit rund 20 Jahren. Von einem Erfolgsprojekt spricht man in Schwaben. Ebner selbst hat sich vor Ort an der Alten Metzg in Augsburg überzeugt, wo ein Taubenschlag untergebracht ist: „Dort gibt es keine Spikes und trotzdem ist es blitzsauber.“
Die Investitionskosten von 5 000 bis 10000 Euro für den Taubenschlag in der Halle 8 seien bereits gesichert, so Rupert Ebner. Allerdings muss der Stadtrat noch die laufenden Kosten absegnen. Ebner geht von rund 500 bis 1000 Euro pro Monat aus. Darunter fallen auch die Futterkosten, für die etwa ein Euro pro Taube im Monat angesetzt wird.
Ein betreuter Taubenschlag am Hauptbahnhof soll aber nicht der einzige in der Stadt bleiben, betont Rupert Ebner. Denn nicht nur am Bahnhof gibt es jede Menge Tauben.
In der Innenstadt gibt es ebenfalls zwei Taubenpopulationen mit jeweils rund 400 Vögeln. Auch für diese Tiere sucht die Stadt nun nach möglichen Standorten für einen betreuten Taubenschlag, zum Beispiel in ungenutzten Dachstühlen. Voraussetzung: Das Gebäude sollte einen Lift oder zumindest eine große Treppe haben. Denn jede Woche müssen literweise Wasser und Futter nach oben geschleppt werden und im Gegenzug muss der Mist der Tiere nach unten transportiert werden.