Wird der Schmöker zur Geschichte von gestern?
Zum Welttag des Buches klären eine Buchhändlerin und ein Mädchen Fragen rund um das Thema Buch.
Neuburg Mal weniger Seiten, mal mehr. Mal viele Bilder, mal keine, mal Text, dann wieder ohne. Es gibt viele unterschiedliche
Rubriken, darunter etwa
Humor,
Fantasy, Spannung, Reisen, Schule oder Kochen. Um was es sich handelt? Richtig, das Buch. Heute, am 23. April, schenkt ihm die Welt internationale Beachtung.
Glaubt man der allgemein vorherrschenden Meinung, nimmt das Leseverhalten stetig ab. Doch die Zahlen stimmen positiv: So hat das Marktforschungsinstitut GfK im Sommer 2016 mehr als 22 000 Internetnutzer in 17 Ländern danach befragt, wie häufig sie Bücher lesen. Dabei haben 1502 Personen in Deutschland teilgenommen. Den Erkenntnissen zufolge lesen 25 Prozent der Deutschen jeden Tag oder fast jeden Tag, ebenfalls 25 Prozent mindestens einmal pro Woche. In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen beträgt diese Zahl sogar 46 Prozent. Julia Braun ist 15 Jahre alt und nach eigenen Angaben ein großer Fan des geschriebenen Wortes. „Ich selbst bin eine totale Leseratte“, sagt sie. „In den zwei Wochen Osterferien habe ich, glaube ich, sechs Bücher gelesen. Lesen macht mir einfach Spaß und es ist für mich total entspannend.“Die Jugendliche ist der Meinung, dass das Buch durchaus noch Thema in der Gesellschaft ist – allerdings bei älteren Leuten und Grundschülern, wobei Letztere das Lesen erst noch lernen müssen. „In unserem Alter liest kaum noch jemand, so habe ich das Gefühl“, bedauert sie.
Zur heutigen Zeit gibt es viele verschiedene Wege des Bücherlesens. Tatsächlich greift noch ein großer Teil der Leserschaft zur klassischen Papierform. Doch die Zahl derer, die E-Books lesen, steigt. „Soweit ich weiß, fanden die E-Medien besonders in den letzen zwei, drei Jahren immer mehr Anhänger.“Auf welchen Endgeräten das geschriebene Wort gelesen wird, sei dennoch schwer zu sagen. „Wobei ich glaube, dass die meisten zu E-Reader oder Tablet greifen, anstatt auf dem kleinen Display des Smartphones zu lesen“, sagt Julia.
Es gebe zwar immer Schriftsteller, die besonders angesagt und gefragt sind.
Doch Schriftsteller wie Kant seien nicht mehr allzu interessant, erklärt die Jugendliche. Daneben gebe es Bücher, die schon immer beliebt waren und wohl nie aus der Mode kommen. Darunter fällt zum Beispiel die Buchreihe um die Abenteuer des Zauberers Harry Potter. Julia glaubt, dass sich die permanente Aktualität der Bände durch den Film „Fantastische Tierwesen“begründet. Erst im vergangenen Jahr war dieser auf deutschen Leinwänden zu sehen. „Ich weiß von einem Zwillingspaar, das ganz vernarrt in diese Bücher ist“, erzählt die 15-Jährige. Wobei man in ihren Augen Buchreihen wie „Die drei !!!“, „Die drei ???“oder Gregs Tagebücher nicht unterschätzen sollte. Die würden – ohne Zweifel – immer gefragter, bemerkt Julia. Dem gegenüber gerate Harry Potter fast etwas in den Hintergrund.
Dass nicht mehr viele Menschen lesen, einige aber sehr wohl, beobachtet Jasmin Ben Soltan. Sie ist Buchhändlerin in der Handlung Ruppert in der Neuburger Innenstadt. Besonders angesagt sind in ihren Augen derzeit Gregs Tagebücher, die für Buben zwischen zehn und zwölf Jahren angedacht sind. Für Mädchen in diesem Alter empfiehlt sie die Schriftstellerin Alea Aquarius. Auch das Buch „Götterfunke“liege momentan im Trend. Allgemein komme es jedoch auf den Geschmack des Einzelnen an. Bei Erwachsenen und jungen Erwachsenen scheint übrigens Rita Falk als Autorin dieser Tage sehr gefragt.
In die Buchhandlung Rupprecht kommen Interessierte durchschnittlich im Alter von 30 bis 50 Jahren, aber auch viele Jugendliche, die Bücher überwiegend für den Freizeitbedarf kaufen. Im Schnitt verbringen die Menschen in der Buchhandlung zehn bis 15 Minuten. Für die Zukunft erhofft sich Jasmin Ben Soltan, dass wieder mehrere Menschen ein Buch in die Hand nehmen und lesen. Ab und zu kommen auch Leute, um sich einfach hinzusetzen und ein Buch anzuschauen. „Allerdings sind wir eine Bücherhandlung, wir verkaufen die Bücher“. Anders sei es in der Bibliothek. „Hier kann man Bücher in Ruhe lesen und ausleihen“, betont Jasmin.
Nur nebenbei: Zum Welttag des Buches gibt es eine Aktion, um Schülern bundesweit Freude am Lesen zu schenken. Buchhandlungen bestellen das Welttagsbuch „Ich schenk dir eine Geschichte“, um es an Schüler der vierten und fünften Klassen zu verschenken. Die angemeldeten Schulen bekommen einen Gutschein, mit dem die Schüler sich das Buch in der Buchhandlung abholen können. Dazu bekommen die Kinder noch eine Führung durch die Buchhandlung, Wissen zu den Büchern und zum Schluss noch ein kleines Buch-Quiz.
IMehr dazu gibt es im Internet unter www.welttag des buches.de