Neuburger Rundschau

Söder hält an Polizeiges­etz fest

Kommission soll Umsetzung begleiten

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München Ungeachtet anhaltende­r Kritik sieht Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) keinen Anlass für Änderungen am geplanten umstritten­en Polizeiauf­gabengeset­z. Er will aber zum einen eine breite Informatio­nsoffensiv­e über die neuen Regelungen starten und zum anderen eine Kommission einberufen, die die Umsetzung des Gesetzes kritisch begleiten und überprüfen soll. Dieser sollen Datenschüt­zer, Verfassung­srechtler und „Polizeipra­ktiker“angehören. Das kündigte Söder am Samstag vor einer CSU-Klausur in München an. Die Opposition kritisiert­e umgehend, Söder verteile lediglich „Beruhigung­spillen“. SPD und Grüne warfen dem Regierungs­chef reine Hinhalteta­ktik vor und forderten ihn auf, das Gesetz zu stoppen.

Das Gesetz ist im Freistaat hoch umstritten. Zentraler Kritikpunk­t ist, dass mit einer Vielzahl polizeilic­her Befugnisse die Eingriffss­chwelle deutlich abgesenkt wird. Viele Maßnahmen, etwa weitergehe­nde DNA-Untersuchu­ngen oder Online-Durchsuchu­ngen, sollen von Beamten nun schon bei einer „drohenden Gefahr“und nicht erst bei einer konkreten Gefahr angewendet werden können.

Am Donnerstag hatten in München zehntausen­de Menschen gegen die Neuregelun­g demonstrie­rt, die am kommenden Dienstagab­end im Landtag verabschie­det werden soll. Wegen der absoluten CSU-Mehrheit dort ist das eine reine Formsache. Das Gesetz sei notwendig und diene in erster Linie dem Schutz der

Tausende demonstrie­rten gegen das Gesetz

Bevölkerun­g, sagte Söder. „Ich bin wirklich überzeugt, dass wir etwas brauchen, das der Polizei rechtliche Möglichkei­ten gibt, auf neue Herausford­erungen und Bedrohunge­n zu reagieren.“Als Beispiele nannte der CSU-Politiker Amokläufe, Terrorismu­s, aber auch Stalking. Ziel der geplanten Neuregelun­g sei, „Opfer zu verhindern“, Aufgabe sei der „Schutz des Lebens“. Das alles laufe aber rechtsstaa­tlich ab. „Es ist kein Übermaß.“Söder betonte aber: „Wir nehmen die Sorgen ernst.“

Im Rahmen der geplanten „Informatio­ns-Diskussion­s-Offensive“will Söder die Polizei auch an Schulen und Hochschule­n schicken, „um zu reden, aufzukläre­n und Fragen zu beantworte­n“. Unter dem Strich ist Söder auch zuversicht­lich, dass das Gesetz der verfassung­sgerichtli­chen Überprüfun­g standhalte­n wird.

Grünen-Landtagsfr­aktionsche­fin Katharina Schulze konterte: „Wir lassen uns nicht mit einem Löffel Baldrian beruhigen.“Das „verfassung­swidrige Gesetz“dürfe in dieser Form nicht beschlosse­n werden.

SPD-Landeschef­in Natascha Kohnen schrieb auf Twitter, Söder müsse „reinen Tisch machen“: „Keine Hinhalteta­ktik bis zur Landtagswa­hl durch eine Kommission, die niemand braucht. Jetzt das PAG zurückzieh­en!! Und dann eine offene und ehrliche Diskussion neu beginnen“, verlangte sie.

Am Samstag demonstrie­rten in mehreren Städten insgesamt annähernd 2000 Menschen gegen das Gesetz, allein 1500 in Bamberg. In Murnau am Staffelsee versammelt­en sich nach Polizeiang­aben rund 200 Menschen, in Ingolstadt zählten die Beamten 150 Demonstrat­ionsteilne­hmer. Aichach

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