Neuburger Rundschau

Stirbt die Honigbiene aus?

Das Insekt hat mit mehreren Problemen zu kämpfen. Etwa der Varroamilb­e. Wie Imker das bewerten und was das Landratsam­t macht

- VON JULIAN WÜRZER

Donau Ries Die Sonne scheint, die Temperatur­en steigen und die Pflanzen beginnen zu blühen. Das lockt nicht nur Menschen aus ihren Häusern und Wohnungen ins Freie, sondern auch die Biene fliegt wieder summend von Blüte zu Blüte und sammelt fleißig Nektar für ihr Volk. Allerdings ist das Wetter im April so gut, dass die Zahl der zu bestäubend­en Pflanzen die Kapazitäte­n der Bienen übersteigt. Für die Imker im Landkreis dürfte das wohl die geringste Sorge in Bezug auf das gelbschwar­ze Insekt sein. Vom Bienenster­ben ist die Rede. In dem Bestseller­roman „Die Geschichte der Bienen“von Maja Lunde müssen die Menschen gar irgendwann die Blüten selbst bestäuben. Könnte, was in ihrem Buch nur Fiktion ist, Realität werden?

Der Ederheimer Imker Heinrich Pfaff sitzt auf einem Stuhl in seinem großen Garten. Der Rasen ist nicht richtig gemäht und die vielen gelben Löwenzähne stechen immer wieder ins Auge. Hin und wieder krabbelt ihm ein Insekt über den Arm. Ein paar Meter vor ihm sind einzelne Kisten in fast regelmäßig­en Abständen aufgestell­t – manche sind doppelt so hoch wie andere. Im Schnitt befinden sich darin rund 10000 Bienen und sorgen sich um ihre Königin. Es ist ein Volk. Heinrich Pfaff besitzt etwa hundert davon. Wenn er über die Honigbiene spricht, sprudeln die Worte nur so aus ihm heraus: „Die Biene ist so ein hochintell­igentes Lebewesen, es prägt sich das Landschaft­sbild ins Gehirn ein, um immer wieder zum Bienenstoc­k zurückzufi­nden, den Feind im eigenen Nest erkennt es aber nicht.“Der Imker spricht von der Varroamilb­e. Sie saugt einen Teil der Körperflüs­sigkeit der Bienenlarv­en aus und überträgt ein für die Biene schwächend­es Virus. Die Milbe nistet sich ebenfalls im Bienenstoc­k ein und ist sogar mit bloßem Auge erkennbar. „Die Bienen müssten eigentlich nur hingehen und mit ihren kraftvolle­n Kiefern zubeißen“, sagt Pfaff. Doch das würden die Insekten nicht tun, stattdesse­n sehen sie sich selbst beim langsamen Verenden zu. Der Schädling sei bei Versuchen mit der östlichen Honigbiene nach Deutschlan­d eingeschle­ppt worden, sagt Pfaff.

Im Kampf gegen die Varroamilb­e hat der Landkreis Donau-Ries eine Bienenseuc­henverordn­ung veröffentl­icht. Die ist im Amtsblatt vom November 2017 zu lesen. Dort heißt es, „alle Bienenvölk­er von den Bienenhalt­ern sind mit zugelassen­en Mitteln nach den Vorgaben der Hersteller gegen Varroamilb­en zu behandeln“. Anja Bischoff-Eischer vom Veterinära­mt sagt: „Die Imker werden mit 25 Prozent der Arzneimitt­el gefördert.“

Die Milbe ist jedoch nur eines von drei Problemen, mit denen Bienenvölk­er konfrontie­rt sind. Die Insektizid­gruppe Neonicotin­oide wird gegen Schädlinge auf Nutzpflanz­en angewendet, etwa Kartoffeln oder Raps. Und auf diesen landwirtsc­haftlichen Feldern sammeln die Honigbiene­n ihren Nektar. Bianca Brandner aus Marxheim ist ebenfalls Imkerin. Sie beschreibt die Neonicotin­oide so: „Das Beizmittel ist in der Pflanze und auch in den Pollen, wenn die Biene das aufnimmt, dann verliert sie jegliche Orientieru­ng.“Die Folgen: Die Biene stirbt.

Glyphosat ist der dritte „Feind“der Honigbiene. „Das ist ein giftiges Spritzmitt­el, das den Zweck verfolgt, jegliches Unkraut zu vernichten“, sagt Brandner. Für die Bienen bedeute das, sie finden irgendwann keine Nahrung mehr. Der Kreisobman­n des Bauernverb­andes, Karlheinz Götz, betreibt selbst einen Bauernhof. Für ihn gehört die Biene ebenfalls zum Ökosystem. Deshalb ist er Teil der Kampagne „Bayern blüht“. Die wurde in Zusammenar­beit von Imkern und Landwirten erarbeitet. „Ich habe drei Blühfläche­n zur Verfügung gestellt“, sagt er. Das Thema Glyphosat ist ihm bekannt. „Da haben wir die Landwirte ermutigt, vorsichtig damit umzugehen.“Als viel schlimmer sieht er aufgeräumt­e Wiesen und Gärten für die Honigbiene­n. „Da es keine Nahrung gibt, ist auch keine Insektenvi­elfalt vorhanden“, sagt Götz.

In Heinrich Pfaffs Garten ist das anders, immer wieder schwirren andere Insekten darüber und landen auf den Blumen. Für ihn steht fest: „Ökologisch­e Landwirtsc­haft würde es der Biene erleichter­n.“Doch, dass die Menschen irgendwann einmal die Blüten im Landkreis, wie im Buch von Maja Lunde, selbst bestäuben, hält er für nicht ganz so realistisc­h. Denn solange es Imker gebe, könnten die Bestände aufrechter­halten werden. Dann geht Pfaff hin zu seinen Bienen im Garten. Bis Ende Mai sollten seine einzelnen Bienenvölk­er wieder 30000 Bienen zählen.

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Foto: Erich Echter Eine neue Ausstellun­g über die Kaiserin ist ab Samstag, 5. Mai, im Sisi Schloss in Un terwittels­bach zu sehen, hier Sisis Sternenkle­id.
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Foto: Julian Würzer Heinrich Pfaff aus Ederheim schaut nach, wie weit das Bienenvolk beim Züchten der Königin ist.

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