Neuburger Rundschau

Ein Dorf vor dem Spiel des Lebens

Der FC Pipinsried empfängt den TSV 1860 München. Während die Löwen die Meistersch­aft perfekt machen wollen, bereitet sich der Außenseite­r auf einen Ansturm vor

- Osnabrück – Bremen II, Meppen – Erfurt, Würz burger Kickers – Großaspach, Münster – SF Lotte, Magdeburg – Chemnitz, Rostock – Hallescher FC, Zwickau – Fortuna Köln, Paderborn – Wehen, Aalen – Karlsruhe, Jena – Unterhachi­ng (a. Sa., 13.30 Uhr) Unterföhri­ng

» Mehr Informatio­nen zum Amateur fußball unter fupa.net/schwaben 2. BUNDESLIGA PRO A, MÄNNER Pipinsried Ein Verein, ein Dorf in Feierlaune. Durch ein 1:1-Unentschie­den beim SV Schalding-Heining sicherte sich der FC Pipinsried am Donnerstag den Klassenerh­alt in der Fußball-Regionalli­ga Süd und darf auch in der kommenden Saison in der vierthöchs­ten deutschen Spielklass­e antreten. „Für uns ist dies ein großartige­r Erfolg“, jubelten Spielertra­iner Fabian Hürzeler und die Seinen nach dem entscheide­nden Punktgewin­n in Niederbaye­rn. Am heutigen Samstag kommt es in dem 560-Seelen-Ort im Dachauer Hinterland zum größten Ereignis in der Vereinsges­chichte. Um 17 Uhr empfangen die Pipinsried­er im vorletzten Punktspiel der Saison den TSV 1860 München zum „Spiel des Lebens“.

Um die Bedeutung dieses Fußballfes­tes für die Gastgeber zu verstehen, drehen wir die Uhr fünf Jahrzehnte zurück. Ins Jahr 1967. Der TSV 1860 München, seinerzeit amtierende­r deutscher Champion, feierte unter dem legendären Trainer Max Merkel die Vizemeiste­rschaft in der Bundesliga. Genau in diesem Jahr gründeten in Pipinsried unter der Leitung von Konrad Höß einige Sportbegei­sterte einen Fußballver­ein. Wer damals behauptet hätte, im Jahre 2018 würden die beiden Klubs um Punkte gegeneinan­der kicken, der wäre wohl schnurstra­cks für verrückt erklärt worden. An diese Konstellat­ion dachte damals keiner, weder auf Giesings Höhen noch in Pipinsried.

Der Ortsteil der Marktgemei­nde Altomünste­r wird sich an diesem Tag im Ausnahmezu­stand befinden. Die „Löwen“aus der Landeshaup­tstadt, jahrelang an sportliche­n Gleichgewi­chtsstörun­gen leidend, könnten mit einem Punktgewin­n den Titel feiern und sich auf die Aufstiegsb­egegnungen zur dritten Liga gegen den 1. FC Saarbrücke­n vorbereite­n. Das im vergangene­n Sommer mit viel Mühe und Eigenarbei­t an die Regionalli­ga-Anforderun­gen umgebaute Stadion an der Reichertsh­ausener Straße hat eigentlich eine Kapazität für 2500 Besucher, genug für den Liga-Alltag. Die Münchner aber sind kein LigaAlltag. Um mehr Platz zu schaffen, kam der Verein auf eine Idee: Neben dem Stadion sollen auf einem Hügel weitere 5000 Besucher Platz finden. Seit Tagen arbeiten viele ehrenamtli­che Helfer daran, die Arena für das größte Heimspiel der Vereinsges­chichte herzuricht­en.

Auch die Mannschaft ist heiß. Der Neuling schlug sich in der vierten Liga mit dem Klassenerh­alt großartig. Verantwort­lich für das Team sind der 31-jährige Manager Roman Plesche und der erst 25-jährige Spielertra­iner Fabian Hürzeler (der vorher unter anderem beim FC Bayern und dem TSV 1860 II aktiv war).

Konrad Höß, 77, nach einem Herzinfark­t vor einigen Jahren gesundheit­lich angeschlag­en und seit 1967 als Präsident im Amt, gab im Februar sein Lebenswerk an seinen bisherigen Stellvertr­eter Roland Küspert ab. Doch so geräuschlo­s wie sich das viele Vereinsmit­glieder in Pipinsried erhofft hatten, ging der Wechsel nicht über die Bühne. Im Gegenteil. Mittlerwei­le knistert es zwischen Höß und der neuen Vereinsfüh­rung gewaltig. Der einstige Patriarch und Platzwart, der den Klub in ganz Süddeutsch­land populär gemacht hatte, lässt kein gutes Haar an seinen Nachfolger­n. Er bleibt den Spielen fern und übt auch öffentlich heftige Kritik an Küspert, Plesche und Co. So beklagte er sich kürzlich in einem Brief an einen Sponsor (liegt unserer Redaktion vor) über die Zustände beim Dorfklub. „Ich habe gespart, gewirtscha­ftet, tausende Arbeitsstu­nden geleistet, und nun muss ich zusehen, wie der Verein an die Wand gefahren wird“, heißt es darin. Konkret wirft er Plesche und Hürzeler vor, „dass sie das Geld mit vollen Händen ausgeben“und den FC Pipinsried nur als Sprungbret­t sehen.

Trotz dieser Differenze­n hoffen in Pipinsried viele, dass der „Konny“am Samstag ins Stadion kommt. Denn auch für ihn ist diese Partie das „Spiel des Lebens“. Und eine bessere Gelegenhei­t, den Streit zu begraben, gibt es wohl nicht mehr.

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Foto: Sebastian Richly Zusätzlich zu den normalerwe­ise 2500 Plätzen sollen auf dem Hügel noch 5000 wei tere Fans stehen können.

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