Der Buchsbaumzünsler kommt näher
Der Kleinschmetterling aus dem ostasiatischen Raum richtet in Deutschland immer mehr Schäden an. Ingolstadt ist davon schon betroffen, ebenso ein Garten im Neuburger Stadtgebiet. Wie man den Vielfraß bekämpft
Neuburg Schrobenhausen Ein sattes Grün, schwarze Punkte und fast ebenso viele Haare: So sieht er aus, der Buchsbaumzünsler. Auf den ersten Blick ganz goldig, nicht wahr? Auf den zweiten aber verrät er sich als kleines grünes Monster für den häuslichen Garten. Denn einmal eingenistet, hinterlässt die nimmersatte Raupe oft nur braunes Gerippe vom Buchs – wie etwa im Garten der Familie Reichart.
Hier, im Neuburger Stadtteil Feldkirchen, hat sich der aus China stammende Buchsbaumzünsler schon vor einiger Zeit breit gemacht. Zwei Jahre sei es her, erzählt Adolf Reichart, dass er den Befall bemerkt hat. Betroffen ist eine acht Meter lange und 50 Zentimeter hohe Hecke inmitten des Gartens. Außerdem ein in Form geschnittener Buchsbusch, der sich in unmittelbarer Nähe zur Hecke befindet. Gesehen habe er die Raupe noch nicht, sagt der Hobby-Gärtner. Der Grund: „Sie ist im Dickicht, man weiß nicht, wo sie steckt.“
Der befallene Garten der Reicharts gilt als einer unter wenigen im Landkreis. „Momentan haben wir kein vermehrtes Aufkommen des Buchbaumzünslers“, bestätigt Sabine Baues-Pommer, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen. Auch Manuela Riepold vom Landratsamt Aichach-Friedberg beobachtet keine steigenden Anfragen zum Thema Buchsbaumzünsler-Plage: „Es hält sich alles in Grenzen“, sagt sie. Ein ganz anderes Bild zeichnet sich derweil in Ingolstadt ab. „Das Stadtgebiet soll sehr stark befallen sein“, sagt Baues-Pommer. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat das vielfressende Insekt dort relativ großen Schaden angerichtet. „Die Raupen sind im Verborgenen, sie fressen sich aus dem Inneren der Pflanze heraus“, erklärt die Gartenexpertin. Wenn die Zerstörung schließlich sichtbar ist und die Triebe kahl, sei die Schädigung, die der Buchsbaumzünsler hinterlassen hat, bisweilen sehr groß – manchmal sogar zu groß. In solchen Fällen ist die Pflanze dann nicht mehr zu retten.
Weil er keine natürlichen Feinde hat, kann sich der Buchsbaumzünsler in unseren Breitengraden ungehindert vermehren. Laut dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum in Stuttgart ist der ostasiatische Kleinschmetterling mit dem Warentransport nach Europa gelangt. „In den letzten Jahren lässt sich eine Tendenz feststellen, dass Der Buchsbaumzünsler
● Schädling Der Buchsbaumzünsler oder Cydalima perspectalis ist ein Schädling, der Buchsbäume befällt und diese vollständig zerstören kann. Die Raupen sind in der Regel bis zu fünf Zentimeter lang, grün farben und schwarz gepunktet. Sie überwintern eingesponnen in Ko kons im Geäst des Buchsbaums.
● Pflanzen Zu den befallenen Buchsarten zählen Buxus semper virens und Buxus microhylla.
● Gegenmittel Biologische Insekti zide wie Bacillus thuringiensis ha ben sich in der Bekämpfung des Schädlings als geeignet erwiesen. Weiterhin helfen Azadirachtin, Thia cloprid und Acetamiprid. Zudem scheint Algenkalk vielversprechend in der Vermeidung und Eindämmung eines Befalls zu sein.
● Hilfe Unterstützung in allen Fra gen gibt es bei der Kreisfachbera tung für Gartenkultur und Landes pflege am Landratsamt unter Tele fon 08431/57 369. (elisa) die Raupe weiter in den oberbayerischen Raum vordringt“, sagt Sabine Baues-Pommer. Klimatische Bedingungen wie ein Frühling mit vergleichsweise hohen Temperaturen begünstigten diese Tendenz. Das aber betreffe Ingolstadt, möchte die Expertin betonen. „Bei uns ist der Befall nicht besonders stark.“Doch ist er nachweislich vorhanden. Und diesen zu bekämpfen, hat sich Adolf Reichart vorgenommen. Dazu hat sich der Pensionär Hilfe in einem nahegelegenen Gartencenter gesucht. Dort, so erzählt er, habe ihm ein Mitarbeiter ein chemisches Mittel verordnet. „Zuletzt gespritzt habe ich es im Herbst“, erinnert er sich.
Dem gegenüber legt die Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege Betroffenen lieber mechanische und biologische Methoden ans Herz. „Wer Buchs im Hausgarten hat, soll diesen regelmäßig und konsequent das ganze Jahr über kontrollieren“, sagt BauesPommer. Denn: Das Insekt kann jährlich bis zu vier Generationen ausbilden. Zudem ist es winterresistent. „Gärtner, die nur einzelne Pflanzen haben, sollten ihre Buchskugel vor allem im unteren Bereich nach Räupchen absuchen“, rät die Expertin. Dazu könne man die Pflanze abklopfen oder schütteln. Sind tatsächlich Raupen vorhanden, können diese mit einem Handschuh abgepflückt werden. Wenn die Tiere bereits Gespinste geflochten haben, soll man die Weben mit einer Schere herausschneiden. „Auf diese Weise lässt sich das Schädlingspotenzial ganz einfach herausnehmen“, sagt Baues-Pommer.
Wenn mechanische Praktiken keine Wirkung mehr zeigen, so könne man auf biologische Mittel ausweichen: „Mittel, die das Bakterium Bacillus thuringiensis enthalten.“Und Mittel vom sogenannten Neembaum. Doch auch in diesen Fällen, erklärt die Kreisfachberaterin, muss das Gespinst zuvor entfernt worden sein. „Ansonsten kommen die Insekten nicht mit dem Bakterium in Kontakt.“
In Reicharts Garten scheint sich die Lage um den Befall jedenfalls festgefahren zu haben. „Mei“, sagt Adolf Reichart und zuckt mit den Schultern, „schlechter ist es durch das Mittel aus dem Gartencenter nicht geworden.“Und besser? „Vielleicht ein bisschen.“Sollte sich die Buchsbaumhecke auf lange Sicht dennoch nicht erholen, will der Hobby-Gärtner zu radikaleren Methoden greifen. „Wenn noch mehr verdörrt, dann muss die Hecke raus.“Ersetzt wird sie nicht.