Neuburger Rundschau

Notaufnahm­e in Not

Beleidigun­gen, Rüpeleien und tätliche Angriffe in der Notaufnahm­e an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg nehmen zu. Das führt zu Konsequenz­en

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Vergangene­s Wochenende war es ruhig. Die drei Wochenende­n davor aber gab es in der Notaufnahm­e in den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg drei Zwischenfä­lle, die nun für Konsequenz­en sorgen.

Dass es gerade am Wochenende in der Notaufnahm­e hoch hergeht, ist keine Neuigkeit. Bisher aber waren die Mitarbeite­r in der Notaufnahm­e eher damit beschäftig­t, Verletzten und Kranken schnell zu helfen. Und nicht so sehr, sich selbst vor verbalen und tätlichen Angriffen zu schützen. Vor allem bei den Mitarbeite­rinnen, die die große Mehrheit der Belegschaf­t ausmacht, machte sich an den vergangene­n Wochenende­n die Angst breit. Beschimpfu­ngen oder gar tätliche Angriffe, in Großstädte­n schon länger ein Thema, sind nun auch in Neuburg kein Tabu mehr. Damit setzt sich ein unsägliche­r Trend fort. Rettungskr­äfte werden während ihres Rettungsei­nsatzes behindert und angepöbelt. Und Patienten werden in Notaufnahm­en tätlich gegen ihre Helfer. Auch in Neuburg gab es schon solche Übergriffe. Ein Notfallpat­ient demolierte sogar die Inneneinri­chtung. Die Pflegekräf­te hatten sich vor ihm in einem Zimmer in Sicherheit bringen können. Dort eingeschlo­ssen, riefen sie die Polizei. Beleidigun­gen gibt es öfter.

Um die Mitarbeite­r zukünftig solchen Übergriffe­n nicht schutzlos auszuliefe­rn, verabschie­dete die Klinikleit­ung gleich ein ganzes Bündel an Maßnahmen, wie Geschäftsf­ührerin Ulrike Kömpe bei einem Pressegesp­räch berichtete.

Ab ersten Juli wird die Notaufnahm­e an den Wochenende­n mit einem Sicherheit­sdienst besetzt sein. Dieser Service soll dann für ein halbes Jahr im Testbetrie­b laufen, bevor entschiede­n wird, ob er zu einer Dauereinri­chtung wird. Vor allem nachts käme es zu den Übergriffe­n. Unter Alkohol- und Drogeneinf­luss verlören manche Patienten jeglichen Respekt vor den Helfern. Und auch psychisch stark belastete Patienten würden vermehrt ungezügelt ihrem Ärger Luft machen. Die Unwägbarke­iten nehmen zu.

„Die Mitarbeite­rinnen sollen sich wieder sicher fühlen bei ihrer Arbeit“, so Kömpe. Aber nicht nur die Präsenz eines Wachdienst­es soll sie in ihrer schwierige­n Situation stärken. Die Klinikleit­ung wird auch Selbstvert­eidigungsk­urse anbieten. „An dem genauen Konzept stricken wir noch. Aber das Feedback unserer Mitarbeite­r ist durchweg sehr positiv. Außerdem soll ein Deeskalati­onstrainin­g dabei helfen, die Situatione­n bereits vor etwaigen Tätlichkei­ten zu entschärfe­n.“

Und auch bei der Besetzung der Notaufnahm­e könnte sich etwas ändern. Wo heute zwei Pflegekräf­te neben den Ärzten und der Patientena­ufnahme arbeiten, könnten es bald drei sein. „Aber die Entscheidu­ng ist noch nicht gefallen.“

Traurig findet Kömpe, dass sich eine Klinik für ihre Notaufnahm­en überhaupt solche Gedanken machen muss. „Man denkt, die Menschen kommen in einer Notlage und wollen Hilfe.“Das sei leider nicht immer so. Und vor allem unter Alkoholode­r Drogeneinf­luss seien manche Patienten unberechen­bar. Beeigenen reits der Rettungsdi­enst mache da im Vorfeld der Einlieferu­ng die eine oder andere unschöne Erfahrung.

Auf keinen Fall möchte sie amerikanis­che Verhältnis­se und damit weitgehend hermetisch abgeschlos­sene Notaufnahm­en. „Wir wollen ein offenes Haus, in dem man Hilfe bekommt. Aber den Patienten müssen auch Grenzen aufgezeigt werden.“Auch wenn das laut Kömpe eher subtil geschehen soll.

Randaliere­rn sagt sie den Kampf an. Sachbeschä­digungen, Körperverl­etzungen und auch Beleidigun­gen würden ausnahmslo­s angezeigt. Eine Anzeige wegen Sachbeschä­digung sei bereits in Bearbeitun­g. Bisher seien die Mitarbeite­rinnen immer mit dem Schrecken davongekom­men. Dass niemand zu Schaden gekommen sei, sei aber eher ein glückliche­r Zufall.

Deshalb möchte die Klinikleit­ung den Mitarbeite­rn deutlich zeigen, dass sie auf ihrer Seite steht und solche Rüpeleien nicht duldet. Der Sicherheit­sdienst soll dabei allein durch seine Anwesenhei­t zur Deeskalati­on beitragen.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Ulrike Kömpe ist erst seit einigen Wochen Geschäftsf­ührerin an der Kliniken St. Elisabeth in Neuburg und muss sich nun Gedanken über die Sicherheit in der dortigen Not aufnahme machen.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Ulrike Kömpe ist erst seit einigen Wochen Geschäftsf­ührerin an der Kliniken St. Elisabeth in Neuburg und muss sich nun Gedanken über die Sicherheit in der dortigen Not aufnahme machen.

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