Demut, Frust und Freude
Mit seinen 88 Jahren geht Erwin Herrle im Wittelsbacher Golfclub immer noch begeistert seiner Lieblingssportart Golf nach. Welche Profi-Spieler es ihm besonders angetan haben
Neuburg Im Wittelsbacher Golfclub kennt ihn nahezu jeder. Vier- bis fünfmal pro Woche macht sich Erwin Herrle auf seine Runde, um den kleinen weißen Ball mit möglichst wenigen Schlägen in die Löcher zu platzieren. Eigentlich nichts Besonderes – wäre Herrle nicht schon im „stolzen“Alter von 88 (!) Jahren und legt den Weg nach wie vor eisern zu Fuß zurück. In unserer Serie
„NR-Sportskanone“haben wir mit dem passionierten Hobby-Golfer gesprochen.
Wie sind Sie zum Golf gekommen und seit wann üben Sie diese Sportart aus? Herrle: Ich habe im Alter von 61 Jahren mit dem Golfen begonnen, nachdem ich zuvor Tennis gespielt habe. Ein Bekannter hat mich damals gefragt, ob ich nicht auch Golf spielen möchte. Zuerst habe ich ihm abgesagt, weil ich lieber weiter Tennis in der Mannschaft des TC Neuburg spielen wollte. Er hat mir dann den Vorschlag unterbreitet, dass ich doch einfach mal zu einem GolfSchnupperkurs mitkommen solle. Das habe ich dann gemacht – und bin bis heute beim Golf geblieben. Im Tennis war ich übrigens noch bis zu meinem 80. Lebensjahr aktiv.
Was fasziniert Sie besonders am Golf? Herrle: Zum einen ist es die Natur. Wenn man alleine schon unseren Golfplatz sieht, dann fühlt man sich einfach rundum wohl. Hinzu kommen die Bewegung sowie die Geselligkeit im Verein, die man hier ebenfalls haben und genießen kann.
Was ist das Nervigste an Ihrer Sportart?
Herrle: Früher habe ich mich schon hin und wieder aufgeregt, wenn beispielsweise ein Ball ins Aus geflogen ist. Auch ein schlechter Schlag hat mich seinerzeit schon geärgert. Das hat sich jedoch geändert, da ich heutzutage deutlich ruhiger geworden bin (lacht).
Wie groß ist der Zeitaufwand, den Sie betreiben?
Herrle: Sehr groß (lacht). Zunächst einmal kommt es darauf an, ob ich neun oder 18 Löcher spiele. Mit al- lem drum und dran plane ich für eine Neun-Loch-Runde rund drei Stunden ein. Auf die Woche bezogen: Am Freitag, Samstag und Sonntag spiele ich mit meiner Frau. Montags steht meine Stammrunde, mit der ich seit rund 20 Jahren beisammen bin, auf dem Programm. Am Dienstag wird dann ausschließlich Rad gefahren, ehe mittwochs die Senioren-Runde stattfindet. Wie Sie sehen, nimmt Golf eine überwiegen- de Rolle in meiner Wochenplanung ein.
Wie hoch ist der finanzielle Aufwand beim Golfen?
Herrle: Für einen Einsteiger hält sich das Ganze eigentlich schon in Grenzen. Neben der Gebühr für einen Schnupperkurs beziehungsweise das Erlangen der Platzreife, bekommt man für rund 250, 300 Euro einen kompletten Schlägersatz inklusive Tasche. Hinzu kommen noch die entsprechende Kleidung, Schuhe, ein Handschuh sowie genügend Bälle. Wenn man dann länger dabei ist und weiterkommen möchte, hat man es letztlich selbst in der Hand, wie viel Geld man investieren möchte. Der Grundstock von allem bildet aber sicherlich der Mitgliedsbeitrag, der hier im Wittelsbacher Golfclub nach mehreren Kriterien gestaffelt ist. Was ist Ihr „heiligster“AusrüstungsGegenstand?
Herrle: (überlegt) Nun, der Schläger, den ich am meisten spiele, ist mein Vierer-Holz. Aber auch mein Rescue – ein Fünfer-Holz – setze ich sehr oft ein. Gerade dann, wenn ich den Ball aus dem höheren Gras herausspielen muss. Ansonsten sind auch gute und vor allem bequeme Schuhe wichtig. Ich habe eigentlich in jedem Jahr ein neues Paar.
Was würden Sie als Ihren bislang größten Erfolg bezeichnen?
Herrle: Das Größte, was ich hier in Rohrenfeld bislang erlebt habe, war zur Jahrtausend-Wende herum das sogenannte „Pro/Am“-Turnier, das im Rahmen der deutschen AmateurMeisterschaft stattfindet. Dabei bildet immer ein Profi zusammen mit drei Amateuren einen Flight. An diesem Tag ist bei mir nahezu alles gelaufen. Am Ende haben wir dieses Turnier dann sogar gewonnen. Das war wirklich eine sehr schöne und unvergessliche Sache.
Haben Sie ein Vorbild oder einen Lieblingssportler?
Herrle: Wenn ich die Profis bei ihren Turnieren im Fernsehen anschaue, gefallen mir Rickie Fowler und Henrik Stenson von ihrer Art und Spielweise her am besten.
Gibt es noch andere Sportarten, für die Sie sich begeistern können?
Herrle: Ich fahre nach wie vor mit dem Fahrrad rund 1000 Kilometer im Jahr. Mittlerweile besitze ich ein E-Bike – aber auch bei dem muss man treten! Und wie ich bereits gesagt habe, war ich bis zu meinem 80. Lebensjahr im Tennis-Sport beim TC Neuburg aktiv, bei dem ich darüber hinaus 20 Jahre lang als Präsident tätig war.
Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man mit Golf beginnen möchte?
Herrle: Golf besteht zu 40 Prozent aus Demut sowie zu jeweils 30 Prozent aus Frust und Freude (lacht). An einem Tag geht es gut, am nächsten gar nicht. Man muss einfach in der Lage sein, den Frust mit der Freude auszugleichen. Wenn einem das gelingt, hat man sehr viel Spaß.