Notaufnahme in Not
Beleidigungen, Rüpeleien und tätliche Angriffe in der Notaufnahme an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg nehmen zu. Das führt zu Konsequenzen
Neuburg Vergangenes Wochenende war es ruhig. Die drei Wochenenden davor aber gab es in der Notaufnahme in den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg drei Zwischenfälle, die nun für Konsequenzen sorgen.
Dass es gerade am Wochenende in der Notaufnahme hoch hergeht, ist keine Neuigkeit. Bisher aber waren die Mitarbeiter in der Notaufnahme eher damit beschäftigt, Verletzten und Kranken schnell zu helfen. Und nicht so sehr, sich selbst vor verbalen und tätlichen Angriffen zu schützen. Vor allem bei den Mitarbeiterinnen, die die große Mehrheit der Belegschaft ausmacht, machte sich an den vergangenen Wochenenden die Angst breit. Beschimpfungen oder gar tätliche Angriffe, in Großstädten schon länger ein Thema, sind nun auch in Neuburg kein Tabu mehr. Damit setzt sich ein unsäglicher Trend fort. Rettungskräfte werden während ihres Rettungseinsatzes behindert und angepöbelt. Und Patienten werden in Notaufnahmen tätlich gegen ihre Helfer. Auch in Neuburg gab es schon solche Übergriffe. Ein Notfallpatient demolierte sogar die Inneneinrichtung. Die Pflegekräfte hatten sich vor ihm in einem Zimmer in Sicherheit bringen können. Dort eingeschlossen, riefen sie die Polizei. Beleidigungen gibt es öfter.
Um die Mitarbeiter zukünftig solchen Übergriffen nicht schutzlos auszuliefern, verabschiedete die Klinikleitung gleich ein ganzes Bündel an Maßnahmen, wie Geschäftsführerin Ulrike Kömpe bei einem Pressegespräch berichtete.
Ab ersten Juli wird die Notaufnahme an den Wochenenden mit einem Sicherheitsdienst besetzt sein. Dieser Service soll dann für ein halbes Jahr im Testbetrieb laufen, bevor entschieden wird, ob er zu einer Dauereinrichtung wird. Vor allem nachts käme es zu den Übergriffen. Unter Alkohol- und Drogeneinfluss verlören manche Patienten jeglichen Respekt vor den Helfern. Und auch psychisch stark belastete Patienten würden vermehrt ungezügelt ihrem Ärger Luft machen. Die Unwägbarkeiten nehmen zu.
„Die Mitarbeiterinnen sollen sich wieder sicher fühlen bei ihrer Arbeit“, so Kömpe. Aber nicht nur die Präsenz eines Wachdienstes soll sie in ihrer schwierigen Situation stärken. Die Klinikleitung wird auch Selbstverteidigungskurse anbieten. „An dem genauen Konzept stricken wir noch. Aber das Feedback unserer Mitarbeiter ist durchweg sehr positiv. Außerdem soll ein Deeskalationstraining dabei helfen, die Situationen bereits vor etwaigen Tätlichkeiten zu entschärfen.“
Und auch bei der Besetzung der Notaufnahme könnte sich etwas ändern. Wo heute zwei Pflegekräfte neben den Ärzten und der Patientenaufnahme arbeiten, könnten es bald drei sein. „Aber die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“
Traurig findet Kömpe, dass sich eine Klinik für ihre Notaufnahmen überhaupt solche Gedanken machen muss. „Man denkt, die Menschen kommen in einer Notlage und wollen Hilfe.“Das sei leider nicht immer so. Und vor allem unter Alkoholoder Drogeneinfluss seien manche Patienten unberechenbar. Beeigenen reits der Rettungsdienst mache da im Vorfeld der Einlieferung die eine oder andere unschöne Erfahrung.
Auf keinen Fall möchte sie amerikanische Verhältnisse und damit weitgehend hermetisch abgeschlossene Notaufnahmen. „Wir wollen ein offenes Haus, in dem man Hilfe bekommt. Aber den Patienten müssen auch Grenzen aufgezeigt werden.“Auch wenn das laut Kömpe eher subtil geschehen soll.
Randalierern sagt sie den Kampf an. Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und auch Beleidigungen würden ausnahmslos angezeigt. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung sei bereits in Bearbeitung. Bisher seien die Mitarbeiterinnen immer mit dem Schrecken davongekommen. Dass niemand zu Schaden gekommen sei, sei aber eher ein glücklicher Zufall.
Deshalb möchte die Klinikleitung den Mitarbeitern deutlich zeigen, dass sie auf ihrer Seite steht und solche Rüpeleien nicht duldet. Der Sicherheitsdienst soll dabei allein durch seine Anwesenheit zur Deeskalation beitragen.