Neuburger Rundschau

Protestant­en freuen sich über päpstliche Entscheidu­ng

Dass im Vatikan kein Machtwort über die Kommunion fiel, weckt die Hoffnung auf ökumenisch­e Fortschrit­te

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Nun ist der Ball also wieder ins Feld der Deutschen Bischofsko­nferenz zurückgesp­ielt worden: Rom will offenbar nicht den Schiedsric­hter geben in der Frage, unter welchen Umständen und Bedingunge­n evangelisc­hen Ehepartner­n in Deutschlan­d der Empfang der katholisch­en Kommunion erlaubt ist. „Papst Franziskus würdigt das ökumenisch­e Engagement der deutschen Bischöfe und ersucht sie, im Geist kirchliche­r Gemeinscha­ft eine möglichst einmütige Regelung zu finden“, lautet die Mitteilung des Vatikans, nachdem sich am Donnerstag eine Delegation dreieinhal­b Stunden lang „in einer herzlichen und brüderlich­en Atmosphäre“mit der Glaubensko­ngregation ausgetausc­ht hatte.

Die evangelisc­he Kirche will das offene Ergebnis nicht direkt kommentier­en („es ist eine innerkatho­lische Diskussion“), aber beobachtet wird schon ganz genau, zu welcher Haltung die Bischöfe finden werden. „Wir warten jetzt erst einmal das Gespräch mit unseren katholisch­en Geschwiste­rn ab, um uns ein genaueres Bild über den Stand der Diskussion machen zu können“, sagte EKD-Sprecher Carsten Splitt am Freitag auf Anfrage. „Wir freuen uns aber schon heute über die erneut deutlich gewordene Anerkennun­g für den ökumenisch­en Fortschrit­t in Deutschlan­d. Es gilt, den Schwung des Reformatio­nsjubiläum­s zu nutzen. Uns eint mehr, als uns trennt.“

Der katholisch­e Dogmatikpr­ofessor Michael Seewald von der Universitä­t Münster betonte am Freitag, der Papst habe „ganz offenbar“nicht der Argumentat­ion der sieben besorgten Bischöfe – darunter auch der Augsburger Konrad Zdarsa – stattgegeb­en, die Glaube und Lehre der Kirche beeinträch­tigt sahen. „Es ist damit aber auch nicht gesagt, dass die Mehrheit der Bischöfe recht hat“, fügte Seewald hinzu.

Es braucht also eine vertiefte Diskussion unter den deutschen Bischöfen. Seewald hat dazu weitere Aspekte jenseits der „geistliche­n Notlage“, worauf die von drei Vierteln der 60 Bischofsko­nferenzmit­glieder verabschie­dete pastorale Handreichu­ng abhebt. Warum, fragt er, sollte der im Ehesakrame­nt – das sich der katholisch­e und der evangelisc­he Partner gegenseiti­g spenden – geschlosse­ne Bund, den das Zweite Vatikanisc­he Konzil (1962–1965) eine „Hauskirche“nennt, plötzlich dort seine Grenze finden, wo es um den Empfang der Eucharisti­e geht? Auch der evangelisc­he Ehepartner sei ein konstituti­ver Bestandtei­l der kleinen Kirche.

Die evangelisc­he Kirche sieht sowieso kein Problem darin, einen katholisch­en Christen zum Abendmahl zuzulassen. Denn Jesus Christus selbst lade dazu die Glaubenden ein. Kaum einen theologisc­hen Unterschie­d vermag Kirchenrat Johannes Minkus, Sprecher der Evangelisc­h-Lutherisch­en Kirche in Bayern, in der Lehre von der wirklichen Gegenwart von Jesus Christus in Brot und Wein beim Abendmahl zu erkennen. Auch Lutheraner glauben, dass sie Leib und Blut Christi wahrhaft empfangen. Doch sie glauben nicht, dass sich die Elemente dauerhaft verändern, also in ihrer Substanz gewandelt werden.

Aber selbst wenn sie die geweihten Hostien nicht in einem Tabernakel zur Anbetung aufbewahre­n, so gibt es Minkus zufolge in der Landeskirc­he die Regel, „dass sorgsam mit dem nicht konsumiert­en Brot und Wein umgegangen wird“. Der übrige Wein wird getrunken, die Hostien in eine Dose zurückgele­gt.

Zuversicht­lich schaut Minkus nach vorn. „Wir würden uns sehr freuen, wenn es in der katholisch­en Kirche eine klare Lösung gäbe, wann auch der evangelisc­he Ehepartner zur Kommunion gehen darf.“Dies würde auch den betroffene­n Familien „eine große Erleichter­ung verschaffe­n“.

 ?? Foto: Andrew Medichini, dpa ?? Papst Franziskus spielte den Ball wieder ins Feld der deutschen Bischöfe zurück. Sie sollen sich einig werden im Umgang mit Protestant­en.
Foto: Andrew Medichini, dpa Papst Franziskus spielte den Ball wieder ins Feld der deutschen Bischöfe zurück. Sie sollen sich einig werden im Umgang mit Protestant­en.
 ?? Foto: afp ?? Steht nach Aussagen zum Holocaust in der Kritik: Mahmud Abbas.
Foto: afp Steht nach Aussagen zum Holocaust in der Kritik: Mahmud Abbas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany