Freiwillige gesucht!
Das Leben im Alter hat viele Facetten: Krankheit und Einsamkeit gehören auch dazu. Dem möchten VdK und Geriatriezentrum mit speziellen Angeboten entgegenwirken. Um was es sich dabei handelt
Neuburg Der Mensch wird geboren. Er wächst auf, lernt laufen, zu sprechen. Er geht in die Schule, später zur Arbeit, heiratet, bekommt vielleicht Kinder, wird alt und schließlich noch älter. Häufig geht dieser Kreislauf damit einher, dass der Mensch das Leben im Alter nicht mehr alleine bewältigen kann. Einrichtungen wie das Geratriezentrum Neuburg kümmern sich um diese betagten Kranken medizinisch. Im sozialen Bereich benötigen die Einrichtungen aber selbst Unterstützung: Ehrenamtliche, die mit den Menschen spielen, singen, reden – oder einfach nur zuhören.
Hedwig Brenner ist eine von ihnen. Jeden Samstag, ab und an auch unter der Woche, kommt die 78-Jährige ins Geriatriezentrum, um ältere Frauen und Männer zu unterhalten. „Es macht wirklich sehr große Freude“, sagt sie und nickt bekräftigend mit dem Kopf. Wie sie engagieren sich fünf weitere Frauen für den Besuchsdienst in der Geriatrie Neuburg, die der Sozialverband VdK seit 2005 zusammen mit dem Zentrum betreibt.
Bei einer Belegung von knapp 100 Prozent ist die Einrichtung ausgelastet. Bisher, sagt Chefarzt Einhard Springer, sei der Besuchsdienst hauptsächlich für die Zeiten des Gottesdienstes vorgesehen gewesen. Doch habe man festgestellt, dass es immer mehr Patienten gibt, die nur wenig oder gar keinen Besuch bekommen. Hinzu kommt, sagt Springer, dass Patienten zunehmend von weiter weg stammten, etwa aus dem Raum München. „Sie haben in Neuburg keine Angehörigen oder Verwandten“, erklärt der Arzt. Eine Ausweitung der Besuchsdienste könnte das Problem seiner Ansicht nach abmildern. „Wir möchten neue Ehrenamtliche zur Unterstützung unserer sechs Damen gewinnen.“Gleichermaßen könnten sich pensionierte Pflegekräfte melden, die sich ohnehin bereits in der Geriatrie auskennen.
Erfahrung in diesem Bereich bringt Dr. Claus Köppel mit. Als Chefarzt im Ruhestand ist der aus Berlin stammende Mediziner bis voraussichtlich Ende Juni „an Neuburg ausgeliehen“, wie er sagt. Außerdem gehöre er den Lobbyisten von „Gesundheit 65 Plus“an, die sich inhaltlich der Versorgung von Menschen im Rentenalter widmen. Köppel berichtet, dass er bei seinem letzten Einsatz in Aachen viel Positives erlebt habe, was die Reaktivierung ehemaliger Pflegekräfte anbelangt. Zwar wisse er, dass das Ehrenamt oft kontrovers betrachtet wird, zumal die Angebote unentgeltlich seien. Aber: „Ehrenamtliche bekommen ideell etwas zu- rück.“So fühle sich der Mensch wieder gebraucht, könne gesundheitliche Probleme oder Schicksalsschläge verarbeiten. Natürlich setze das voraus, dass Freiwillige von der Einrichtung entsprechend betreut werden. „Es müssen Gespräche geführt werden, sie sollen in die Tätigkeit des Teams integriert werden.“
alte Menschen kehren nach ihrer Zeit im Geriatriezentrum zurück nach Hause, wo Familien mit deren Zustand oft überfordert sind. In jenen Fällen greift ein weiteres Angebot des VdK: der Pflegebegleiter. Bernhard Peterke erläutert: „Der Ehrenamtliche führt dabei keine Pflege durch.“Stattdessen,
sagt der Kreivorsitzende des Sozialverbands, diene er der Entlastung pflegender Angehöriger. Pflegebegleiter wie zum Beispiel Hedwig Brenner kommen einmal pro Woche für wenige Stunden. „Damit die Familie wieder etwas Freizeit hat“, sagt die 78-Jährige. Zu viel möchte man den Freiwilligen nicht zumuViele
ten, sagt Peterke. Das Ehrenamt soll den Zeitaufwand von etwa zwei Stunden pro Woche nicht überschreiten. Außerdem steht Pflegedienst-Interessierten vor dem ersten Einsatz ein zweitägiges kostenloses Vorbereitungsseminar bevor. „Der Kurs war für mich eine große Bereicherung“, sagt Brenner.