Stirbt die Honigbiene aus?
Das Insekt hat mit mehreren Problemen zu kämpfen. Etwa der Varroamilbe. Wie Imker das bewerten und was das Landratsamt macht
Donau Ries Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und die Pflanzen beginnen zu blühen. Das lockt nicht nur Menschen aus ihren Häusern und Wohnungen ins Freie, sondern auch die Biene fliegt wieder summend von Blüte zu Blüte und sammelt fleißig Nektar für ihr Volk. Allerdings ist das Wetter im April so gut, dass die Zahl der zu bestäubenden Pflanzen die Kapazitäten der Bienen übersteigt. Für die Imker im Landkreis dürfte das wohl die geringste Sorge in Bezug auf das gelbschwarze Insekt sein. Vom Bienensterben ist die Rede. In dem Bestsellerroman „Die Geschichte der Bienen“von Maja Lunde müssen die Menschen gar irgendwann die Blüten selbst bestäuben. Könnte, was in ihrem Buch nur Fiktion ist, Realität werden?
Der Ederheimer Imker Heinrich Pfaff sitzt auf einem Stuhl in seinem großen Garten. Der Rasen ist nicht richtig gemäht und die vielen gelben Löwenzähne stechen immer wieder ins Auge. Hin und wieder krabbelt ihm ein Insekt über den Arm. Ein paar Meter vor ihm sind einzelne Kisten in fast regelmäßigen Abständen aufgestellt – manche sind doppelt so hoch wie andere. Im Schnitt befinden sich darin rund 10000 Bienen und sorgen sich um ihre Königin. Es ist ein Volk. Heinrich Pfaff besitzt etwa hundert davon. Wenn er über die Honigbiene spricht, sprudeln die Worte nur so aus ihm heraus: „Die Biene ist so ein hochintelligentes Lebewesen, es prägt sich das Landschaftsbild ins Gehirn ein, um immer wieder zum Bienenstock zurückzufinden, den Feind im eigenen Nest erkennt es aber nicht.“Der Imker spricht von der Varroamilbe. Sie saugt einen Teil der Körperflüssigkeit der Bienenlarven aus und überträgt ein für die Biene schwächendes Virus. Die Milbe nistet sich ebenfalls im Bienenstock ein und ist sogar mit bloßem Auge erkennbar. „Die Bienen müssten eigentlich nur hingehen und mit ihren kraftvollen Kiefern zubeißen“, sagt Pfaff. Doch das würden die Insekten nicht tun, stattdessen sehen sie sich selbst beim langsamen Verenden zu. Der Schädling sei bei Versuchen mit der östlichen Honigbiene nach Deutschland eingeschleppt worden, sagt Pfaff.
Im Kampf gegen die Varroamilbe hat der Landkreis Donau-Ries eine Bienenseuchenverordnung veröffentlicht. Die ist im Amtsblatt vom November 2017 zu lesen. Dort heißt es, „alle Bienenvölker von den Bienenhaltern sind mit zugelassenen Mitteln nach den Vorgaben der Hersteller gegen Varroamilben zu behandeln“. Anja Bischoff-Eischer vom Veterinäramt sagt: „Die Imker werden mit 25 Prozent der Arzneimittel gefördert.“
Die Milbe ist jedoch nur eines von drei Problemen, mit denen Bienenvölker konfrontiert sind. Die Insektizidgruppe Neonicotinoide wird gegen Schädlinge auf Nutzpflanzen angewendet, etwa Kartoffeln oder Raps. Und auf diesen landwirtschaftlichen Feldern sammeln die Honigbienen ihren Nektar. Bianca Brandner aus Marxheim ist ebenfalls Imkerin. Sie beschreibt die Neonicotinoide so: „Das Beizmittel ist in der Pflanze und auch in den Pollen, wenn die Biene das aufnimmt, dann verliert sie jegliche Orientierung.“Die Folgen: Die Biene stirbt.
Glyphosat ist der dritte „Feind“der Honigbiene. „Das ist ein giftiges Spritzmittel, das den Zweck verfolgt, jegliches Unkraut zu vernichten“, sagt Brandner. Für die Bienen bedeute das, sie finden irgendwann keine Nahrung mehr. Der Kreisobmann des Bauernverbandes, Karlheinz Götz, betreibt selbst einen Bauernhof. Für ihn gehört die Biene ebenfalls zum Ökosystem. Deshalb ist er Teil der Kampagne „Bayern blüht“. Die wurde in Zusammenarbeit von Imkern und Landwirten erarbeitet. „Ich habe drei Blühflächen zur Verfügung gestellt“, sagt er. Das Thema Glyphosat ist ihm bekannt. „Da haben wir die Landwirte ermutigt, vorsichtig damit umzugehen.“Als viel schlimmer sieht er aufgeräumte Wiesen und Gärten für die Honigbienen. „Da es keine Nahrung gibt, ist auch keine Insektenvielfalt vorhanden“, sagt Götz.
In Heinrich Pfaffs Garten ist das anders, immer wieder schwirren andere Insekten darüber und landen auf den Blumen. Für ihn steht fest: „Ökologische Landwirtschaft würde es der Biene erleichtern.“Doch, dass die Menschen irgendwann einmal die Blüten im Landkreis, wie im Buch von Maja Lunde, selbst bestäuben, hält er für nicht ganz so realistisch. Denn solange es Imker gebe, könnten die Bestände aufrechterhalten werden. Dann geht Pfaff hin zu seinen Bienen im Garten. Bis Ende Mai sollten seine einzelnen Bienenvölker wieder 30000 Bienen zählen.