Nicht nur hören, sondern spielen
Volksmusik ist beliebt. Und mit traditionellen Instrumenten zu musizieren, liegt im Trend. Vor allem die Steirische Harmonika erlebt gerade einen regelrechten Boom
Ingolstadt Eigentlich treten sie gar nicht miteinander auf. Wenn aber Monika Schwaiger und Franziska Meier miteinander musizieren, dann funktioniert das auf Anhieb. Die Baar-Ebenhausenerin und die Münchnerin haben beide Volksmusik an der Musikhochschule in München studiert. Und beide arbeiten seit Anfang des Jahres als Instrumentallehrerinnen an der Musikschule Ingolstadt.
Monika Schwaiger lehrt die Steirische Harmonika. Franziska Meier arbeitet in der musikalischen Früherziehung. Beide bieten auch außerhalb der Schule Unterricht an. Privat bringt Meier ihren Schülern das Spielen auf dem Hackbrett bei.
Beide Musikpädagoginnen lehren damit sehr klassische und traditionsreiche Musikinstrumente, die wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Vor allem die Steirische Harmonika erlebt gerade einen regelrechten Boom, mehr noch in den ländlichen Regionen als in der Stadt. Schwaiger unterrichtet auch in Abensberg und kann gar nicht alle Schüler aufnehmen, die bei ihr die Steirische lernen wollen. In ihrem Unterricht sind alle Altersgruppen vertreten, von acht bis 80. Und auch Meier bringt schon kleinen Kindern das Hackbrett bei. Wobei ältere Schüler das Spielen des Hackbretts lieber erlernen. Die Münchnerin schließt aus dem hohen Durchschnittsalter, dass erst im mittleren Alter die Liebe zur Tradition und damit zur Volksmusik ent- deckt wird. Kinder, die zum Instrumentalunterricht kommen, stammen häufig aus Familien, die sich bereits musikalisch engagieren. Die Eltern fördern und bestärken ihren Nachwuchs dahingehend.
Aus einer solchen Familie kommt Monika Schwaiger. Die 22-Jährige hat gerade ihr Studium an der Musikhochschule in München abgeschlossen. Als Bachelor of Music mit dem Hauptfach Steirische Harmonika und zusätzlich den Studienschwerpunkten Singen, Tanzen und Ensemble-Leitung hat Schwaiger ihr Hobby zum Beruf gemacht. Bereits das Abitur hatte sie am musi- schen Gnadenthal-Gymnasium in Ingolstadt erworben, lernte neben der Harmonika Klavier, Orgel und Saxofon. Tatsächlich lägen auch der Volkstanz und das Singen von Volksliedern im Trend, bestätigt die Baar-Ebenhausenerin. An der Musikhochschule lernte Schwaiger ihre Kollegin Meier kennen. Während einer Reise nach Indien, an der beide teilnahmen, fragte die Leiterin der Musikschule Ingolstadt, Brigitte Pinggéra, ob sie nicht in Ingolstadt Unterricht geben wollten. Beide sagten zu. So kam es, dass die Ingolstädter Einrichtung diese traditionellen Instrumente anbieten kann.
Anders als Schwaiger kommt Franziska Meier nicht aus einer musikalischen Familie. Doch haben sie ihre Eltern früh gefördert. Schon als Schülerin hatte sie Bekanntschaft mit dem Hackbrett gemacht. Aber selbst als sie das in die Ecke stellte, blieb sie der Volksmusik über die Musikschule Erding verbunden. Durch eine Lehrerin von den Möglichkeiten an der Hochschule für Musik in München inspiriert, entschied sie sich am Ende für das Musikstudium.
Durch volkstümliche Künstler wie Andreas Gabalier oder Hubert von Goisern erreicht diese Musik ein sehr breites Publikum. „Überhaupt entwickelt sich die Volksmusik in einen sehr perfektionistischen Bereich“, erzählt Schwaiger. Was manche Traditionalisten nicht gerade schätzen. Für sie sollte die Volksmusik von jedermann gespielt werden können. Aber Perfektionismus helfe der Volksmusik, da sind sich auch Schwaiger und Meier einig. „Früher wurden wir selbst im Studium belächelt. Bis die klassischen Studenten unsere Musik mitbekamen. Als sie die neuere Volksmusik hörten, kam der Respekt.“Anerkennung durch Perfektionismus.
Schwaiger und Meier können sich über zu wenig Arbeit nicht beschweren. Bereits während des Studiums waren die beiden als Lehrerinnen gefragt.
Und der Trend hält an. Volksmusik ist beliebt. Immer mehr wollen sie nicht nur hören, sondern auch selbst spielen.