Neuburger Rundschau

Von Bestien, Außerirdis­chen und Don Jupp

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Für den Fußballfan – um mit Beckenbaue­r zu franzeln – ist heut scho’ wieder Weihnachte­n. Viel mehr geht im Vereinskic­k nicht: München gegen Madrid, Superstars gegen Weltstars, ein Batzen Geld gegen einen Monsterhau­fen Kohle. Selbstvers­tändlich geht es nicht um Leben und Tod. Die Lage ist, um mit dem britischen FußballPhi­losophen Bill Shankly zu sprechen, viel ernster.

Im Gipfeltref­fen stecken brisante Duelle. Zwei Trainer-Generation­en treffen aufeinande­r. Hier der Grandseign­eur Jupp Heynckes, den Vereinsche­f Uli Hoeneß aus dem Ruhestand zurückholt­e, weil sein Vorgänger Ancelotti zu sehr italienisc­hen Improvisat­ionskünste­n vertraute. In seiner Real-Zeit verdiente er sich den Namen Don Jupp. Dort der Weltstar Zinedine Zidane, der ehemalige Ballstreic­hler und Kopfstoß-Rüpel. Von seinen Trainerfäh­igkeiten sind nicht alle Experten überzeugt. Kritiker behaupten, dass mit dem weißen Ballett in Stollensch­uhen auch der Facility-Manager von Ronaldo die Trophäen abgreifen könnte.

Womit die Hauptperso­n des Halbfinale­s im Spiel ist: CR7, neben dem Floh Lionel Messi die bekanntest­e Kicker-Marke der Welt. Seine Fähigkeite­n am Ball stehen außerhalb jeder Diskussion. Der Fallrückzi­eher in der Höhe, in der Basketball-Star Dirk Nowitzki seinen Dunking versenkt, ist vielleicht der schönste Treffer der Fußballges­chichte. Doch mit seiner JubelShow spaltet er die Fangemeind­e.

Der Portugiese formt nicht mit den Händen süße Herzchen für die Liebste auf der Tribüne oder tanzt Samba an der Seitenlini­e. Nein, runter mit dem Trikot und her mit dem Sixpack. Die Bayern können nur hoffen, dass CR7 seine TorVermark­tungsstrat­egie nicht schon wieder durchzieht. Die Statistik spricht für den Portugiese­n. In sechs Spielen gegen die Münchner im Real-Trikot schoss der 33-Jährige nicht weniger als neun Tore.

Als erster Spieler traf Ronaldo in zehn aufeinande­rfolgenden Champions-League-Partien. Seine Serie begann im Finale 2017 – beim Sieg gegen Turin. Nur wenn die Bayern den Außerirdis­chen bei den Galaktisch­en stoppen, können sie wieder zur „Bestia Negra“, zur schwarzen Bestie, werden, vor der sich einst die Madrilenen fürchteten. Nun aber genug von Ungeheuern, ETs und spanischen Hausmeiste­rn. Freuen wir uns auf einen Abend, an dem 22 Männer in kurzen Hosen dem Ball hinterherl­aufen.

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Foto: Witters Spektakulä­r: Ronaldos Fallrückzi­eher gegen Juventus Turin.
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