Erbe, Ordnung, Alkohol
Zum 70-jährigen Bestehen des SV Grasheim präsentieren die Theaterfreunde drei kuriose Einakter
Karlshuld Grasheim Eine Journalistin, eine Fotografin und ein Bürgermeister in Frauenkleidern sitzen an einem Tisch und stoßen an. Sie trinken auf den selbst gebrannten Schnaps als „das Beste, was Haus und Hof zu bieten hat“. Dann trinken sie auf den Playboy, später auf den Literatur-Nobelpreis. Ja, sie trinken sogar auf ein Kochrezept. Weshalb sie das tun? „Damit sie sich nicht erinnern, dass der Bauer betrunken in der Ecke liegt“, erklärt Ferdinand Bockelt die Szene von „Sepp, der Superknecht“. Der Schwank ist eines von insgesamt drei Stücken, die die Theaterfreunde Grasheim zum 70-jährigen Bestehen ihres Sportvereins aufführen.
Mit Ferdinand Bockelt, Gerhard Dittenhauser und Philipp Öxler hat das Grasheimer Laien-Theater seit der vergangenen Saison drei Spielleiter. „Wir übernehmen heuer alle eine Rolle in einem der Einakter. Gleichzeitig führen wir bei einem jeweils anderen Regie“, sagt Bockelt. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Dittenhauser bezeichnet sich der 56-Jährige als ein Verfechter des Einakters. Das liegt vor allem daran, glaubt der gebürtige Unterfranke, dass gute Stücke mit mehreren Akten relativ schwer zu finden seien. „Sie sind zwar die höhere Kunst“, betont Bockelt. „Oft ist aber nur der Anfang gut, bevor der zweite Akt ein wenig durchhängt.“Die drei geplanten Darbietungen mit einer Dauer von je 35 Minuten seien mit Blick auf Dynamik und Dramaturgie anders. „Man kommt schnell in das Geschehen, schnell in die Komödie hinein.“
Die erste Komödie betrifft einen überraschenden Besuch der „Tante aus Amerika“. Wie Bockelt erzählt, sei die Frau kinderlos geblieben, habe sich aber immer einen Sohn gewünscht. Demgegenüber steht ein Ehepaar mit drei Töchtern – eine Familie, die das Erbe der Tante abstauben möchte. Das plötzliche Eintreffen der Tante gepaart mit einer verkleideten Tochter und Eheproblemen sorgt im weiteren Verlauf für Irritationen.
Die Familie ist auch Thema der Vorstellung mit dem Titel „Kreiselspiele“. Im Mittelpunkt steht hier ein ordnungsliebender Vater, der diese Wertvorstellungen seinem Sohn vermitteln will. Der 16-Jährige aber teilt diese Normen nicht. Unvermittelt erscheint eine Jugendfreundin des Vaters, im Schlepptau ein Kind, das sie vor vielen Jahren mit dem Familienvater gezeugt hat. Konflikte sind vorprogrammiert: „Es kommt heraus, dass sich der Vater früher genauso verhalten hat wie heute sein Sohn“, sagt Bockelt, der den plakativen Charakter des Vaters gibt. Im Vergleich zu anderen Laien-Theatern hat Grasheim nicht mit Nachwuchs-Problemen zu hadern. „Wir konnten viele junge Akteure rekrutieren.“Ebenso groß sei die Herausforderung, alle in die Darbietungen zu integrieren. Die aktuelle Besetzung besteht aus 23 Schauspielern, von denen acht Personen Rollen im Schwank „Sepp der Superknecht“übernehmen. Inhaltlich dreht sich dieses Theaterstück um einen Mann, der sich für die Auszeichnung „Bauer des Jahres“beworben hat. Der Landwirt schafft es schließlich in die Endauswahl. Doch kurz bevor der Landwirtschaftsminister kommt, um das Anwesen zu begutachten, wird dem Bauern etwas ins Bier gepanscht. Die Folge: Im Rauschzustand ist er nicht mehr ansprechbar und ebenso wenig fähig, den Minister in Empfang zu nehmen. Also schlüpft seine Frau, die Bäuerin, in die Rolle ihres Mannes, der Bürgermeister in die Rolle der Bäuerin. Zusammen versuchen sie, die Wahrheit zu verschleiern. In diesem Zusammenhang wundert die Bedeutung von Kostümierung und Maske nicht. Eine Aufgabe, die Heidi Miesauer übernimmt. In Stöckelschuhen wird etwa Philipp Öxler auf der Bühne zu sehen sein. Er spielt den Bürgermeister des Dorfs. „Durch den Bier-Unfall muss er vieles umkrempeln“, erklärt der Jungregisseur seinen Charakter.
Mit der Figur der Bäuerin geht es Nicole Blank ähnlich. Eine schöne Rolle, findet die 33-Jährige, zumal sie in der Vergangenheit oft extreme Charaktere – wie die Verführerin oder die Figur der unterdrückenden Ehefrau – gehabt habe. „Die Bäuerin ist eine willkommene Abwechslung.“Wie ihr der Mann-FrauWechsel gelingt? „In schauspielerischer Hinsicht ist es recht einfach“, sagt Blank. Probleme bereite ihr die körperliche Voraussetzung. „Die Stimme“, erläutert sie. „Es ist schwer, so tief zu reden.“ O Karten Aufführungen finden am 12. und 13. sowie am 18. und 19. Mai je weils um 19.30 Uhr im Gartensaal Zum Karmann in Grasheim statt. Einlass ist ab 18 Uhr. Karten gibt es in der Raiffei senbank Karlshuld zu kaufen.