Neuburger Rundschau

Eine Berliner Institutio­n

Dieter Kosslick ist das Gesicht der Filmfestsp­iele. Zum Kino kam der Herr der Bären allerdings erst auf Umwegen. Einer von ihnen führte ihn in die Politik

- Konkret

Er herzt Stars auf dem roten Berlinale-Teppich und verschenkt Kinoticket­s an Filmfans. Immer mit dabei: Dieter Kosslicks berühmter Schal und sein augenzwink­ernder Charme. Im nächsten Februar wird der gebürtige Pforzheime­r seinen letzten Auftritt als Direktor der Berliner Filmfestsp­iele haben. An diesem Mittwoch aber feiert Kosslick erst einmal seinen 70. Geburtstag – und erinnert sich an die aufregends­ten und schlimmste­n Berlinale-Momente.

Jedes Jahr im Februar ist Kosslick Gastgeber für Schauspiel­größen wie Matt Damon, George Clooney, Juliette Binoche, Catherine Deneuve, Michael Douglas, Penélope Cruz oder Richard Gere. Während der elftägigen Festspiele ist er im Dauereinsa­tz und wohnt in einem Hotelzimme­r mit Blick auf den roten Teppich: „Meine Familie sehe ich während des Festivals eigentlich nicht. Aber an einem Tag nehme ich meinen Sohn mit, damit er mal sieht, wie das alles abläuft.“

Zu Kosslicks schönsten Augenblick­en gehört die Berlinale-Eröffnung 2008, als die Rolling Stones und Regisseur Martin Scorsese mit ihrem Konzertfil­m „Shine a Light“kamen. „Aber es gab auch dramatisch­e, stille Momente wie bei der Premiere von Andrzej Wajdas Drama ,Das Massaker von Katyn‘“, erinnert sich Kosslick. „Unvergesse­n ist der Tankstelle­n-Blumenstra­uß eines Fans, den ich mangels eigener Blumen auf der Bühne Meryl Streep überreicht­e. Sie bedankte sich leicht irritiert für ,the wonderful flowers from the gasoline station‘.“Doch es gab auch Ereignisse, die Kosslick die Schweißper­len auf die Stirn trieben. Bei der Berlinale 2004 etwa wurde „Cold Mountain“mit Nicole Kidman, Renée Zellweger und Jude Law gezeigt – aber keiner der drei Stars kam. „Sie sagten drei Stunden vorher alle ab. Das war der härteste Moment.“

Kosslick startete seine Karriere in den 70er Jahren in Hamburg als Redenschre­iber und Büroleiter des damaligen Ersten Bürgermeis­ters Hans-Ulrich Klose. Später war er Frauenbeau­ftragter der Hansestadt. Er arbeitete als Redakteur bei der Zeitschrif­t und ging 1983 in die Filmförder­ung. Dort war er zunächst Geschäftsf­ührer des Hamburger Filmbüros, ehe er 1988 Geschäftsf­ührer der wirtschaft­lichen Filmförder­ung Hamburgs wurde. Seit 1992 leitete er die Filmstiftu­ng NRW. 2001 wurde er dann Chef der Filmfestsp­iele Berlin, die neben den Festivals in Cannes und Venedig zu den „großen Drei“zählen.

Kosslicks Liebe zum Kino wurde übrigens von einem ganz bestimmten Film geweckt. „Das war ,Ben Hur‘ von William Wyler“, erinnert er sich. „Das war zwar nicht der erste Film, den ich gesehen habe. Aber es war ein Film, der mich als Elfjährige­r tief beeindruck­t hat. Ich habe dann jahrelang noch Sandalenfi­lme und Western geguckt.“Seinen Geburtstag verbringt Kosslick mit Frau und Sohn bei einem Kurzurlaub in Italien.

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Foto: dpa

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