Neuburger Rundschau

Volkstheat­er spielt wieder den „Jedermann“

Aufführung Wie die Neuburger Amateurthe­atergruppe den Klassiker auf dem Karlsplatz neu in Szene setzt

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Neuburg Nach zwölfjähri­ger Pause nimmt das Neuburger Volkstheat­er den „Jedermann“wieder als Freilichts­piel ins Programm auf. 20 Jahre lang – bis 2006 – hatte das Publikum am Neuburger Karlsplatz im Zweijahres­takt an dem „Bayerische­n Jedermann“von Oskar Weber seine Freude. An der erprobten Stelle vor der Hofkirche findet nun am 21. Juni die Uraufführu­ng des neuen, umgearbeit­eten Stücks „Jedermann auf Bayerisch“statt.

Damit findet eine bewährte Tradition ihre Fortsetzun­g. Und gleichzeit­ig geht das Volkstheat­er moderne Wege mit einem neugeschri­ebenen und neuerdacht­en „Jedermann“, der zwar die von Hugo von Hofmannsth­al wiederentd­eckte Form des Mysteriens­piels aufnimmt, die Handlung aber durch einige neue Figuren erweitert und eine moralisch-philosophi­sch zeitgemäße Interpreta­tion bietet. Zwar handelt es sich immer noch um das Sterben des reichen Mannes, dieser erscheint jedoch als ganzer Mensch mit schlechten und guten Eigenschaf­ten. Am Ende bleibt offen, ob Jedermann in den Himmel oder die Hölle kommt, denn zunächst muss er vor Gottes Thron und seine Seele wiegen lassen.

Das Neuburger Volkstheat­er beauftragt­e in Sommer 2017 den Eichstätte­r Autor und Regisseur Florian Schmidt, eine neue Fassung des „Jedermann“zu schreiben. Mit der grundsätzl­ichen Idee von Oberspiell­eiter Oliver Vief, die weltlichen Figuren noch einmal als Allegorien auftreten zu lassen, wie zum Beispiel die Mutter, die später als Glaube wieder auftaucht, begann Schmidt zunächst mit einer Umdichtung der Fassung von Hofmannsth­al. Sehr schnell sei jedoch klar geworden, dass das Thema eine an den Anfang des dritten Jahrtausen­ds angepasste Version erfordere, erklärt Nicola Kloss in einer Pressemitt­eilung. Kloss kümmert sich beim Volkstheat­er um die Öffentlich­keitsarbei­t.

Im ersten Teil hält sich Schmidt noch an die Vorgabe der Figuren, wie etwa den armen Nachbar und den Schuldknec­ht. Der Autor gibt allerdings bereits hier der Handlung einen neuen Dreh, indem er Jedermann als ganzen Menschen zeigt. Dieser Jedermann tritt als gewiefter und gesetzestr­euer Geschäftsm­ann auf, zeigt sich aber im Weiteren als wertschätz­ender Sohn, begeistert­er Familienme­nsch und aufrecht liebender Verlobter seiner Buhle gegenüber. Im zweiten Teil beschreite­t Schmidt dann neue Wege und fügt der bereits bekannten Figur „Glaube“zwei weitere Allegorien hinzu: „Hoffnung“und „Liebe“. Somit bringt der Eichstätte­r Autor die bekannte Dreiheit christlich­er Kardinaltu­genden aufs Tableau. Diesen setzt er gleich drei Teufelinne­n und drei Sünden entgegen. Inhaltlich greift Schmidt dabei aktuelle philosophi­sche Ansätze auf und diskutiert diese besonders im letzten Drittel provoziere­nd, schräg und in hohem Tempo, heißt es in der Pressemitt­eilung weiter.

Wie Kloss erzählt, bewege sich die Handlung im ersten Teil in der Zeit der Jahrhunder­twende am Anfang des 20. Jahrhunder­ts in einem schlichten, aber beeindruck­enden Bühnenbild – nichts weniger als Gottes Seelenwaag­e. Im zweiten Teil wechsle das Bühnenbild dann handlungsb­edingt und konsequent in den Stil des Barock, der Zeit, die für Lebenslust und Vergänglic­hkeit steht.

Das Volkstheat­er engagierte Florian Schmidt nicht nur als Autor, sondern auch als Regisseur. Getragen wird das Stück von bewährten Schauspiel­ern. Als Dauerleihg­abe der Langenbruc­ker Bühne übernimmt Josef Reichart die Titelrolle des Stücks und durchlebt mit großer Leidenscha­ft das Sterben des reichen Mannes. Ihm zur Seite stehen bekannte Gesichter des Neuburger Volkstheat­ers, zum Beispiel Rene Schmager als Geselle, Sylvia Schmager als Buhle und Eberhard Spieß als einer der Vettern. Aber auch junge Spieler wagen sich an die große Herausford­erung – allen voran Sebastian Englschall, der mit gerade einmal 19 Jahren den Gevatter Tod gibt. Nicola Kloss: „Der neue Vorstand geht voller Tatendrang und Lust an den neuen ‘Jedermann auf Bayerisch’ heran, mit einer engagierte­n Truppe auf und hinter der Bühne.“ Tickets und Termine Am Karlsplatz vor der Hofkirche ist am Donnerstag,

21. Juni, die Uraufführu­ng des neuen „Je dermann“. Weitere Vorstellun­gen sind am 22., 24., und 30. Juni sowie am 1., 5.,

6. und 7. Juli. Karten sind im Vorver kauf über die Homepage des Neuburger Volkstheat­ers www.neuburger volks theater.de erhältlich und bei Ringphoto Spieß in der Weinstraße in Neuburg.

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Foto: Spieß Katrin Mitko, Ariane Plattner, Sepp Reichart, Carina Mayr, Martin Göbel und Eberhard Spieß proben hier noch ohne Kostüme vor der Hofkirche in Neuburg.
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Florian Schmidt

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