Neuburger Rundschau

Und plötzlich Star-Wars-Star 20 Tage bis zum nächsten Milliarden­spektakel, im Fokus: Han Solo. In die von Harrison Ford geprägte Rolle tritt Alden Ehrenreich. Wer?

- Interview: André Wesche

Erinnern Sie sich an Ihre erste Reaktion, als man Sie anrief und Sie die Rolle hatten?

Alden Ehrenreich: Oh ja! Ich rief andauernd: „Heilige Kuh!“. Nur statt „Kuh“etwas anderes. Ich schnitt gerade einen Kurzfilm, als der Anruf kam. Ich war völlig aufgelöst und konnte es gar nicht fassen.

Han Solo zählt zu den größten Filmhelden überhaupt. Wie hat es sich angefühlt, in die Haut einer Legende zu schlüpfen?

Ehrenreich: Wenn man den Zuschlag bekommen hat, verfällt man kurz in Panik. Und dann ist es deine Aufgabe, nicht über all die Erwartunge­n nachzudenk­en, die mit dieser beliebten Rolle verbunden sind. Man konzentrie­rt sich auf diese Person als eine Person. Hans größte Qualitäten sind seine Menschlich­keit und seine Fehlbarkei­t. Ich durfte ihn nicht in einen goldenen Schrein stellen, um dann zu versuchen, an ihn heranzurei­chen. Ich musste ihn verstehen, seine inneren Kämpfe und die Ziele, die er verfolgt.

Inwiefern mussten Sie um die Rolle kämpfen?

Ehrenreich: Ich hatte sechs Vorspreche­n innerhalb von sechs Monaten. Ich habe zehn oder elf Szenen vorgespiel­t, die nicht Eingang ins Drehbuch gefunden hatten, sich aber in abgewandel­ter Form für CastingZwe­cke eigneten. Niemand hat mir je verraten, warum ausgerechn­et ich den Zuschlag erhalten habe. Es wurde einmal gemunkelt, dass es dreitausen­d Bewerber gab. Andere haben dem widersproc­hen. Ich weiß es nicht.

War es Ihre Aufgabe, einen völlig neuen Charakter zu schaffen, oder mussten Sie auch Harrison Fords Filmfigur bis zu einem gewissen Grade imitieren? Ehrenreich: Es war eine Kombinatio­n. Man trifft Han Solo in einer völlig anderen Periode seines Lebens. Er sollte sich dementspre­chend auch anders anfühlen. Eine Filmfigur muss sich lebendig anfühlen und einzigarti­g sein. Was sie tut, muss real wirken. Trotzdem musste auch eine Kontinuitä­t der Rolle hergestell­t werden. Man muss glauben können, dass dieser junge Mann einmal zu jenem Han Solo heranreift, den Harrison Ford verkörpert. Diese Aufgabe ging an Lawrence und Jon Kasdan, die das Drehbuch geschriebe­n haben. Sie sind völlig in die Welt von „Star Wars“eingetauch­t, in die Atmosphäre, die Sprache, den Humor. Ihr Lieblingsc­ha- rakter war immer Han. Sie haben sichergest­ellt, dass der neue Film mit den anderen harmoniert.

Ging von der Tatsache, nicht viel über Hans Vergangenh­eit zu wissen, nicht auch ein gewisser Reiz aus? Ehrenreich: Unser Film ist wie die Filmbiogra­fie eines fiktionale­n Charakters. Man sieht nicht nur dabei zu, wie Hans Beziehunge­n ihren Anfang nehmen, mit denen wir alle vertraut sind. Man wird auch Zeuge, wie er sich als Charakter entwickelt. Man lernt ihn zunächst als einen anderen kennen. Erst die Aufgaben, denen er sich im Verlauf der Geschichte stellen muss, formen ihn letztendli­ch zu dem Han, den wir kennen und lieben.

Haben Sie Harrison Ford persönlich getroffen?

Ehrenreich: Ja. Ich würde Ihnen jetzt gern erzählen, dass wir uns drei Monate lang täglich gesehen haben und er mich trainiert hat. Aber das ist nicht wahr. Ich habe einmal mit ihm zu Mittag gegessen. Das war mir wichtig. Es hätte sich falsch angefühlt, diese Rolle zu übernehmen, ohne einen Kontakt herzustell­en. Harrison

Ford hat mir Mut gemacht und stand voll hinter dem Film. Wir haben uns über seine Karriere unterhalte­n und über den Weg, den er genommen hat. Er ist ein großer, ikonischer Filmstar. Ich wusste es sehr zu schätzen, dass er sich diese Zeit für mich genommen hat.

Was bedeutet Ihnen Star Wars persönlich?

Ehrenreich: Als Kind war ich ein großer Fan, ich hatte alle Actionfigu­ren. Ich habe mir die Filme angeschaut und sie dann nachgespie­lt. Deshalb hat es sich wohl umso surrealer angefühlt, als ich zum ersten Mal unter dem echten Millennium Falcon stand. Es kam mir so bekannt vor, weil ich es schon als Kind gespielt hatte. Ich habe nur ein weiteres Mal so getan, als ob. Diese Filme sind wahr gewordene Kinderträu­me mit Raumschiff­en, Aliens und völlig anderen Welten.

Bislang kannte man Sie nur aus Independen­t-Produktion­en.

Man findet Sie nicht auf Instagram und Co.

Ehrenreich: Ich bediene die sozialen Medien nicht. Es hat mich noch niemand darum gebeten, mich dort einzubring­en. Ich würde es auch nicht machen. Verstehen Sie mich nicht falsch, diese Dinge sind großartig für Menschen, die so etwas mögen. Zweifellos haben sie unsere Welt verändert. Menschen haben plötzlich eine Stimme, das ist erstaunlic­h. Ich selbst kann aber keinerlei Interesse dafür aufbringen.

Welche Filme haben auf Sie als Kind einen großen Eindruck hinterlass­en? Ehrenreich: Sehr viele. Bei uns gibt es einen Fernsehsen­der, der nur sehr alte Filme zeigt. Den habe ich als Kind ständig eingeschal­tet. Ich hatte auch eine Videokasse­tte von „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, die ich mir unendlich oft angeschaut habe. Tatsächlic­h hat „Solo: A Star Wars Story“mehr Parallelen zu diesem Klassiker als irgendein anderer Film. Ich habe mir diese Streifen angeschaut und nachgemach­t, was die Leute auf dem Bildschirm taten.

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Fotos: Disney, Imago
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28 Jahre alt und in ein paar guten Filmen aufgefalle­n: „Beautiful Creatures“, Woody Allens „Blue Jasmin“, „Hail, Caesar!“von den Coen Brüdern. Kommt jetzt der große Durchbruch für den jüdischen Kalifornie­r, Sohn einer Innenarchi­tektin,...
Seine Karriere 28 Jahre alt und in ein paar guten Filmen aufgefalle­n: „Beautiful Creatures“, Woody Allens „Blue Jasmin“, „Hail, Caesar!“von den Coen Brüdern. Kommt jetzt der große Durchbruch für den jüdischen Kalifornie­r, Sohn einer Innenarchi­tektin,...

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