Hoffnung in einer düsteren Welt
Wie übersteht man Unterdrückung? Dieser Frage geht Rampenfieber mit seinem Stück „Oos – Die Macht der Phantasie“nach. Die Antwort ist genauso einfach wie berührend
Neuburg Sie sind eingesperrt. Dicke Stahlmauern umgeben die vier Gefängnisinsassen. In einer Welt, die von Krieg und totaler Überwachung zerfressen ist, werden Rebellen und Kranke weggesperrt. Dies ist das Szenario, welches von Rampenfieber, dem jungen Schauspiel Neuburg, auf die Bühne gebracht wird. Wer nun allerdings denkt, dass es sich hierbei um ein Stück der Trauer und der Freudlosigkeit handelt, der irrt. Gerade die Hoffnung ist das Leitmotiv des Bühnenstücks „Oos Die Macht der Phantasie“von Marco Baliani. Die Hoffnung und wie es gelingt, Mut in einer noch so ausweglos erscheinenden Situation zu finden.
„Ich verspreche, dass jeder Zuschauer das Theater mit einem guten Gefühl verlassen wird“, betont Gundolf Hunner, Regisseur des Stücks. Ihm sei durchaus bewusst, dass er hier einen schwierigen Stoff auf die Bühne bringe. Gerade zur momentanen Zeit, wo von vielen das Weltgeschehen schon als beunruhigend genug angesehen wird, ohne dass man sich auch noch im Theater mit kritischen Fragen beschäftigen muss. Dass es in „Oos - Die Macht der Phantasie“jedoch nicht um die Darstellung einer schlechten Welt geht, sondern um die Kraft von Phantasie und Optimismus, mache für ihn die besondere Faszination des Stücks aus. Hunner sieht in der Handlung von „Oos“eine große Aktualität. Das Schauspiel gebe Antwort auf die Frage, wie politische Gefangene während ihrer Inhaftierung nicht den Glauben an sich selbst und an das Gute in der Welt verlieren.
In dem imaginären, namenlosen Staat, in dem sich das Gefängnis der Protagonisten befindet, sind Gefühle und Phantasie verboten. Literatur, vor allem Abenteuergeschichten zu lesen und zu erzählen, wird als Straftat angesehen. Bevor sie für medizinische Experimente an einen Arzt übergeben werden, bleibt den vier Insassen des Gefängnisses – Dorothee, Mario, Nick und Franka – noch eine Nacht. Den zu Beginn lethargisch wirkenden Häftlingen wird neues Leben eingehaucht, als Dorothee anfängt, aus dem Buch „Zauberer von Oos“vorzulesen. Es beginnt eine faszinierende Reise, die zeitweise die dunkle Realität des Gefängnisses mit der blühenden Phantasie Dorothees verschwimmen lässt. Welche Kraft kann die neu geweckte Hoffnung bei den vier Häftlingen entfesseln? Und wird es ihnen gelingen, ihrer aussichtslos wirkenden Lage zu entfliehen?
Wer sich von der ernsten Thematik nicht abschrecken lässt, wird mit einem stimmungsintensiven Bühnenspiel im Neuburger Theater belohnt. Die jungen Darsteller Svenja Böttcher (Dorothee), Pauline Klöck (Franka), Christoph Lenhart (Nick) und Jakob Licht (Mario), die sich während der Inszenierung durchgehend in den Wänden der Gefängnismauern befinden, beweisen eine beeindruckende Bühnenpräsenz. Svenja Böttcher und Christoph Lenhardt, ehemalige Schüler der FOS Neuburg und Jakob Licht sowie Pauline Klöck, die beide aktuell die Fachoberschule besuchen, zeigten sich vom ersten Moment an von „Oos“begeistert. Das intensive Mimenspiel sei eine Herausforderung, aber durch die starke positive Aussagekraft alle Mühe wert.
Obwohl der Titel des Stücks vermuten lässt, dass der Zuschauer mit der Welt von Oz vertraut sein muss, ist keinerlei Vorwissen für das Verständnis nötig. Wichtige Passagen werden von Dorothee aus dem Buch vorgelesen, wodurch sich Zusammenhänge mit dem Roman von selbst erklären. Das „Plädoyer für die Macht der Phantasie“, wie es Gundolf Hunner nennt, hat am 4. Mai um 20 Uhr im Stadttheater Premiere. Zwei weitere Aufführungen folgen am 5. Mai und am 12. Mai, Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Tickets für die Vorstellungen sind im Bücherturm am Sèter Platz und auf Eventim erhältlich.