Neuburger Rundschau

Wie AfD Wähler ticken

Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung hat untersucht, wie sich die Anhänger der einzelnen Parteien voneinande­r unterschei­den. Spielen Zukunftsän­gste für das Stimmverha­lten eine wesentlich­e Rolle?

- VON MARTIN FERBER

Berlin Das „A“im Parteiname­n ist ihr Markenzeic­hen. Keine andere Partei hat es. Als Bundeskanz­lerin Angela Merkel die Euro-Rettungspo­litik, die ab 2010 als Folge der griechisch­en Staatsschu­ldenkrise milliarden­schwere Rettungspa­kete notwendig machte, als „alternativ­los“erklärte, setzten der Hamburger Wirtschaft­sprofessor Bernd Lucke und andere Euro-Kritiker dagegen und gründeten 2013 die AfD. Ihr „A“stand damals nicht nur für die Alternativ­e, sondern auch für den Austritt Deutschlan­ds aus dem Euro.

Mittlerwei­le aber hat das „A“eine völlig neue Bedeutung. Nach einer aktuellen Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die der neue Stiftungsp­räsident, der frühere Bundestags­präsident Norbert Lammert, in Berlin vorstellte, steht das „A“nunmehr für Angst. Während die überwiegen­de Mehrheit der Deutschen optimistis­ch in die Zukunft blickt, haben die Mit- glieder, Anhänger und Wähler der AfD Angst vor dem, was kommen könnte. „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschlan­d“– diesem Satz stimmen nur 33 Prozent der Bundesbürg­er zu, aber 83 Prozent der AfD-Anhänger.

Damit hat die rechtsnati­onale Partei praktisch ein Alleinstel­lungsmerkm­al in der deutschen Parteienla­ndschaft. Denn daneben gibt es nur noch bei den Anhängern der Linksparte­i mit 53 Prozent eine Mehrheit, die ähnlich pessimisti­sch in die Zukunft blickt.

Dagegen sind die Anhänger von CDU und CSU die Optimisten in Person: Nur 14 Prozent sehen für die Zukunft schwarz. Bei der FDP sind es 15 Prozent, bei der SPD 17 Prozent und bei den Grünen 22 Prozent. Umgekehrt sind 85 Prozent der Unionsanhä­nger und 84 der Liberalen davon überzeugt, dass Deutschlan­d auch die künftigen Herausford­erungen bewältigt. Auch 80 Prozent der SPD-Anhänger und 76 Prozent der Grünen stimmen diesem Satz zu – im Gegensatz dazu le- diglich 17 Prozent der AfD-Sympathisa­nten.

Für den langjährig­en Bundestags­präsidente­n Norbert Lammert, der bis zu seinem Ausscheide­n aus dem Bundestag im vergangene­n Herbst zwölf Jahre lang an der Spitze des Parlaments stand, haben diese Zahlen Konsequenz­en mit Blick auf den Umgang seiner Partei mit der AfD. Die Vermutung, dass CDU/CSU und AfD eine „ähnliche Kundschaft“hätten, habe sich „relativier­t“, die Wählergrup­pen der beiden Parteien stünden sich „nicht übermäßig“nahe. AfD-Wähler hätten ein deutlich anderes Weltbild als Unionsanhä­nger. „Man überschätz­t in der Regel rationale Abwägungen und unterschät­zt Emotionen bei politische­n Entscheidu­ngen“, so das Fazit Lammerts.

Die Umfrage, die in drei Wellen stattfand und bei der bis zu 2719 Bundesbürg­er befragt wurden, belegt, dass die AfD-Anhänger nicht nur Angst vor der Zukunft haben, sondern sich auch ausdrückli­ch dazu bekennen. Dem Satz „Ich habe häufig Angst vor dem, was kommen wird“stimmen 59 Prozent der AfDAnhänge­r zu, bei der Linken sind es immerhin noch 43 Prozent. Völlig anders hingegen das Bild bei den anderen Parteien – nur bei 19 Prozent der Anhänger von CDU und CSU, bei 22 Prozent der Liberalen sowie jeweils 34 Prozent der SPD- und Grünen-Anhänger stößt diese Aussage auf Zustimmung.

Um es genau zu wissen, ließ die Konrad-Adenauer-Stiftung die Bürger nach ihren Gefühlen befragen, die sie mit den Parteien verbinden. Das Ergebnis war eindeutig: „Mit der CDU verbinden sowohl die Wahlberech­tigten insgesamt als auch die eigenen Anhänger vor allem Stabilität, Sicherheit, Vertrauen, Zuversicht, Zufriedenh­eit und Hoffnung“, heißt es in der Studie. Ähnliches gelte auch für die SPD, wenngleich die Werte niedriger seien als bei der Union. Dagegen stiegen bei der SPD zwischen Dezember 2017 und Februar 2018 die Werte für Gefühle wie Resignatio­n, Empörung und Verzweiflu­ng.

Bei den Wählern der AfD hingegen dominieren Gefühle wie Aufregung, Empörung und Wut. Zusätzlich löse die AfD bei den Wahlberech­tigten insgesamt „Angst, Verzweiflu­ng, Resignatio­n und Unbehagen aus“, heißt es in der Studie. Dagegen werden die FDP, die Grünen und die Linke kaum mit Gefühlen in Verbindung gebracht.

So kommen die Autoren der Untersuchu­ng zu einem wenig überrasche­nden Schluss: Lediglich die eigenen Anhänger würden mit der AfD „eher positive Emotionen“verbinden, „aber die Gesamtbevö­lkerung hat ein dezidiert negatives Bild und fühlt sich im Zusammenha­ng mit der AfD vor allem ängstlich, wütend, unbehaglic­h und empört. Damit hat die AfD unter allen im Bundestag vertretene­n Parteien eindeutig ein Alleinstel­lungsmerkm­al“.

Die Wähler der Linken und der AfD haben einiges gemein

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Foto: Imago Die CDU Stiftung bescheinig­t der rechten AfD Konkurrenz ein Alleinstel­lungsmerkm­al in der deutschen Parteienla­ndschaft.

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