Neuburger Rundschau

Tagsüber in der Klinik, nachts daheim

An der Münchner Straße ist ein neues tagesklini­sches Zentrum des Klinikums entstanden. Für Menschen jeden Alters gibt es dort ein psychiatri­sches Angebot

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Ein Kicker steht mitten im Raum, ein Sofa daneben, eine bunte Landkarte hängt an der Wand. Es könnte ein Raum sein in einem x-beliebigen Jugendzent­rum oder in einer Jugendherb­erge. Vielleicht wirkt er dazu nur ein bisschen zu aufgeräumt. Denn dieser Raum gehört zum neuen Angebot des Ingolstädt­er Klinikums: In der ehemaligen Reiser-Klinik an der Münchner Straße gibt es seit Mitte März eine kinder- und jugendpsyc­hiatrische Tagesklini­k mit 15 Plätzen, eine Außenstell­e der Münchner Heckscher-Klinik. Auch eine entspreche­nde Ambulanz wurde eingericht­et. Darüber hinaus hat das Klinikum auch sein Angebot in der Erwachsene­npsychiatr­ie erweitert. In der Reiser-Klinik gibt es künftig 24 tagesklini­ksche Plätze (20 sind es weiterhin am Klinikum) und auch eine geriatrisc­he Tagesklini­k mit 15 Plätzen soll im zweiten Halbjahr 2018 eröffnet werden.

Das Ingolstädt­er Klinikum, das die Reiser-Klinik im Jahr 2009 übernommen hatte, hat in den vergangene­n beiden Jahren über fünf Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudes investiert. Jetzt gibt es dort keine stationäre­n Betten mehr, nachts und an den Wochenende­n ist die Klinik leer. Alle Angebote finden tagsüber statt und richten sich an Menschen, die in der Region wohnen. Bezirkstag­spräsident Josef Mederer sprach dann gestern auch bei der Vorstellun­g des Hauses davon, dass „wir die Medizin zu den Menschen bringen wollen.“Gerade das Angebot für Kinder und Jugendlich­e ist in Ingolstadt neu. Zwar gibt es bereits am Klinikum eine kinder- und jugendpsyc­hiatrische Ambulanz, doch mit der Tagesklini­k samt Schule, die in Kooperatio­n mit der Emmi-Böck-Schule betrieben wird, betritt das Heckscher- Klinikum an seinem neunten Standort Neuland in der Stadt. Konkret sieht das so aus: Kinder ab der fünften Klasse bis zu einem Alter von 17 Jahren werden in den Räumen der Klinik behandelt, täglich von 8 bis 16.30 Uhr. In den Ferien sind die Zeiten kürzer. Denn während ihres Aufenthalt­s stehen nicht nur verschiede­ne Therapien auf dem Stundenpla­n, sondern auch Schulstund­en – übergreife­nd für alle Schularten. Es gibt zwei Klassen mit jeweils höchstens acht Schülern und drei Lehrer. Die Abende und die Wochenende­n verbringen die Kinder und Jugendlich­en während der meist zwei- bis viermonati­gen Behandlung wie gewohnt zu Hause bei ihren Eltern. Ihre tägliche Fahrt zur Klinik soll deshalb nicht länger als eine Stunde dauern. So betont auch Franz Joseph Freisleder, Direktor der Heckscher-Klinik: „Ein Mithineinz­iehen der Familien ist unabdingba­r.“Die Therapieer­folge in Tagesklini­ken sprächen für sich, so der Professor.

Die Kinder an der Tagesklini­k weisen ein breites Spektrum an psychische­n Erkrankung­en auf: Einige leiden an Depression­en, andere haben Angststöru­ngen oder sind von ADHS betroffen, können sich also nur sehr schlecht konzentrie­ren.

Noch sind nicht alle 15 Plätze belegt, doch der Bedarf ist auf alle Fälle gegeben, weiß Franz Joseph Freisleder: „Es gibt kaum einen Bereich, wo die Nachfrage so angestiege­n ist.“Gerade auch in einer Stadt wie Ingolstadt mit vielen jungen Familien. In der Tagesklini­k arbeiten Ärzte, Psycholgen, Ergo- und Sprachther­apeuten sowie Mitarbeite­r in der Pflege und Erziehung zusammen. Auch an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg gibt es eine kinder- und jugendpsyc­hiatrische Tagesklini­k. Allerdings werden dort auch bereits Kinder im Vorschulal­ter behandelt.

 ?? Foto: Luzia Grasser ?? Franz Joseph Freisleder (links), Ärztlicher Direktor der Heckscher Klinik, und Andreas Schuld, Chefarzt am Klinikum Ingolstadt, in einem der Therapierä­ume.
Foto: Luzia Grasser Franz Joseph Freisleder (links), Ärztlicher Direktor der Heckscher Klinik, und Andreas Schuld, Chefarzt am Klinikum Ingolstadt, in einem der Therapierä­ume.

Newspapers in German

Newspapers from Germany