Neuburger Rundschau

Vom Oberclown zum Herznasen Chef

Lange Jahre war Sepp Egerer das Gesicht der Klinikclow­ns. Jetzt haben er und seine Frau Kerstin einen neuen Verein mit ähnlicher Ausrichtun­g gegründet. Eine Konkurrenz zu den Klinikclow­ns?

- VON THOMAS BALBIERER

Neuburg Es herrscht Chaos im Wohnzimmer von Kerstin und Sepp Egerer. Laute Orchesterm­usik tönt aus der Stereoanla­ge, Mädels mit roten Clownsnase­n lachen einander an, eine riesige Tuba steht mitten im Raum – und dann läuft auch noch der „Herr Landrat“quer durch das Zimmer. Es ist Tag zwei des seit Dienstag offiziell eingetrage­nen Vereins „Herznasen“. Und schon beginnen die ersten Proben. Am Samstag steht der erste Auftritt beim Multi-Kulti-Fest im Ostend an. Nicht nur der „Herr Landrat“, der Hund der Egerers, ist aufgewühlt. „Wir sind froh, dass wir endlich loslegen können“, jubelt Sepp Egerer.

Aber von vorn: Das PädagogenE­hepaar Egerer verabschie­det sich mit der Gründung der „Herznasen“endgültig von den Neuburger Klinikclow­ns, einem Projekt des Kreisjugen­drings (KJR). Bis Januar war Sepp Egerer als „Oberclown“der Kopf der Jugendgrup­pe, die mit roten Schaumstof­fnasen Krankenhau­s-Patienten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Unterschie­dliche Ansichten über die Neuausrich­tung der Klinikclow­ns führten jedoch zur Trennung vom KJR. Dessen Geschäftsf­ührer Guido Büttner sagt: „Das Projekt wuchs und wuchs und wuchs. Aber wir wollen uns im Rahmen der Projektarb­eit auf die Kliniken St. Elisabeth konzentrie­ren.“

Kerstin und Sepp Egerer wollen sich nicht mehr zu den Gründen der Trennung äußern, sondern sich ganz der Arbeit mit ihrem neuen Verein widmen. Sie sehen die „Herznasen“nicht als Konkurrenz den Klinikclow­ns, sondern als „Ergänzung“. Mit ihrer Truppe – viele junge Klinikclow­ns sind den Egerers in den neuen Verein gefolgt – planen sie landkreisw­eite Auftritte in Senioren- und Pflegeheim­en sowie in Einrichtun­gen für behinderte Menschen. „Wir wollen zuhören, Freude ausstrahle­n und Zeit schenken“, fasst Sepp Egerer die Ziele der ehrenamtli­chen Arbeit zusammen. Zeit, die gerade im harten Arbeits- alltag in vielen Pflegeheim­en knapp ist. Auch die Jugendlich­en sollen von den Begegnunge­n profitiere­n. Die Förderung der Jugendarbe­it ist in der Vereinssat­zung festgeschr­ieben.

Um Jugendförd­erung geht es auch dem KJR. „Unser Fokus liegt weiterhin auf der offenen Jugendarbe­it“, erklärt Geschäftsf­ührer Guido Büttner. Deshalb werde das Projekt Klinikclow­ns in enger Zusammenzu arbeit mit der sozialen Gruppenarb­eit im Jugendzent­rum weitergefü­hrt. Dort übernehmen zwei Pädagoginn­en die Betreuung der Schüler. Die durch den Abgang von Egerers Truppe entstanden­e Lücke sei inzwischen mit engagierte­n Jugendlich­en aus der Juze-Hausaufgab­enbetreuun­g geschlosse­n, so Büttner.

Zurück im Wohnzimmer der Familie Egerer: Die Proben für das Bürgerfest am Samstag laufen. „Du bist der Orchesterc­hef und hast einen Anzug an“, sagt Kerstin Egerer zu einem Mädchen. „Dort steht das Pult“, erklärt sie und deutet auf einen Notenständ­er. „Und ich renn’ das dann um!“, ruft ein anderes Mädchen aus der Gruppe voller Vorfreude. Chaos ist also Programm bei den „Herznasen“.

Am Samstag sind die Spaßmacher mit ihrem Stück „Chaosorche­ster“um 15.20 Uhr auf der Bühne des Multi-Kulti-Bürgerfest­es am Volksfestp­latz zu sehen. Da kam die Nachricht am Dienstag, dass der Verein nun auch offiziell ins Vereinsreg­ister eingetrage­n wurde, gerade recht.

Aber wie sieht in Zukunft das Nebeneinan­der der Klinikclow­ns und der „Herznasen“aus? Einig sind

Der erste Auftritt ist morgen beim Multi Kulti Fest

Klinikclow­ns und Herznasen sehen keine Konkurrenz

sich beide Seiten, dass sie in ihrer Tätigkeit keine Konkurrenz füreinande­r darstellen. Ein Mehrwert für alle Beteiligte­n – ob Krankenhau­sPatient oder Pflegeheim-Bewohner. Anders sieht es jedoch beim Werben um Spenden aus. Die „Herznasen“wollen ihre Vereinstät­igkeit hauptsächl­ich über Spenden finanziere­n, auch die Klinikclow­ns sind darauf angewiesen. „Spender werden sich in Zukunft überlegen müssen, an wen sie ihr Geld geben“, sagt KJRGeschäf­tsführer Büttner. Spenden Beide Projekte setzen sich mit ihrer Arbeit für gute Zwecke ein und finanziere­n sich durch Spenden. Deshalb veröffentl­ichen wir an dieser Stelle bei de Spendenkon­ten:

Herznasen Neuburg e.V., IBAN: DE73 7216 9756 0008 3420 08 Klinikclow­ns Neuburg, IBAN:

DE03 7 215 2070 0000 0038 06

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Foto: Thomas Balbierer Seit Dienstag offiziell ein Verein: Die „Herznasen“von Kerstin und Sepp Egerer. Viele der jungen Mädchen waren davor bei den Klinikclow­ns aktiv, die das Ehepaar Egerer nach Unstimmigk­eiten mit dem KJR verlassen hat.

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