Residiert hier bald der Stadtrat?
Sollte Neuburg die 30000-Einwohner-Marke knacken, steigt die Zahl der Gremiumsmitglieder und es wird eng im Rathaus. Der Dachboden könnte die Lösung sein
Neuburg Wird der Sitzungssaal im Neuburger Rathaus bald zu klein? Das könnte der Fall sein, sollte zum Stichtag am 30. September 2019 die Zahl der Einwohner Neuburgs offiziell über der Grenze von 30 000 liegen. In diesem Fall würde der Stadtrat bei der Kommunalwahl im darauffolgenden Jahr von bisher 30 auf 40 Mitglieder anwachsen und mehr Platz brauchen. Die Stadt hat jedenfalls schon jetzt mit ersten Planungen für einen neuen Sitzungssaal begonnen. Im Zentrum der Überlegungen steht das Dachgeschoß des 400 Jahre alten Rathauses.
Im April trafen sich die Vertreter der Stadt zu einem ersten sogenannten „Kolloquium zur Planstudie Rathaus – Ausbau des Dachgeschosses für einen Sitzungssaal“. Die Grundlage dafür lieferten Unterlagen des Büro Mader+Gandyk Architekten aus München. Über die Ergebnisse des Kolloquiums wurde sowohl in der jüngsten Bauausschusswie in der Stadtratssitzung entschieden. Es ging vor allem um folgende Themen: Wie soll der neue Sitzungssaal erschlossen und wie gestaltet werden und was soll aus den Räumen im ersten Obergeschoss werden, in denen sich der derzeitige Sitzungssaal mit seinen Nebenräumen befindet?
Die Frage der Erschließung konnte schnell geklärt werden, denn erste Vorkehrungen für einen Umbau zum Sitzungssaal hat die Stadt bereits im Jahr 2012/2013 getroffen – bei der jüngsten, 3,5 Millionen Euro teuren Sanierung des Rathauses. Der damals eingebaute Aufzug fährt bereits bis unters Dach und auch die wesentlichen Leitungen wie Strom und Wasser seien verlegt worden, sagt der städtische Pressesprecher Bernhard Mahler. Auch das Treppenhaus ist bis zum Dachgeschoß ausgebaut, eine interne Verbindungstreppe soll noch hinzukommen.
Der Innenausbau der insgesamt fünf Räume – zwei große und drei kleine – allerdings steht noch aus. Einer der beiden großen Räume wird von der geplanten Verbindungstreppe in zwei kleine unterteilt werden. In ihnen sollen die Technik und Lüftung sowie ein Stuhllager mit Abstellraum unterkommen. Im anderen soll der Sitzungssaal entstehen, in dem ein langer, breiter Tisch Platz für 43 Personen bietet. Zudem sollen dort die massiven Hängesäulen durch drei Zentimeter schmale Stahlzugstäbe ersetzt werden, um eine bessere Sicht zu gewährleisten. In den drei kleinen Räumen sollen eine Garderobe, eine Teeküche mit Getränkelager und ein Putzraum eingerichtet werden.
Auf die Frage, wie es mit dem bisherigen Sitzungssaal, der Garderobe und dem Fraktionszimmer im ersten Obergeschoss weitergehen soll, fanden die Gremien ebenfalls eine Antwort. Im Falle eines Umzugs sollen sie als Büros genutzt werden, der Sitzungssaal wird geteilt und zu zwei Büros oder wahlweise einem Büro und einem Besprechungsraum umfunktioniert werden. Worauf es noch keine abschließende Antwort gebe, sei, ob im Falle eines Umbaus und der damit verbundenen Einschränkungen die Büros der Stadtverwaltung im zweiten Stock verbleiben könnten, sagt Pressesprecher Bernhard Mahler. Unter anderem das Büro von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling befindet sich dort.
Eine weitere Frage, die noch ungeklärt ist, ist die der Beleuchtung. Der Dachstuhl verfügt momentan über keine Fenster und wird lediglich mit Kunstlicht beleuchtet. Ein Zustand, den Gmehling nicht hinnehmen möchte: „Ich dränge darauf, dass natürliches Licht in den Saal kommt – mit künstlichem Licht gebe ich mich nicht zufrieden.“Gauben mit Fenstern könnten Abhilfe schaffen. Stadtheimatpfleger Roland Thiele sagte zwar vor dem Bauausschuss, dass ein Dach ohne Gauben aus Denkmalschutzsicht zu bevorzugen sei, räumte jedoch ein, dass in einer frühen Skizze des Rathauses bereits Gauben dargestellt waren – wenn auch sehr kleine. Ob sie jemals verwirklicht wurden, sei nicht bekannt. Die Themen Beleuchtung, Belüftung und Akustik werden in einem zweiten Kolloquium im Juni gesondert behandelt.
Stadtrat Fritz Goschenhofer stellte die Frage, wie wahrscheinlich es überhaupt sei, dass Neuburg bis zum Stichtag die Marke von 30000 Einwohnern überschreite. Den Zahlen des Einwohnermeldeamtes zufolge wurde die Zahl bereits 2016 überschritten. Die Weisungshoheit darüber obliege jedoch dem Statistischen Landesamte in Bayern, erläuterte Gmehling. Nach dessen jüngsten Zahlen liegt Neuburg derzeit bei 29 472 Einwohnern. Daher gehe der OB nicht davon aus, dass Neuburg bis zum Stichtag die Schwelle von 30 000 Einwohnern überschreitet. Dennoch hält er die Planungen für sinnvoll. „Falls es doch schon jetzt soweit kommt, oder dann halt in den kommenden sechs Jahren.“