Neuburger Rundschau

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Der FC Ingolstadt hat es Torhüter Örjan Nyland zu verdanken, bei Fortuna Düsseldorf „nur“mit 0:3 zu verlieren. Was der Hauptunter­schied zwischen beiden Mannschaft­en war

- VON BENJAMIN SIGMUND

Düsseldorf Es ist bezeichnen­d für die Vorstellun­g einer Mannschaft, wenn ein Trainer nach einer deutlichen Pleite ein Sonderlob an seinen Torhüter richtet. Stefan Leitl sah sich nach der 0:3-Niederlage des FC Ingolstadt bei Fortuna Düsseldorf dazu gezwungen: „Ich muss Örjan Nyland zu einer richtig guten Leistung gratuliere­n. Er hat uns vor einer höheren Niederlage bewahrt.“

Ebenso ungewöhnli­ch ist, wenn beide Trainer nach einem klaren Ergebnis von einem „über weite Strecken ausgeglich­enen Spiel“sprechen. Auch das war der Fall, als sich Leitl und Friedhelm Funkel zur Partie äußerten. Aus dem Spiel heraus war in der Tat keinem Team ein Treffer gelungen, sämtliche Tore der Fortuna nach Standards gefallen. „Das ist nicht akzeptabel“, schimpfte Leitl, „man muss die Bereitscha­ft haben, die Zweikämpfe anzunehmen, da Standards ein wichtiges Element in der 2. Liga sind.“Ähnlich kritische Worte fand Tobias Schröck: „Man muss bis aufs Messer verteidige­n. Die Basis ist, zu laufen und zu kämpfen.“Elemente, die den Schanzern über weite Strecken abgingen.

Der FCI trat nicht wie eine Mannschaft auf, die mit aller Macht um ihre letzte – wenn auch kleine – Chance auf den Aufstieg kämpft. Düsseldorf überließ Ingolstadt zwar zumeist den Ball, doch mit dem wussten die Gäste wenig anzufangen. Kaum Bewegung und fehlende Ideen prägten das Offenspiel, in der Defensive agierten die Schanzer schläfrig und ungeschick­t. Eine Vorstellun­g, die schlicht zu wenig war, um die Fortuna, die zuletzt drei Spiele hintereina­nder verloren hatte, in Bedrängnis zu bringen. „Ich habe eine sehr verunsiche­rte Düsseldorf­er Mannschaft gesehen“, meinte Tobias Levels. „Der einzige Unterschie­d waren die Standards.“Eine Einschätzu­ng, mit der er mit seinen Teamkolleg­en übereinsti­mmte, die aber nicht der kompletten Wahrheit entsprach. Denn der Tabellenfü­hrer präsentier­te sich bissiger und gedankensc­hneller.

Etwa beim 1:0, als Niko Gießel- mann einen Freistoß kurz auf Genki Haraguchi spielte, der völlig frei in den Sechzehner laufen konnte und den ebenso alleingela­ssenen Rouwen Hennings bediente. Der Torjäger schloss mit einem Schuss durch die Beine von Örjan Nyland ab (7.). Auch das zweite Ingolstädt­er Gegentor resultiert­e aus einer Schlafmütz­igkeit. Nach einer Ecke ließ Christian Träsch Gießelmann wehrlos an sich vorbeilauf­en. Der bedankte sich für den Freiraum und köpfte zum 2:0 ein (39.). Und die Schanzer? Agierten trotz optischer Überlegenh­eit völlig harmlos.

Die Düsseldorf­er Anhänger feierten zu diesem Zeitpunkt bereits mit Gesängen die anstehende Rückkehr in die Bundesliga und richteten Schmähgesa­nge Richtung des Rivalen 1. FC Köln. Der FCI wirkte wie ein gern gesehener Gast, der die Party nicht wirklich störte. Das Muster des Spiels blieb nach dem Seitenwech­sel gleich. Ingolstadt hatte meist den Ball, musste offensiver agieren und lief in Konter. Kurz nach der Pause verhindert­e Nyland noch einen dritten Düsseldorf­er Treffer, als er gegen Haraguchi parierte (49.). Das entscheide­nde 3:0 fiel dann erneut nach einer Standardsi­tuation (65.). Nach einer Ecke gewann Gießelmann ein Kopfballdu­ell. Der Ball landete am Innenpfost­en, trudelte die Torlinie entlang und wurde von Robin Bormuth ins Netz befördert. Nyland bewahrte die Schanzer mit Paraden gegen Haraguchi (68.) und Gießelmann (77.) vor einer noch höheren Niederlage. „Er war der Einzige in Normalform und mit Abstand unser bester Mann“sagte Kapitän Marvin Matip ehrlich. Auch diese Aussage ist irgendwie bezeichnen­d.

Fortuna Düsseldorf Wolf – Schauerte, Ayhan, Bormuth, Gießelmann (87. J. Zim mer) – Bodzek – Neuhaus (83. H. Nielsen), Sobottka – Usami (79. Raman), Haraguchi – Hennings

FC Ingolstadt Nyland – Levels, T. Schröck, Matip, Gaus – Träsch (62. Christians­en), Cohen – Kittel – Pledl (62. Lezcano), Lei pertz – Kutschke

Schiedsric­hter Manuel Gräfe (Berlin) – Zuschauer 33 925 Tore 1:0 Hennings (7.), 2:0 Gießelmann (39.), 3:0 Bormuth (65.)

Note 5

● Sonny Kittel: Wurde im ersten Durchgang gut von Fortuna aus dem Spiel genommen, konnte so kaum für gefährlich­e Offensivak tionen sorgen. Auch in der zweiten Halbzeit weitestgeh­end wirkungs los. Note 4

● Robert Leipertz: War bemüht, setzte aber kaum Akzente im Of fensivspie­l der Schanzer. Note 5

● Thomas Pledl: Hatte mit seinem Kopfball die Chance zum An schlusstre­ffer. Ansonsten kam vom Außenbahns­pieler wenig Kreati ves. Note 5

● Stefan Kutschke: Bekam in der ersten Hälfte immer wieder lange Bälle, konnte diese allerdings nicht zu Torchancen verwerten. Im zweiten Durchgang war der Stürmer komplett vom Spielbetri­eb abgemeldet.

Note 5

● Max Christians­en: Kam für Chris tian Träsch. Machte seine Aufgabe passabel, ohne groß aufzufalle­n. Note 4

● Dario Lezcano: Kam für Pledl. War bemüht, konnte aber keine Abschlüsse verbuchen. Bei seiner ein zigen Torchance zögerte er zu lan ge mit dem Abschluss. Note 4 (ramax)

 ?? Foto: Roland Geier ?? Nicht zu fassen: Co Trainer Andre Mijatovic (von links), Coach Stefan Leitl und Sportdirek­tor Angelo Vier wollen gar nicht mehr hinschauen. Der FC Ingolstadt musste sich bei Fortuna Düsseldorf mit 0:3 geschlagen geben.
Foto: Roland Geier Nicht zu fassen: Co Trainer Andre Mijatovic (von links), Coach Stefan Leitl und Sportdirek­tor Angelo Vier wollen gar nicht mehr hinschauen. Der FC Ingolstadt musste sich bei Fortuna Düsseldorf mit 0:3 geschlagen geben.

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