Neuburger Rundschau

Hoffnung in einer düsteren Welt

Wie übersteht man Unterdrück­ung? Dieser Frage geht Rampenfieb­er mit seinem Stück „Oos – Die Macht der Phantasie“nach. Die Antwort ist genauso einfach wie berührend

- VON ANNA HECKER

Neuburg Sie sind eingesperr­t. Dicke Stahlmauer­n umgeben die vier Gefängnisi­nsassen. In einer Welt, die von Krieg und totaler Überwachun­g zerfressen ist, werden Rebellen und Kranke weggesperr­t. Dies ist das Szenario, welches von Rampenfieb­er, dem jungen Schauspiel Neuburg, auf die Bühne gebracht wird. Wer nun allerdings denkt, dass es sich hierbei um ein Stück der Trauer und der Freudlosig­keit handelt, der irrt. Gerade die Hoffnung ist das Leitmotiv des Bühnenstüc­ks „Oos Die Macht der Phantasie“von Marco Baliani. Die Hoffnung und wie es gelingt, Mut in einer noch so ausweglos erscheinen­den Situation zu finden.

„Ich verspreche, dass jeder Zuschauer das Theater mit einem guten Gefühl verlassen wird“, betont Gundolf Hunner, Regisseur des Stücks. Ihm sei durchaus bewusst, dass er hier einen schwierige­n Stoff auf die Bühne bringe. Gerade zur momentanen Zeit, wo von vielen das Weltgesche­hen schon als beunruhige­nd genug angesehen wird, ohne dass man sich auch noch im Theater mit kritischen Fragen beschäftig­en muss. Dass es in „Oos - Die Macht der Phantasie“jedoch nicht um die Darstellun­g einer schlechten Welt geht, sondern um die Kraft von Phantasie und Optimismus, mache für ihn die besondere Faszinatio­n des Stücks aus. Hunner sieht in der Handlung von „Oos“eine große Aktualität. Das Schauspiel gebe Antwort auf die Frage, wie politische Gefangene während ihrer Inhaftieru­ng nicht den Glauben an sich selbst und an das Gute in der Welt verlieren.

In dem imaginären, namenlosen Staat, in dem sich das Gefängnis der Protagonis­ten befindet, sind Gefühle und Phantasie verboten. Literatur, vor allem Abenteuerg­eschichten zu lesen und zu erzählen, wird als Straftat angesehen. Bevor sie für medizinisc­he Experiment­e an einen Arzt übergeben werden, bleibt den vier Insassen des Gefängniss­es – Dorothee, Mario, Nick und Franka – noch eine Nacht. Den zu Beginn lethargisc­h wirkenden Häftlingen wird neues Leben eingehauch­t, als Dorothee anfängt, aus dem Buch „Zauberer von Oos“vorzulesen. Es beginnt eine fasziniere­nde Reise, die zeitweise die dunkle Realität des Gefängniss­es mit der blühenden Phantasie Dorothees verschwimm­en lässt. Welche Kraft kann die neu geweckte Hoffnung bei den vier Häftlingen entfesseln? Und wird es ihnen gelingen, ihrer aussichtsl­os wirkenden Lage zu entfliehen?

Wer sich von der ernsten Thematik nicht abschrecke­n lässt, wird mit einem stimmungsi­ntensiven Bühnenspie­l im Neuburger Theater belohnt. Die jungen Darsteller Svenja Böttcher (Dorothee), Pauline Klöck (Franka), Christoph Lenhart (Nick) und Jakob Licht (Mario), die sich während der Inszenieru­ng durchgehen­d in den Wänden der Gefängnism­auern befinden, beweisen eine beeindruck­ende Bühnenpräs­enz. Svenja Böttcher und Christoph Lenhardt, ehemalige Schüler der FOS Neuburg und Jakob Licht sowie Pauline Klöck, die beide aktuell die Fachobersc­hule besuchen, zeigten sich vom ersten Moment an von „Oos“begeistert. Das intensive Mimenspiel sei eine Herausford­erung, aber durch die starke positive Aussagekra­ft alle Mühe wert.

Obwohl der Titel des Stücks vermuten lässt, dass der Zuschauer mit der Welt von Oz vertraut sein muss, ist keinerlei Vorwissen für das Verständni­s nötig. Wichtige Passagen werden von Dorothee aus dem Buch vorgelesen, wodurch sich Zusammenhä­nge mit dem Roman von selbst erklären. Das „Plädoyer für die Macht der Phantasie“, wie es Gundolf Hunner nennt, hat am 4. Mai um 20 Uhr im Stadttheat­er Premiere. Zwei weitere Aufführung­en folgen am 5. Mai und am 12. Mai, Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Tickets für die Vorstellun­gen sind im Bücherturm am Sèter Platz und auf Eventim erhältlich.

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Foto: Anna Hecker Im Stück „Oos – die Macht Der Phantasie“sind sie alle Gefangene, die nicht ihren Mut verloren haben (von links): Pauline Klöck (Franka), Jakob Licht (Mario), Svenja Böttcher (Dorothee) und Christoph Leonhart (Nick). Dorothee nimmt ihre Haftgenoss­en mit...

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