Diese Damen sind die Größten
Die Giraffen Zarafa und Kimara bekommen in diesen Tagen eine neue Mitbewohnerin – Die elfjährige Gaya zieht von Paris nach Augsburg. Worauf es bei der Haltung der anmutigen Säugetiere ankommt
Augsburg Im Giraffenhaus des Augsburger Zoos steht die Ankunft einer weiteren Bewohnerin bevor. Die elfjährige Gaya kommt aus einem Pariser Zoo nach Augsburg, wo sie ihre neuen Mitbewohnerinnen kennenlernen wird. Zarafa und Kimara leben bereits seit Ende April in der neugestalteten Unterkunft.
Das längerfristige Projekt, im Augsburger Zoo wieder Giraffen zu beheimaten, wird mit Gayas Ankunft abgeschlossen sein. Laut Zoodirektorin Barbara Jantschke konnte damit ein großer Wunsch der Besucher erfüllt werden. Im Vorfeld waren der Stall und das Außengehege aufwendig umgebaut worden. Für eine bessere Trittsicherheit der großgewachsenen Steppenbewohner wurde der Boden im Stall asphaltiert, an großen Heizpanels können sich die Tiere während der kalten Jahreszeit wärmen.
Denn Giraffen sind bekannterweise in Afrika heimisch, wo die Temperaturen im Durchschnitt deutlich über den hiesigen liegen. Die anmutigen Tiere schließen sich in freier Wildbahn zu losen Gruppen zusammen, die aus einem oder zwei ausgewachsenen Bullen, mehreren Weibchen und Jungtieren bestehen. Um vor Raubtieren geschützt zu sein, verfügen Giraffen von Natur aus über einen ausgeprägten Fluchtinstinkt. Diesen Wesenszug weisen auch Giraffen auf, die im Zoo geboren wurden und sich nie gegen natürliche Feinde wehren mussten – wie Zarafa, Kimara und
Gaya. In dieser Eigenschaft verbirgt sich eine Herausforderung für die vier Pfleger, die sich gemeinsam um die Giraffen-Wohngemeinschaft und andere Zoobewohner kümmern. „Tierärztliche Untersuchungen sind bei Giraffen üblicherweise etwas riskanter, als bei anderen Tieren“, sagt Direktorin Jantschke. Das liege vor allem daran, dass Fluchttiere, die von einer Narkose erwachen, in Panik geraten können. „Auf dem Boden zu liegen ist für Giraffen sehr ungewohnt, denn dort sind sie Angriffen in der Wildnis schutzlos ausgeliefert“, erklärt Jantschke. Der Umgang mit anderen Zootieren, die „eher über den Dingen stehen“, wie Jantschke sagt, sei diesbezüglich einfacher.
Über den Dingen stehen Giraffen in ganz wörtlicher Hinsicht, denn mit ihren langen Beinen und Hälsen weisen die Tiere die größte Körperhöhe unter den Landsäugetieren auf. Während Giraffen beim Abweiden von Blättern und Baumtrieben von ihrer Statur profitieren, stellt sie für den Transport der Tiere eine weitere Herausforderung dar. „Damit die Tiere halbwegs bequem stehen können, wurden sie mit einem Hänger mit höhenverstellbarem Dach verlegt“, sagt Jantschke. Den- noch sei die Fahrt natürlich anstrengend für die empfindlichen Tiere. Für Gayas Erholung nach ihrer strapazierenden Anreise aus Frankreich stehe in Augsburg nun alles bereit.
In Sachen Futter setzt man im Zoo auf das, was die Pflanzenfresser von Natur aus brauchen: Grünfutter. Weil Giraffen über den Tag hinweg viele Kilogramm an Laubwerk und Gräsern vertilgen, erhalten sie zusätzlich spezielle Pellets, die aus einem besonders proteinreichen Klee bestehen.
Dass die drei Damen untereinander gut miteinander auskommen werden, ist für Barbara Jantschke keine Frage: „Giraffen sind gesellige Tiere und das Leben in der Gruppe gewohnt.“Zwar gehörten die drei Mitbewohnerinnen verschiedenen Unterarten an, was man an leichten Unterschieden in der Fellmusterung und den Hörnern auf der Stirn erkennen könne. Die Unterschiede im Verhalten der Tiere seien jedoch auf das individuelle Naturell jeder der drei Giraffen zurückzuführen, wie Jantschke erklärt: „Zarafa ist seit ihrer Ankunft sehr zutraulich, neugierig und menschenaffin“, sagt die Zoodirektorin. Kimara sei hingegen etwas zurückhaltender und vorsichtiger. Wie bei anderen Tierarten ließen sich auch bei den Giraffen merkliche Charakterunterschiede feststellen.
Ihre ausgefallenen Namen haben die Giraffendamen Zarafa, Kimara und Gaya übrigens von den Tierpflegern erhalten, die bei ihren Geburten mithalfen. Das sei in der Tierpflegerbranche so üblich. Umbenennungen von Tieren nach einem Umzug sind laut Jantschke ungebräuchlich, auch wenn es mitunter einfacher wäre: „Unser neuer Seebärbulle heißt Ole, genau wie einer der älteren Seehundbullen.“Gelegentlich sorge das für Missverständnisse in den Reihen des Personals. Ein Grund für eine Namensänderung sei das jedoch nicht, erklärt die Zoodirektorin.
Auch nach Abschluss der Baumaßnahmen rund um das Giraffengelände sind die Arbeiten im Augsburger Zoo nicht beendet. Zwar ist die Erneuerung des Flamingo-Areals abgesehen von einigen Kleinarbeiten erledigt, die Bauarbeiten des neuen Elefantenhauses sind jedoch in vollem Gange. Ende 2019 soll der Neubau fertig sein.