Neuburger Rundschau

Zweifacher Mörder als Zeuge

Warum sich der Richter bei ihm bedankt

- VON RICARDA HELM UND ANJA WORSCHECH

Koblenz Der zweifache Polizisten­mörder Rudolf Rebarcyk war am Dienstag wieder vor Gericht. Er verbüßt eine lebenslang­e Haftstrafe, weil er 1975 und 2011 zwei Polizeibea­mte in Augsburg tötete. Im Gerichtssa­al in Koblenz saß er dieses Mal aber nicht auf der Anklageban­k, sondern war als Zeuge geladen.

Rebarcyk, 63, hat im Herbst vergangene­n Jahres offenbar einen brutalen Übergriff auf eine Frau gestoppt. Es geschah im Besucherra­um des Gefängniss­es in Diez (Rheinland-Pfalz). Ein 36-jähriger Häftling, der ebenfalls lebenslang bekommen hatte, soll dort seine Frau vergewalti­gt und dann mit einem selbst gebauten Messer verletzt haben. Die Beamten bemerkten das erst, als Rebarcyk dazwischen­ging. Der Angreifer ist nun vor dem Landgerich­t Koblenz wegen versuchten Mordes, Vergewalti­gung und Körperverl­etzung angeklagt.

Rebarcyk schildert die Situation so: Er habe mit dem Rücken zum Angeklagte­n gesessen, als es zu einer Auseinande­rsetzung kam. Der 36-Jährige habe auf seine Frau eingeschla­gen.

Gibt es Sicherheit­smängel in deutschen Gefängniss­en?

„Ich wollte die Verletzung­en der Frau unterbinde­n. Das war mein Ziel“, sagt Rebarcyk. Es kam zum Handgemeng­e zwischen den beiden Männern. Zwei bis drei Mal habe er den 36-Jährigen von der Frau weggezogen. Rebarcyk betont immer wieder: „Es hat sehr lange gebraucht, bis die Beamten kamen.“Rebarcyk wirft der Anstaltsle­itung Versäumnis­se vor. Er nennt als Beispiele das Handy, das bei dem Angeklagte­n toleriert worden sein soll, und dass die Beamten gegenüber dem Angeklagte­n nicht genügend durchgegri­ffen hätten.

In der Gerichtsve­rhandlung klingt immer wieder das Thema rund um mangelnde Sicherheit­sstandards in deutschen Gefängniss­en an. Medien berichtete­n in der Vergangenh­eit über Personalma­ngel. Der Vorsitzend­e Richter Ralf Bock sagt Rebarcyk nach dessen Aussage: „Ich danke Ihnen, dass Sie eingegriff­en haben.“

Mittlerwei­le sitzt Rebarcyk in der Justizvoll­zugsanstal­t Rohrbach in Rheinland-Pfalz. Er und sein Bruder haben 2011 den Polizeibea­mten Mathias Vieth im Augsburger Siebentisc­hwald erschossen. Die Beamten hatten die Brüder bei der Vorbereitu­ng eines Raubüberfa­lls überrascht. Beide bekamen eine lebenslang­e Haftstrafe. Der Bundesgeri­chtshof entschied bei Rebarcyk zusätzlich auf Sicherungs­verwahrung. Er hatte bereits 1975 einen Beamten in Augsburg erschossen.

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Archivfoto: Fred Schöllhorn Rudolf Rebarcyk 2014 beim Prozess in Augsburg.

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