Durch die Blume gesagt
Der Boxenstall blüht: Welche Kunstwerke zu sehen sind und warum es sich lohnt, die„Flower Power“-Ausstellung des Neuburger Kunstkreises zu besuchen
Neuburg Das Motto lässt viel Spielraum zu: „Flower Power“ist das Thema der diesjährigen Frühjahrsausstellung des Neuburger Kunstkreises im Boxenstall. Und so lassen die einen einfach Blumen sprechen, spielen mit Formen und Farben oder bilden florale Schönheit ab, die anderen hingegen greifen das Schlagwort der Hippie-Bewegung auf, für die Blumen ein Zeichen des Friedens waren.
Ein breites Spektrum an Ideen wurde von den Kunstkreislern umgesetzt - und da reicht die Bandbreite vom begeisterten Dilettanten über den begabten Kopisten bis hin zum fast schon professionellen Künstler und Fotografen. Präsentiert werden die Werke größtenteils auf Staffeleien lehnend, da es im Boxenstall nicht möglich ist, Bilder zu hängen. Alles kommt gut zur Geltung und nichts sich gegenseitig ins Gehege, sprich: Die einzelnen Kunstwerke konkurrieren nicht miteinander, weil in dem historischen Gewölbe so schön viel Platz ist.
Was „Flower Power“in den 60er-Jahren und die Hippiebewegung ausmachte, nämlich die Freiheit von gesellschaftlichen Konventionen, Zwängen und Moralvorstellungen, erläuterten Bürgermeister Johann Habermeyer und Kunstkreis-Vorsitzende Karin Stark bei der sehr gut besuchten Vernissage am Freitagabend im Boxenstall. Der Laudator, der sich selbst als „Kunstkreis-Bürgermeister“bezeichnete, weil er schon so viele Ausstellungen der Gruppe eröffnet hat, freute sich über das aktuelle Angebot an Kunst in Neuburg und verwies auf die Fotoausstellung im Fürstengang. In ihrer Einführung im Namen ihrer beiden Vorstandskollegen Christine Reith und Andreas Meilinger skizzierte Karin Stark das Lebensgefühl und die Kultur der Hippiebewegung, für die „Blume gegen Gewehr, Liebe gegen Gewalt und Hass“stand.
Dieses Credo hat zum Beispiel Heike Schleer in ihrem Objekt „Biowaffe Hans 014“aufgegriffen, in dem aus zwei Pistolen vertrocknete Blumen wachsen, eine düstere Version des bekannten Motivs. „Make love, not money“wandelt Karin Stark den Slogan „Make love, not war“ab, die in einem weiteren Bild („Kommune I“) zwei Ikonen der deutschen Hippiebewegung, Rainer Langhans und Uschi Obermaier, porträtiert.
Nicht den gesellschaftspolitischen, sondern den ästhetischen und den symbolischen Aspekt des Themas haben Annemarie Meilinger mit ihrem Tulpenbild und Stilla Bauch mit dem „Power-Hut“nach einem bekannten Porträt von Gabriele Münter im Blick, ebenso wie Dr. Zlatko Poljak mit seiner Marktfrau an ihrem Stand sowie etliche andere mit ihren realistisch oder abstrakt gemalten Blumenmotiven. Außer „Flachware“ist auch 3-D-Kunst zu sehen: eine Skulptur und die Installation „Blaue Blumen der Romantik“von Hans Märkl.
Extra-Ecke ist den Kindern und Jugendlichen des Kunstkreises vorbehalten. Hier sind Nachwuchstalente zu entdecken – wie Jasmin Baldi, Anna Rapp und Simon Schleer mit einer Zeichnung von fleischfressenden Pflanzen, die Panzer und Soldaten verschlingen. Hier steht die Pflanze einmal nicht für Harmonie und Frieden, sondern ist selbst eine Waffe – ein origineller Ansatz, ganz im Sinne der FlowerPower-Bewegung.
Zu entdecken sind die vielfältigen Arbeiten der Neuburger Kunstkreis-Mitglieder noch bis einEine schließlich Sonntag, 6. Mai. Freitags ist die „Flower-Power“-Ausstellung im Neuburger Boxenstall von 15 bis 19 Uhr geöffnet, am Wochenende und auch am Dienstag, 1. Mai, von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt zur Ausstellung des Kunstkreises ist kostenlos.