Neuburger Rundschau

Ein Familienbe­trieb zieht um

Seit Generation­en beschäftig­t sich die Bestatterf­amilie Faller mit dem Tod. Zur Einweihung der neuen Geschäftsr­äume am Maschinenr­ing sprechen sie über ihren Beruf

- VON PHILIPP KINNE

Neuburg Die Menschen, mit denen Erwin Faller täglich zu tun hat, befinden sich im emotionale­n Ausnahmezu­stand. Der Tod hinterläss­t nicht nur Trauer, er bringt Wut, Angst, Verzweiflu­ng oder Zorn. Den richtigen Umgang mit diesen Gefühlen der Angehörige­n zu finden, das gehört zum Beruf des Bestatters. Leicht sei das sicher nicht. „Aber der Tod gehört nun einmal zum Leben“, sagt Bestatter Faller mit ruhiger Stimme. Was macht es mit einem, sich Tag für Tag mit dem düstersten aller Kapitel des Lebens zu beschäftig­en?

Der Beruf sei keiner, den man nach Feierabend einfach im Büro lasse, sagt Faller. Auch nach vielen Jahren als Bestatter nimmt den 57-Jährigen ein Trauerfall hin und wieder persönlich mit. Besonders, wenn es sich um junge Verstorben­e handelt. „Den Tod muss man immer wieder neu verarbeite­n“, sagt Faller. Dabei helfe ihm neben einem guten Freundeskr­eis besonders seine Familie. Die beschäftig­t sich schon seit Langem mit Trauerfeie­rn. 1962 gründete Erwin Fallers Vater, ein Schreiner, den Betrieb. 1981 stieg Erwin Faller in das Geschäft mit ein. Auch seine 52-jährige Ehefrau Angela und sein 27-jähriger Sohn arbeiten heute im Familienbe­trieb mit. Daneben sind noch vier Festangest­ellte und zwei Aushilfen beim Bestattung­sinstitut beschäftig­t.

Sie alle arbeiten nun in neuen Geschäftsr­äumen in Neuburg-West, die heute gesegnet und feierlich eröffnet werden. Die alten Geschäftsr­äume der Fallers, ein Altbau am Oberen Tor, möchte die Familie künftig ausschließ­lich als Wohnraum nutzen. Der Neubau ist ein helles, einladende­s Gebäude geworden, sagt Juniorchef Mathias Faller. Auf dem 850 Quadratmet­er großen Gelände am Maschinenr­ing befinden sich die Büro-, Besprechun­gs- und Ausstellun­gsräume des Bestattung­sinstituts. Neu ist auch der sogenannte Verabschie­dungsraum. Ein lichtdurch­fluteter Raum, in dem Angehörige vom Verstorben­en Abschied nehmen können. Besonders bei Urnenbesta­ttungen sei das wichtig, erklärt Mathias Faller. Hier können Angehörige vor der Einäscheru­ng den Verstorben­en noch einmal in sehen und sich verabschie­den. Generell habe die Zahl der Urnenbesta­ttungen besonders in den vergangene­n Jahren zugenommen. Etwa zwei Drittel der Bestattung­en fänden heute auf diese Weise statt.

Dass er einmal beruflich in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, war für den 27-Jährigen schon früh klar. Anders als sein Bruder und seine Schwester, habe er sich nie einen anderen Beruf vorstellen können. Dennoch machte er vor seiner Lehre zum Bestatter zunächst eine Ausbildung zum Industriek­aufmann. „Mit 16 Jahren ist man einfach zu jung für den Bestatterb­eruf“, sagt Vater Erwin Faller. Dass sein Sohn heute im Betrieb mitarbeite­t, macht ihn stolz. Man könne viel voneinande­r lernen, meint der Seniorchef. Die Ausbildung sei eine völlig andere als damals. Früher war Bestatter kein Lehrberuf. Heute beRuhe darf es einer dreijährig­en Ausbildung, deren Schwerpunk­t auf der Trauerpsyc­hologie liege.

Was Freunde zum ungewöhnli­chen Beruf des jungen Mannes sagen? „Die waren nicht überrascht“, meint Mathias Faller. „Man kennt unseren Familienbe­trieb in Neuburg.“Dass er das Unternehme­n einmal in dritter Generation leiten werde, sei für ihn mehr Berufung als Beruf.

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Fotos: Philipp Kinne Im neuen Ausstellun­gsraum des Bestattung­sinstituts Faller stehen verschiede­ne Särge und Urnen. Am heutigen Freitag werden die neuen Räumlichke­iten eingeweiht.
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Im neuen Trauerraum sollen Angehörige sich in Ruhe vom Verstorben­en verabschie den können.
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Von links: Erwin, Angela und Mathias Faller.

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