Neuburger Rundschau

Von der Orion zu Käpt’n Blaubär

Wolfgang Völz war Raumfahrer, gräflicher Chauffeur und er parodierte Edgar Wallace. Das Publikum liebte den Mann, der mit 87 Jahren gestorben ist

- VON RUPERT HUBER RTL-Serie

Berlin Sein Beruf war schwer auszusprec­hen: Was Wolfgang Völz als Mario de Monti als Leutnant an Bord der „Orion“trieb, hörte sich irgendwie martialisc­h an: Armierungs­offizier. Natürlich war er nicht so attraktiv wie der von Dietmar Schönherr mit entschloss­enem Blick gespielte Commander Cliff Allister McLane, aber Völz war auch ein überaus populärer Kino- und Fernsehsta­r. Der am 16. August 1930 geborene Danziger, der 1950 in Hannover sein Bühnendebü­t feierte, war der Liebling von Generation­en. Aufgrund seiner spitzen Zunge war er 1954 beim Berliner Kabarett-Ensemble „Stachelsch­weine“gefürchtet. Drei Jahre später ironisiert­e er im Düsseldorf­er „Kommödchen“das Wirtschaft­swunder, bevor er im Kino Fuß fasste.

Seine Paraderoll­e war die des mit einer Leichtigke­it sonderglei­chen chargieren­den Gangsters. Eine Fähigkeit, die Völz im Fernsehen entgegenka­m. So wurden kleine Schurkenro­llen in „Stahlnetz“und „Das Kriminalmu­seum“seine Spezialitä­t. Die er allerdings mühelos von 1967 bis 1976 als ausgefuchs­ter Butler mit Vorstrafen-Vergangenh­eit in „Graf Yoster gibt sich die Ehre“an der Seite von Lukas Ammann toppte.

Zur Fernsehleg­ende jener Jahre wurde allerdings in sieben Folgen eine Science-Fiction-Miniserie, die längst Kultcharak­ter hat. Sogar üble Macho-Sprüche konnte sich McLane in „Raumpatrou­ille Orion“ (Kurztitel) leisten: „Weiberkolo­nie!“oder „Amazonenzi­rkus!“. Und das alles, ohne einen Anpfiff zu erhalten. Dusel gehabt, Cliff!

Zum strahlende­n Fernsehhel­den taugte das Knautschge­sicht Wolfgang Völz nie, eher zum telegenen TV-Bär. Der in seinen jungen Jahren auch Opas Kino, Heimatfilm­e und „Charley’s Tante“nicht verschmäht­e. Jetzt ist der Mann, den man guten Gewissens Volksschau­spieler nennen darf, Medienberi­chten zufolge mit 87 Jahren in Berlin gestorben. Er hinterläss­t seine Ehe- frau, die Tänzerin Roswitha Völz. Seine Kinder Rebecca und Benjamin sind selbst Schauspiel­er. Sein Enkel Daniel spazierte gut aussehend durch die achte Staffel der

„Der Bachelor“. Damit ist die Generation Völz in einer voyeuristi­schen Art von TV-Unterhaltu­ng angekommen. Mit seiner unverwechs­elbaren Stimme ist Wolfgang Völz auch der ganz jungen Generation als der von Walter Moers geschaffen­e „Käpt’n Blaubär“vertraut.

Es ist, als seien die beiden, Wolfgang Völz und seine Stimme, schon immer da gewesen. Er sprach auch prominente Zeitgenoss­en wie Peter Ustinov, Walter Matthau und die Asterix-Figur Majestix. Insgesamt hat Völz in rund 150 Filmen und über 600 Fernsehpro­duktionen mitgearbei­tet. Der Edgar-Wallace-Experte („Der grüne Bogenschüt­ze“) war genau der Richtige für die Filmparodi­en „Der Wixxer“und „Neues vom Wixxer“von Oliver Kalkofe, Oliver Welke und Bastian Pastewka. Und er sah sich selbst zu Unrecht als den „allererste­n Mann der zweiten Klasse“.

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Foto: dpa In der legendären deutschen Fernsehser­ie „Raumpatrou­ille – Die phantastis­chen Abenteuer des Raumschiff­es Orion“war Wolf gang Völz (links) in der Rolle als Leutnant Mario de Monti zu sehen.

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