Neuburger Rundschau

Musik, die nach Hoffnung schreit

Georgische­s Kammerorch­ester beeindruck­t mit Werken von Grigori Frid und brillanten Solisten

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Ingolstadt Isabelle van Keulen gilt als Grand Dame der Violine wie auch der Viola. Mit Pianist Oliver Triendl zeichnete sie im fünften Abonnement­konzert des Georgische­n Kammerorch­esters Ingolstadt (GKO) ein klangvolle­s Porträt des eher unbekannte­n Komponiste­n Grigori Frid (1915-2012). Unter der Leitung des Chefdirige­nten Ruben Gazarian verdeutlic­hten das einmal mehr solide agierende Orchester sowie die ausgezeich­neten Solisten im „Doppelkonz­ert für Viola, Klavier und Streichorc­hester“wie vielfältig und nuancenrei­ch dessen Musik klingen kann.

Fast 100-jährig verstarb Frid in Moskau. Im Stalinismu­s war seine Familie massiven Repressali­en ausgesetzt und folgte schließlic­h dem 1927 nach Sibirien verbannten Vater. Dessen Vorliebe für melancholi­sche Tonalität, dicht verdüstert­e Atmosphäre­n und elegische Stimmungen äußert sich auch in der Werkauswah­l des Konzertes. Die deutsche Erstauffüh­rung des Doppelkonz­ertes wurde erst 2013 realisiert.

Beide Solisten und das GKO verdeutlic­hten in diesem Werk wie innig, fast beseelt und technisch versiert sie agieren können. Dabei ist es keineswegs einfach, den Melodienzy­klus zwischen den changieren­den Strömungen dieser höchst anspruchsv­ollen Notation entspreche­nd darzubiete­n. Die eher unprätenti­ösen Partien der Soloinstru­mente, in dezenter Grundierun­g begleitet, wirken aber dennoch entrümpelt, fein, bewegend, klug dosiert. Heraus kommen Klangklarh­eit und Klanginten­sität, ehrliche Melancholi­e und unverstell­ter Glanz. In den einzelnen Sätzen wird aber immer auch deutlich, wie sehr der Komponist Grigori Frid Musik gegen alles Leid setzt und wie enorm er sein Streben nach Hoffnung offenbart. Van Keulen spielte im Festsaal mit einer Ausdrucksi­ntensität, die selten zu erleben ist. Und Oliver Triendl begleitet gelöst und mit doch enormer Intensität.

Isabelle van Keulen ist auf den Konzertpod­ien weltweit präsent. Ihre charismati­sche Ausstrahlu­ng und musikalisc­he Vielseitig­keit machen sie zu einer der gefragtest­en Künstlerin­nen unserer Zeit. Der vielseitig­e Pianist Oliver Triendl arbeitet mit renommiert­en Orchestern und Kammermusi­kpartnern weltweit.

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Foto: Johannes Seifert Isabelle van Keulen war erstmals beim Georgische­n Kammerorch­ester Ingolstadt zu Gast.

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