Bei Zieglers wollen sie unkompliziert bleiben
Der 9-Loch-Golfplatz von Karl Ziegler in Heinrichsheim ist vor allem für diejenigen gedacht, die einmal probieren wollen, ob ihnen der Sport gefällt. Warum das ursprüngliche Konzept nicht aufging und es so gut ist, wie es ist
Neuburg Heinrichsheim Karl Ziegler denkt gar nicht daran, an seinem System etwas zu ändern. „Ein Fahrrad ist kein Porsche“, beschreibt er den Unterschied von seinem 9-Loch-Platz zu den großen 18-Loch-Anlagen der renommierten Golfclubs um ihn herum. Dort, ob bei den Wittelsbachern in Rohrenfeld oder beim Club in Ingolstadt, würden die Spieler und Gäste zurecht einen anderen Standard erwarten. In Heinrichsheim funktioniert es so, wie es ist, perfekt. „Ich wäre dumm, wenn ich mich annähern oder vergleichen wollte.“
Andere Landwirte, die sich ein zweites Standbein aufbauen mussten, errichteten Biogas-, Windkraftoder Photovoltaikanlagen. Sein Vater schlug einen Campingplatz vor. Und was machte Karl Ziegler? Er baute einen Golfplatz. Weil er zu der Zeit noch bei den Wittelsbachern Golf spielte, war irgendwann in ihm diese Idee gereift. 2006 nahm er das Projekt in Angriff, baute zunächst einen 6-Loch-Kurzplatz und zwei Jahre später eine vom Deutschen Golfverband (DGV) geprüfte, wettspielfähige 9-Loch-Anlage. Eine offenbar gute Entscheidung.
Dem 58-jährigen Landwirt war klar, dass er keine Anlage errichten kann, die mit einem derart großen Aufwand betrieben wird, wie zum Beispiel die der Wittelsbacher. Er brauchte einen pflegeleichten und vor allem auch günstig zu pflegenden Platz. Daher sind die Konturen des Geländes so angelegt, dass er es mit seinen Geräten, die er auch in der Landwirtschaft nutzt, bearbeiten kann.
Karl Ziegler und seine Lebensgefährtin Ute Rehm freuen sich, dass sie mit dem Bau der Anlage auch der Natur, so wie es sie früher dort gegeben hat, wieder Platz geben konnten. Die Anlage liegt an einer ehemaligen Flussschlinge und ohne Zutun wuchsen in diesem Verlauf unter anderem wieder Schilf und Mooskolben. Im Buch, das der Bayerische Golfverband anlässlich seines 50-jährigen Bestehens herausgab, ist Zieglers Golfplatz als einer derjenigen erwähnt, der mit wenig Aufwand der Natur wieder Platz lässt.
Mit seinem Angebot wollte und will Karl Ziegler es Interessierten ermöglichen, einmal das Golfspielen auszuprobieren und dies zu relativ günstigen Preisen. Seine Grundidee die, auf dem kleinen Platz einen möglichst großen Durchlauf zu erreichen. 100 bis 200 Golfer im Jahr ausrüsten, ausbilden und anschließend auf eine größere Anlage ziehen lassen. Das war der Plan. Der ging aber an dieser Stelle nicht ganz auf. „Denn die meisten, die hier angefangen haben, sind auch geblieben“, der Neuburger. Aber natürlich gab und gibt es eine Reihe von Golfern, die, einmal auf den Geschmack gekommen, auf eine große Anlage in der Region wechseln. Deshalb sehen die Betreiber dieser Golfclubs, zu denen ein gutes Verhältnis besteht, Karl Ziegler weniger als Konkurrent, sondern mit seiwar
● 2008 entstand die DGV geprüfte, vorgabefähige 9 Loch Anlage. Der Kurs ist für Herren 1716 und für Frauen 1533 Meter lang. Sieben Bahnen sind Par 3, dazu gibt es ein Par 4 und ein Par 5.
● 2012 wurde die größte, über dachte Driving Range in der Regi on mit 24 überdachten Abschlägen und 38 Rasenabschlägen eröffnet.
nem „Jedermannplatz“eher als eine sinnvolle Bereicherung.
Dort vor den Toren Neuburgs begann es vor elf Jahren geradezu grandios. Noch bevor der Platz gebaut war, hatten bereits 100 Mitglieder ihren Beitrag gezahlt. „Ihnen bin ich noch heute dankbar“, sagt er. Im Club gibt es nur Jahreserzählt mitglieder. Beim Start 2007 waren es 182. Im dritten Jahr im Spielbetrieb waren 400 Golfer ausgebildet worden, zusätzlich gab es 300 neue Jahresmitglieder. Für den Golfboom, den er mit seiner Anlage ausgelöst hat, erhielt Karl Ziegler vom DGV einen Innovationspreis. Bis zu vier Trainer waren in den Anfangsjahren mit der Ausbildung ausgelastet. Um dafür weiter intensiv zu werben, baute er 2012 eine neue Driving-Range mit 24 überdachten und 38 Rasenabschlägen sowie einer Videohalle mit Rolltor. Die Driving-Range wurde die längste und größte in der Region.
Mittlerweile hat sich auch die Grundidee geändert. „Wir haben genau die Mitglieder, die zu uns und unserer Anlage passen und dazu mit dem Italiener Lucio genau den Wirt, der hierher gehört“, erklärt der 58-Jährige. „Das macht die ganze Sache rund.“
Leichter ist der Einstieg in den Sport auf Zieglers Golfplatz deshalb, weil die Bahnen im Vergleich zu normalen 18-Loch-Plätzen relativ kurz sind. Die Anlage, erzählt Ute Rehm, sei ideal für Familien mit Kindern, denn auch die könnten auf dem Platz ihren Spaß haben – „und jedes Kind liebt Pizza, eine optimale Symbiose“, fügt die 44-jährige, ehemalige Fußball-Bundesligaspielerin, an. Sie ist nicht nur Karl Zieglers Lebenspartnerin, sie ist auf der Anlage auch seine rechte Hand.
Das vergangene Jahr lief aus unerklärlichen Gründen nicht so gut. Nur 57 Golfer wurden ausgebildet, so wenige wie nie zuvor. „Irgend etwas haben wir wohl verkehrt gemacht. Aber ich weiß nicht, was“, rätselt Karl Ziegler. Heuer dagegen läuft es schon von Beginn an wieder besser. Allerdings traf die Betreiber relativ kurzfristig eine schlechte Nachricht. Ernst Böhm, der in den vergangenen acht Jahren alleiniger Trainer war, hört auf. Er hat beruflich eine neue Chance im IT-Bereich erhalten. Mit zwei neuen Trainern geht es ab Mai nun in die neue Saison.
In der wollen rund 550 Mitglieder ihren Spaß auf einer Anlage haben, die vor allem auch denjenigen entgegenkommt, die neben Beruf und Familie nur wenig Zeit haben. „Neun Loch spielen, das ist hier eine schnelle und legere Sache in einer rundherum lockeren Atmosphäre“, erklärt Karl Ziegler. „Und genauso unkompliziert wollen wir auch bleiben.“