LiegestuhlJogging
Seit Jahren wird dem fitnessbewussten Menschen geraten, Joggen zu gehen, weil Laufen, allerdings nicht nur 100 Meter, sondern mehrere Kilometer, den Körper von Stress befreie und ungeahnte Glücksgefühle freisetze. Von Kniegelenksproblemen wird dabei nicht gesprochen, und wenn man die Jogger auf der Suche nach dem Glück an sich vorbeiziehen sieht, mit hochrotem Kopf, ernster Miene und dem Knopf im Ohr zur Unterhaltung bei dieser ernsthaften Betätigung, kommen manchmal Zweifel auf an diesem Sport, der eine frohe Botschaft in sich tragen soll.
Ich bin kein ganz unsportlicher Mensch, habe aber eine andere Tätigkeit entdeckt, die zumindest etwas zur geistigen Fitness beisteuern kann: Punkt 1: Ich entfalte meinen Liegestuhl. Punkt 2: Ich versinke in demselben.
Äußerlich passiert gar nichts. Aber in meinem Hirn laufen Prozesse mit ungeheuerer Geschwindigkeit ab, gegen die ein Jogger ein Nichts ist. Da verknüpft sich der Zahnarzttermin mit der Notwendigkeit, die Wiese zu mähen und mit Kindern und Enkeln zu telefonieren, die Karten für den Konzertbesuch zu bestellen, das Wochenendmenü zu planen, Unkraut zu zupfen und ein paar Seiten im neuen Buch zu lesen. Und herrje, auf dem Kopf wächst es wie auf der Wiese!
Aber, oh Wunder, nach einiger Zeit äußerlichen Nichtstuns hat sich da was getan. In meinem Hirn ist Ordnung, Vieles hat sich geklärt. Ich weiß, was wann zu tun ist, und vielleicht haben sich ein paar Synapsen neu verknüpft, also gut für den Geist. Entspannt verlasse ich den Liegestuhl und ein kleines Glücksgefühl macht sich breit.