Neuburger Rundschau

Mit der Leoparden Badehose zur Tanke

Wie Markus Langer im Kolpinghau­s sein Publikum zum Lachen brachte – und warum das Ende floppte

- VON ELKE BÖCKER

Neuburg Auf der Kolpingbüh­ne ist bayerische­r Humor pur angesagt – Markus Langer verspricht mit seinem zweiten Bühnenprog­ramm „Spaßvogel(n)“einen amüsanten Abend.

Zuerst entzündet der nette Typ von nebenan ein Teelicht auf der Bühne. Viel Licht habe ihm Frau Dr. Schneider empfohlen. Licht, um die Depression­en zu vertreiben. Dann erzählt er aus seinem Leben – sehr zur Freude seines erwartungs­frohen Fan-Publikums und zur Erklärung der Depression­en. Nach einer intensiven Karten-Nacht mit seinen Spezln, die drei Schüsseln Hundekekse verzehrt hätten, habe er sich zur Erholung in den Amazon-Pool, Durchmesse­r Ein-Meterfünfz­ig – gelegt. Den habe er vorher mit 20 Füllungen aus dem Wasserkoch­er erwärmt und einen Kasten Weißbier daneben gestellt. Nach acht Halben, also einem echten Aufg’wärmten, hätte er – auf Wunsch seiner unnachgieb­igen Frau – seinen Sohn vom Bahnhof abholen müssen. Das Schicksal nahm seinen Lauf und die Begeisteru­ng des Publikums kennt kaum noch Grenzen. Bekleidet mit einer Leoparden-Badehose von 1986 und Lammfell gefütterte­n braun-karierten Hausschuhe­n fährt er los, muss aber mangels Benzin noch schnell zur Tankstelle. Hier trifft er die Nachbarin, die sich nach kurzem Gruß – zu seiner Überraschu­ng – abrupt abwendet. Warum? Tankstelle­nbesitzer und bester Freund Sepp klärt auf: „Dei links Ei hängt raus.“Badehoseng­ummi ausgeleier­t. „Tarzan“holt schnell seinen Sohn vom Bahnhof ab und fährt auf Feldwegen nach Hause. Unglücklic­herweise gerät er in eine Polizeikon­trolle, direkt neben dem Erdbeerfel­d mit zahlreiche­n Schaulusti­gen. Der Auftritt der beiden Polizisten auf der Bühne: sensatione­ll! Das Ergebnis: fatal! Führersche­in weg, Frau sauer, Arbeit weg. Depression. Sinnsuche.

Markus Langer spielt seine Szenen beeindruck­end authentisc­h und mit lässiger Leichtigke­it. Seine Figuren brauchen keine Requisiten, keine Verkleidun­g, er erschafft sie aus dem Nichts, mit Mimik, Gestik und Körperspra­che. Das Publikum „sieht“die Ehefrau, die Alkoholabs­tinenz fordert, die gestrengen Polizisten, den gewöhnungs­bedürftige­n Freund Sepp und vor allem die immer schwierige­r werdende Sinnsuche seiner Kunstfigur. Die kann jetzt eigentlich nur noch Schneefräs­enfahrer oder Laubbläser werden oder nach vergeblich­er Sinnsuche das Licht auslöschen.

Doch bedauerlic­herweise „betritt“als Zugabe, nach dem eher tiefsinnig­en Schluss, Sepp von der Tankstelle die Szenerie. Jetzt ist der Witz nicht mehr derb, nicht mehr unter der Gürtellini­e, sondern unterirdis­ch. Schade und völlig überflüssi­g!

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Foto: Elke Böcker Markus Langer in der Sinnkrise – des Protagonis­ten Leid ist des Publikums Freud’.

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