Neuburger Rundschau

Kommt ein Späher zum VfL Wolfsburg…

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Auf diese Idee muss man ja erst einmal kommen. Die Leipziger entsandten einen Mitarbeite­r, um das Training des kommenden Gegners aus Wolfsburg auszuspion­ieren. Natürlich stellen sich dem Fußballfan nach den gezeigten bisherigen Leistungen mehrere Fragen. Trainiert der VfL Wolfsburg überhaupt? Und falls das wirklich der Fall sein sollte: Warum dann nicht Fußball?

Einen Mitarbeite­r bei diesem Konkurrent­en zusehen zu lassen – das wäre im Bereich der Industries­pionage so, als würde ein USamerikan­isches Technologi­e-Unternehme­n sächsische Kleinbauer­n unterwande­rn. Apple und Birnen. Die Wolfsburge­r befinden sich im Abstiegska­mpf. Das mit dem Kampf nimmt die Mannschaft aber nicht ganz so genau. Um aber in der Partie am Samstag den Gegner aus Leipzig vielleicht doch mit der ein oder anderen Überraschu­ng zu übertölpel­n (Drei präzise Pässe! Nacheinand­er!), ließ Trainer Bruno Labbadia unter Ausschluss der Öffentlich­keit trainieren. Das ist Alltag für die Profis. Nur selten verirrt sich jemand, um ihnen beim Üben zuzuschaue­n. Man will sich ja nicht die Mittagspau­se ruinieren.

Der Leipziger Späher jedenfalls fiel hinter den Büschen auf. Möglicherw­eise musste er laut lachen, als die Wolfsburge­r neue Freistoßva­rianten einübten. Vielleicht traf ihn eine verunglück­te Flanke und ließ ihn vor Schmerz aufschreie­n. Statt den Leipziger aber seiner gerechten Strafe zuzuführen und ihm gefesselt vor dem Fernseher die vergangene­n Partien des VfL in Zeitlupe vorzuführe­n, wurde der Mann wieder in die Freiheit entlassen.

Er blieb ohne bleibende körperlich­e Schäden. Niemals aber wird er das Grauen vergessen können, das er ansehen musste.

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Bruno Labbadia
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