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Der FC Ingolstadt hat es Torhüter Örjan Nyland zu verdanken, bei Fortuna Düsseldorf „nur“mit 0:3 zu verlieren. Was der Hauptunterschied zwischen beiden Mannschaften war
Düsseldorf Es ist bezeichnend für die Vorstellung einer Mannschaft, wenn ein Trainer nach einer deutlichen Pleite ein Sonderlob an seinen Torhüter richtet. Stefan Leitl sah sich nach der 0:3-Niederlage des FC Ingolstadt bei Fortuna Düsseldorf dazu gezwungen: „Ich muss Örjan Nyland zu einer richtig guten Leistung gratulieren. Er hat uns vor einer höheren Niederlage bewahrt.“
Ebenso ungewöhnlich ist, wenn beide Trainer nach einem klaren Ergebnis von einem „über weite Strecken ausgeglichenen Spiel“sprechen. Auch das war der Fall, als sich Leitl und Friedhelm Funkel zur Partie äußerten. Aus dem Spiel heraus war in der Tat keinem Team ein Treffer gelungen, sämtliche Tore der Fortuna nach Standards gefallen. „Das ist nicht akzeptabel“, schimpfte Leitl, „man muss die Bereitschaft haben, die Zweikämpfe anzunehmen, da Standards ein wichtiges Element in der 2. Liga sind.“Ähnlich kritische Worte fand Tobias Schröck: „Man muss bis aufs Messer verteidigen. Die Basis ist, zu laufen und zu kämpfen.“Elemente, die den Schanzern über weite Strecken abgingen.
Der FCI trat nicht wie eine Mannschaft auf, die mit aller Macht um ihre letzte – wenn auch kleine – Chance auf den Aufstieg kämpft. Düsseldorf überließ Ingolstadt zwar zumeist den Ball, doch mit dem wussten die Gäste wenig anzufangen. Kaum Bewegung und fehlende Ideen prägten das Offenspiel, in der Defensive agierten die Schanzer schläfrig und ungeschickt. Eine Vorstellung, die schlicht zu wenig war, um die Fortuna, die zuletzt drei Spiele hintereinander verloren hatte, in Bedrängnis zu bringen. „Ich habe eine sehr verunsicherte Düsseldorfer Mannschaft gesehen“, meinte Tobias Levels. „Der einzige Unterschied waren die Standards.“Eine Einschätzung, mit der er mit seinen Teamkollegen übereinstimmte, die aber nicht der kompletten Wahrheit entsprach. Denn der Tabellenführer präsentierte sich bissiger und gedankenschneller.
Etwa beim 1:0, als Niko Gießel- mann einen Freistoß kurz auf Genki Haraguchi spielte, der völlig frei in den Sechzehner laufen konnte und den ebenso alleingelassenen Rouwen Hennings bediente. Der Torjäger schloss mit einem Schuss durch die Beine von Örjan Nyland ab (7.). Auch das zweite Ingolstädter Gegentor resultierte aus einer Schlafmützigkeit. Nach einer Ecke ließ Christian Träsch Gießelmann wehrlos an sich vorbeilaufen. Der bedankte sich für den Freiraum und köpfte zum 2:0 ein (39.). Und die Schanzer? Agierten trotz optischer Überlegenheit völlig harmlos.
Die Düsseldorfer Anhänger feierten zu diesem Zeitpunkt bereits mit Gesängen die anstehende Rückkehr in die Bundesliga und richteten Schmähgesange Richtung des Rivalen 1. FC Köln. Der FCI wirkte wie ein gern gesehener Gast, der die Party nicht wirklich störte. Das Muster des Spiels blieb nach dem Seitenwechsel gleich. Ingolstadt hatte meist den Ball, musste offensiver agieren und lief in Konter. Kurz nach der Pause verhinderte Nyland noch einen dritten Düsseldorfer Treffer, als er gegen Haraguchi parierte (49.). Das entscheidende 3:0 fiel dann erneut nach einer Standardsituation (65.). Nach einer Ecke gewann Gießelmann ein Kopfballduell. Der Ball landete am Innenpfosten, trudelte die Torlinie entlang und wurde von Robin Bormuth ins Netz befördert. Nyland bewahrte die Schanzer mit Paraden gegen Haraguchi (68.) und Gießelmann (77.) vor einer noch höheren Niederlage. „Er war der Einzige in Normalform und mit Abstand unser bester Mann“sagte Kapitän Marvin Matip ehrlich. Auch diese Aussage ist irgendwie bezeichnend.
Fortuna Düsseldorf Wolf – Schauerte, Ayhan, Bormuth, Gießelmann (87. J. Zim mer) – Bodzek – Neuhaus (83. H. Nielsen), Sobottka – Usami (79. Raman), Haraguchi – Hennings
FC Ingolstadt Nyland – Levels, T. Schröck, Matip, Gaus – Träsch (62. Christiansen), Cohen – Kittel – Pledl (62. Lezcano), Lei pertz – Kutschke
Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) – Zuschauer 33 925 Tore 1:0 Hennings (7.), 2:0 Gießelmann (39.), 3:0 Bormuth (65.)
Note 5
● Sonny Kittel: Wurde im ersten Durchgang gut von Fortuna aus dem Spiel genommen, konnte so kaum für gefährliche Offensivak tionen sorgen. Auch in der zweiten Halbzeit weitestgehend wirkungs los. Note 4
● Robert Leipertz: War bemüht, setzte aber kaum Akzente im Of fensivspiel der Schanzer. Note 5
● Thomas Pledl: Hatte mit seinem Kopfball die Chance zum An schlusstreffer. Ansonsten kam vom Außenbahnspieler wenig Kreati ves. Note 5
● Stefan Kutschke: Bekam in der ersten Hälfte immer wieder lange Bälle, konnte diese allerdings nicht zu Torchancen verwerten. Im zweiten Durchgang war der Stürmer komplett vom Spielbetrieb abgemeldet.
Note 5
● Max Christiansen: Kam für Chris tian Träsch. Machte seine Aufgabe passabel, ohne groß aufzufallen. Note 4
● Dario Lezcano: Kam für Pledl. War bemüht, konnte aber keine Abschlüsse verbuchen. Bei seiner ein zigen Torchance zögerte er zu lan ge mit dem Abschluss. Note 4 (ramax)