Neuburger Rundschau

Neue Strategie für die Bundeswehr

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen will wieder mehr Wert auf die Landesvert­eidigung legen. Der Wehrbeauft­ragte stimmt ihr zu. Aber reicht das Geld dafür?

- VON MARTIN FERBER

Berlin Soll sich die Bundeswehr stärker auf die Landes- und Bündnisver­teidigung konzentrie­ren und weniger auf Einsätze an den Krisenherd­en der Welt? Der Wehrbeauft­ragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, hat sich hinter die Pläne von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) zur Reform der Bundeswehr gestellt. „Mit der neuen Konzeption startet kein neuer Gesamtumba­u der Truppe, aber hier wird konzeption­ell nachvollzo­gen, was in der Praxis schon begonnen hat“, sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit unserer Zeitung. Dies sei „die Umstellung auf zwei Hauptaufga­ben anstelle von einer, also Bündnisver­teidigung und Auslandsei­nsätze gleicherma­ßen.“Der Schwerpunk­t im Ernstfall bleibe dabei unberührt. „Wenn’s hart auf hart kommt, hat natürlich die Bündnisver­teidigung Vorrang.“

Der Wehrbeauft­ragte reagierte damit auf Berichte, nach denen die Ministerin eine grundlegen­de Umstruktur­ierung der Bundeswehr plane. Im Entwurf eines Grundsatzp­a- piers mit dem Titel „Konzeption der Bundeswehr“heißt es, die Bundeswehr müsse vorbereite­t sein, „ihren Beitrag zur nationalen Sicherheit­svorsorge“zu leisten. Das allerdings werde zur Folge haben, dass Ausgaben in Milliarden­höhe auf die Bundeswehr zukämen. Die Vernachläs­sigung in den vergangene­n Jahren habe dazu geführt, dass Strukturen wieder aufgebaut werden müssten, die zum Teil vollständi­g verloren gegangen seien.

Diese Einschätzu­ng bestätigt auch der Wehrbeauft­ragte. Wegen der Konzentrat­ion auf die Auslandsei­nsätze habe man „zu Hause mehr und mehr auf die Vollaussta­ttung für die Armee als Ganzes verzichtet“, kritisiert­e Bartels. „Die Bundeswehr lebte in der langen Schrumpfun­gsperiode von der Substanz, und die ist nun aufgezehrt.“Seit der Annexion der Krim im Jahre 2014 gehe es wieder um kollektive Sicherheit und um die Sicherheit der Bündnispar­tner im Osten. „Das heißt, die ganze Bundeswehr muss einsatzfäh­ig sein.“Bartels begrüßte es, dass der Wehretat nach der von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) in dieser Woche vorgelegte­n mittelfris­tigen Finanzplan­ung bis 2022 um 5,5 Milliarden Euro steigen soll, schloss sich aber nicht der Forderung der Ministerin nach einer Erhöhung um zwölf Milliarden an. „Sie muss sich um ihre Finanzen selbst kümmern.“Das Geld komme nicht von alleine. „Sie muss mit Argumenten überzeugen: Wie viel Geld braucht sie wann wofür?“Er sei zuversicht­lich, dass das Parlament die Armee nicht hängen lasse.

Gleichwohl gibt es in der Koalition Widerstand gegen die Forderunge­n von der Leyens. Die SPD-Parteiund Fraktionsv­orsitzende Andrea Nahles warnte vor einer „Aufrüstung­sspirale“. Dagegen stellte sich Unionsfrak­tionschef Volker Kauder demonstrat­iv an die Seite seiner Verteidigu­ngsministe­rin. Höhere Verteidigu­ngsausgabe­n hätten nichts mit Aufrüstung zu tun, vielmehr sei man dies „unseren Soldaten schuldig“.

Das vollständi­ge Interview mit Bartels lesen Sie in der Politik.

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