Digitaler Ignorant
Erinnern Sie sich noch an „IBAN den Schrecklichen“? Als vor vier Jahren die internationale Kontonummer, europaweit genormt, mit 22 Stellen, Zahlen und Großbuchstaben eingeführt wurde, war der Aufschrei groß. Die standardisierte Notation der guten alten Kontonummer war nicht nur eine Steilvorlage für die mediale Verballhornung. Es war auch treffliche Gelegenheit, darüber zu mäkeln, was sich die Bürokraten in Brüssel mal wieder ausgedacht haben, um uns einfache Steuerzahler zu piesacken. Heute hat sich bei Überweisungen online oder in der Bankfiliale längst jeder an die unsägliche Aneinanderreihung von zig Nullen gewöhnt – dank hilfreicher Eselsbrücke auch der Grantler.
Ein ähnlicher Reflex ist bei der Einführung der europäischen Datenschutzverordnung zu beobachten. Es ist allzu menschlich, sich gegen alles Neue zu sträuben. Vielleicht hilft aber im konkreten Fall einfaches Ignorieren, statt sich aufzuregen. Seit Wochen wird nicht nur der Redaktionseingang mit „Ihre-Sicherheit-ist-uns-wichtig-Mails“zugespamt. Auch der private Account des Grantlers quilt über, doch das juckt ihn nicht. Er hat keine einzige gelesen. Freilich tun sich Vereine nicht ganz so leicht. Findige Anwaltskanzleien durchforsten vermutlich schon das Netz, um Homepages von Kaninchenzüchteroder Kegelvereinen auf deren Datensicherheit abzuklopfen. Keine Panik, rät dazu der Experte. Manches kommt nur halb so schlimm, wie man denkt.
Der Grantler macht es sich jedenfalls leicht. Er hat gar keine eigene Homepage. Und ihn interessiert einfach nicht, wer jetzt was mit seinen Daten machen oder eben auch nicht mehr machen darf. Er ist nämlich ein digitaler Ignorant und hofft, dass er durch einfaches Nichtstun quasi als Nebeneffekt die ganze lästige Werbung künftig gar nicht mehr bekommen wird.