Neuburger Rundschau

Nüchtern betrachtet

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER klartext@neuburger rundschau.de

Drei Mädels fahren durch die Provinz. Die Nacht ist dunkel – und Teresa? Die ist blau. Sie und die beiden anderen waren zuvor im Kino, sie haben getrunken, definitiv zu viel. Trotzdem fährt Teresa den Wagen. Ein Blick in den Außenspieg­el verrät der Schülerin: „Boah, die Polizei ist hinter uns!“

Nun gut. Dass das Experiment, die Wodkaflasc­he zwischen Daumen und Zeigefinge­r zu balanciere­n, am Versuch scheitert, mit der gesamten Hand den sechsten Gang zu drücken, sollte Teresa nicht verwundern. Dennoch: Weiter unten kleben die Nikes am Gaspedal. Der Tacho zeigt jetzt 130. Aber der Polo bleibt zu langsam. Dann lehnt sich Teresa aus dem offenen Fenster und schleudert die Flasche auf das Polizeiaut­o. Der gute Wodka... Das Glas zersplitte­rt an der Windschutz­scheibe des Einsatzfah­rzeugs, die Beamten beschleuni­gen. Drei Kilometer weiter endet die Verfolgung­sjagd an einem Baum. Teresa und die anderen kapitulier­en, sie steigen aus. Am nächsten Morgen warten weinende Mütter vor dem Revier. Teresas’ letzte klägliche Revolte, dem Beamten mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, tröstet Mama Ingrid auch nicht. So betrunken sie zu diesem Zeitpunkt noch war, so ernüchtern­d zeigt sich später die Statistik: Tatsächlic­h wird in etwa jede dritte Gewalttat unter Alkoholein­fluss verübt, im Landkreis waren es vergangene­s Jahr 112. Teresas’ Führersche­in ist weg. Und vom Film wissen die drei auch nichts mehr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany