Die CSU ist immer alles, notfalls auch das Gegenteil
Man muss auf seine Unabhängigkeit von der Politik achten und darf seinen Beruf nicht vergessen. Politisch sein – ja. Ich wollte aber zum Beispiel immer auch Strafverteidiger sein. So habe ich beides gemacht und kann heute im Alter machen, was ich als junger Mann geträumt habe: frei sein – wie der große Cicero im alten Rom. Mein Vater hat mir einmal gesagt: „Du musst Alternativen haben.“Danach habe ich mein Leben ausgerichtet.
Was reizt Sie an der Politik? Gauweiler: Sie hat mich immer wieder angepackt und ist manchmal ein intellektuelles Geschäft, natürlich aber auch Jahrmarkt, natürlich auch Schachspiel, natürlich auch Kampf. Es geht darum, über die Folgen des nächsten Zugs nachzudenken; auseinanderzusetzen, auszuhalten, bestehen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich kann nicht wellenreiten und kritisiere etwas, wofür ich selbst zu ungeschickt bin. Aber trotzdem bleibt es eine richtungslose Fortbewegung. Da setz ich mich lieber in einem kleinen Ruderboot ans Steuer.
Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie sich nach 50 Jahren in der CSU noch aufregen können …
Gauweiler: Nein, nein, wie kommen Sie denn darauf ?
Haben Sie sich aufgeregt, als die AfD im Wahlkampf plakatiert hat: „Franz Josef Strauß würde AfD wählen“? Gauweiler: Das war ein bisschen plump. Die CSU ist Strauß, so wie die gaullistische Partei Charles de Gaulle war. Und de Gaulle würde auch heute sicher nicht die Dame Le Pen wählen.
Warum ist die AfD gerade in Bayern so stark?
Gauweiler: Das größte Problem war die Diskrepanz zwischen Worten