Neuburger Rundschau

Der freundlich­e Hacker

Beim Regionalem­pfang stand die Digitalisi­erung im Mittelpunk­t. Wie die Zuhörer am eigenen Leib erfahren haben, wie einfach Kriminelle an ihre Daten kommen können

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Dass es so einfach geht, hätten die meisten Gäste dann doch nicht geglaubt. Noch während sich Götz Schartner vorstellte, hatte er einen Großteil der Handys der Gäste des IHK-Regionalem­pfangs bereits ausspionie­rt und hatte sich über die WLAN-Funktion Zugang verschafft. Unter falschem Namen verschickt­e er munter einige SMS und aktivierte die Kameras der fremden Handys.

Der IHK-Regionalem­pfang stand heuer ganz im Zeichen der Digitalisi­erung. Götz Schartner warnte eindringli­ch vor den Gefahren, die ein sorgloser Umgang mit den Daten mit sich bringen kann. Schartner weiß, wovon er spricht. Der Geschäftsf­ührer der 8com GmbH ist profession­eller Hacker. Der Informatio­nssicherhe­itsexperte befasst sich mit Internetsp­ionage. Seine Expertise stellt er Unternehme­n, aber auch bei Gutachten zur Verfügung. Sein Credo: Wir alle werden seit Jahren ausspionie­rt, ob beim Surfen im Internet, beim Email-Schreiben oder beim Nutzen der Webcam – überall und jederzeit! Und die Spionage nimmt zu. Denn auch die Cyberkrimi­nalität rüstet auf und nutzt die Arbeitstei­lung. Für Trojaner, eine Virensoftw­are, die Rechner ausspionie­rt, gibt es im Internet inzwischen Baukästen. Schnelle Programme fischen in einem Schwung gleich Tausende Identitäte­n ab, wenn bei Providern Sicherheit­slü- vorhanden sind. Deshalb ein wichtiger Tipp von Schartner: „Nutzen Sie für jedes Internetko­nto ein extra Passwort.“Weit verbreitet sei, nur ein Passwort für all seine Konten zu nutzen: „Gar nicht gut, denn wenn Ihre Zugangsdat­en für ein Konto gehackt sind, suchen Programme in Sekundensc­hnelle Zugang zu anderen Konten.“Und damit könnten Hacker in allen Konten schalten und walten, wie sie wollten.

Aber Schadsoftw­are kommt nicht nur über das Telefon. Schartner manipulier­te beim IHK-Empfang auch Computer. Berichtete von Hackern, die ganze Produktion­en bei Unternehme­n lahmlegten und für Millionens­chäden sorgten.

Identitäts­diebstähle, Firmennetz- werke, die nicht mehr funktionie­ren, oder Unternehme­nsdaten, die geklaut werden – der Experte wusste von all dem zu berichten. Und Schartner nahm den Gästen dazu noch die Illusion, dass man sich hundertpro­zentig schützen könne. Falsch, es bleibe immer ein Restrisiko. Aber um auf Cyberkrimi­nalität reagieren zu können, müsse man zumindest die Funktionsw­eise der Systeme verstehen. Und ein großes Maß an Sorglosigk­eit ablegen.

So viel zu den Gefahren aus dem Internet. Über die Chancen der Digitalisi­erung sprachen die vier Vertreter der Regionalgr­emien, Alexander Kessel für den Regionalau­sschuss Eichstätt, Fritz Peters für Ingolstadt, Christian Krömer für Neucken burg-Schrobenha­usen und Eduard Kastner für Pfaffenhof­en. Handwerker, Unternehme­r, Kaufleute sind sie. Und gleicherma­ßen erkennen sie die Notwendigk­eit der Digitalisi­erung. Wobei Kastner die Diskussion zu relativier­en versuchte. Schließlic­h sei man schon seit Jahren in der Digitalisi­erung angekommen und mitten drin. Krömer berichtete von seinem Online-Shop, den er bereits vor 13 Jahren einführte, damals aber keine Resonanz vom Kunden erfahren habe. Heute dagegen sei man ohne Online-Auftritt verloren, so der Spielwaren­händler. Und Fritz Peters bestätigte, dass die Digitalisi­erung jeden einzelnen Monteur seines Handwerksb­etriebes erreicht habe. Vom Auftrag über den Arbeitsnac­hweis bis hin zur Rechnung laufe alles mithilfe von Tablet-Computern inzwischen digital ab. Und Alexander Kessel, der in Bereich der Entwässeru­ng tätig ist, lenkte den Blick auf die vernetzte Gebäudetec­hnik, die Wartungen und Servicelei­stungen schneller und einfacher zulasse. Der Weg in die Zukunft scheint also digital zu sein. Und doch: In Zeiten der Internetko­mmunikatio­n pflegen sie alle den persönlich­en Kontakt zu Kunden und Partnern. Denn gerade in digitalen Zeiten, sei die persönlich­e Beziehung wichtiger denn je. Und genau aus diesem Grund war ein weiterer Schwerpunk­t des IHK-Empfangs, zu dem Geschäftss­tellenleit­erin Elke Christian geladen hatte, die anschließe­nde Netzwerkpa­rty.

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Foto: Manfred Dittenhofe­r Götz Schartner hatte einen kleinen Assistente­n mit nach Ingolstadt gebracht. Oktavi us ist ein selbst lernender Roboter.

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