Alles Glaubenssache!
Eine neue Abteilung im Stadtmuseum widmet sich der Neuburger Religionsgeschichte. Vorübergehend hat dort auch ein Heiliger Asyl gefunden
Neuburg Eigentlich ist er in St. Peter zu Hause: der heilige Sebastian. Doch vor kurzem musste er ein paar Häuser weiter ziehen – ins Museumsasyl. Da die schmucke Kirche in der Amalienstraße zur Zeit bekanntlich saniert wird, ist die silberne Großplastik, eine Votivgabe anlässlich der Befreiung der Stadt von der Pest im Jahr 1713, nun als Leihgabe das Highlight der neuen Stadtmuseums-Abteilung „Glaubenssachen“. Für die meisterliche Goldund Silberschmiedearbeit steht im ersten Stock ein ganzer Alkoven zur Verfügung, in dem die Plastik prächtig zur Geltung kommt.
Einiges sei neu in diesem Mai, freute sich Museumsleiter Michael Teichmann bei der Eröffnung der neuen religionsgeschichtlichen Abteilung am gestrigen Internationalen Museumstag, der heuer unter dem Motto „Neue Wege – neue Besucher“steht. Sowohl im analogen als auch im digitalen Raum erproben Museen heute kreative und interaktive Zugänge zu den Themen und Objekten, mit denen neue Zielgruppen angesprochen werden sollen. „Die Pflege des historischen Erbes ist ein wichtiger Bestandteil unserer Bürgergesellschaft“, brachte es Mi- Henker auf den Punkt, der frühere Vorsitzende des Erfinders dieses Museumstags, des „International Council of Museums“. Der neue erste Vorsitzende des Trägers, des Historischen Vereins Neuburg, versprach in seiner Rede auch eine „Stabilisierung der Verhältnisse“in „seinem“Museum, nachdem das Haus unter anderem während des Winters nicht für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen war.
Doch jetzt ist das Stadtmuseum mit der neuen „3K“-Ausstellung – Klöster, Kirchen, Konfessionen – wieder täglich außer montags geöffnet. Das eine oder andere kennt der „Fürstenmacht und wahrer Glaube“-Ausstellungsbesucher schon, zum Beispiel den „bi-konfessionellen Klappentisch“, der die Unterschiede der beiden Konfessionen erlebbar macht. Ansonsten spannt sich der Bogen von der frühen Christiachael nisierung bis zur Gegenwart: Der Besucher erfährt Wissenswertes über das kurzlebige Bistum Neuburg, die mittelalterliche Martinskapelle, die Benediktinerinnenklöster, die Reformation und Gegenreformation, die Barockzeit mit ihrem Wunderglauben und die Säkularisation mit der Aufhebung der Klöster. Alle Sinne sollen angesprochen werden – sei es mit einem Döschen Weihrauch in dem Klappentisch oder mit Hörstationen mit eingelesenen Verhör-Protokollen aus dem 17. Jahrhundert.
Ein Museums-Angebot also, das nicht nur Schulkindern multimedial und anschaulich Geschichte nahebringen kann. Darauf hofft auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, nämlich dass viele motiviert werden, das Museum zu entdecken und Historie zu erleben und zu begreifen. Eigentlich sei das Stadtmuseum ja ein Heimatmuseum, meinte er – und definierte „Heimat“als das Gefühl, an einem bestimmten Ort verwurzelt zu sein. Nicht fehlen durfte ein kleiner Seitenhieb in Richtung Hauptstadt anlässlich der Neuetablierung eines Heimatministeriums in Berlin: „Inzwischen ist der Begriff Heimat ja sogar bis zu den Preußen gedrungen!“