Neuburger Rundschau

Er strotzte vor Kreativitä­t und Tatkraft

Fritz Seebauer wird am heutigen Samstag 90 Jahre alt. Seine Verdienste für Neuburg sind enorm. Jetzt geht seine Schaffensk­raft zu Ende und er verweist auf Hermann Hesse

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Er reicht ein Blatt herüber. Darauf ist Hermann Hesses Gedicht „Stufen“zu lesen. „Da steckt das ganze Leben drin“, sagt Fritz Seebauer. „Vom Anfang bis zu dem Zeitpunkt, wo du hinausgetr­agen wirst.“Sein Leben in 22 Zeilen? Fritz Seebauer könnte Bücher füllen, um darin sein Schaffen festzuhalt­en. Seine Verdienste um sein geliebtes Neuburg wurden nicht zuletzt mit der Verleihung des Bundesverd­ienstkreuz­es am Bande und der Bürgermeda­ille der Stadt Neuburg gewürdigt. Am heutigen Samstag wird der alte Fritz, wie er sich selbst gerne nennt, 90 Jahre alt.

„Meine Schaffensk­raft geht zu Ende“, gesteht sich Seebauer ein. In vielen Bereichen sei er mittlerwei­le auf Hilfe angewiesen. „Das fängt schon am Morgen mit dem Einsetzen des Hörgerätes an“, sagt er. Ungemein froh ist er daher, dass er seit nun schon 34 Jahren seine Elfriede an seiner Seite hat, die er nach 25 Jahren, also quasi zur Silberhoch­zeit, auch geheiratet hat. Mit ihren Töchtern Claudia und Sandra und deren vier Kindern kümmert sie sich hingebungs­voll um ihren Mann. „Wie wichtig eine funktionie­rende Familie und eine Partnersch­aft sind, zeigt sich vor allem im Alter“, weiß Fritz Seebauer die Hilfe auch sehr zu schätzen. Zumal er, so lange das möglich ist, in seinem Haus wohnen bleiben möchte. Auch seinen Geburtstag wollte er unbedingt dort und nicht im Stadttheat­er feiern, was seine Frau vorgeschla­gen hatte. Seine Gäste, unter anderem und OB, wird er also heute bei sich daheim willkommen heißen.

In den Gesprächen wird sicherlich vieles von dem angesproch­en, was Fritz Seebauer für Neuburg auf den Weg gebracht hat. Die Erinnerung daran macht einem erst einmal bewusst, welch kreativer, tatkräftig­er Mensch der heute 90-Jährige über viele Jahrzehnte war. SeebauLand­rat er, der im oberbayeri­schen Peißenberg geboren wurde und bereits mit sechs Monaten nach Neuburg kam, gründete schon 1950 den Kneippvere­in. Es folgten unter anderem die Skischule, der Verkehrsve­rein „Freunde der Stadt Neuburg“und mit ihm die Mitbegründ­ung des Schloßfest­es, die Gründung der Stadtführe­r, des Töpfermark­ts und der Weinbörse. Nach seiner aktiven Zeit als Stadt- und Kreisrat in der von ihm gegründete­n parteifrei­en Vereinigun­g „Die Unabhängig­en“gründete er schließlic­h 2003 noch den Seniorenbe­irat, der zum Vorzeigepr­ojekt in Bayern wurde. Bis ins hohe Alter ging Fritz Seebauer auch seiner großen Leidenscha­ft, dem Bergsteige­n, nach. Ob Mont Blanc oder Matterhorn: „Mit meinem Freund Dr. Gerhard Prell bin ich zahlreiche schwere Touren gegangen“, erzählt er.

Dieses Auf und Ab passt auch zum richtigen Leben von Fritz Seebauer. Der Installate­urmeister, Spengler, Ölheizungs-Fachmann und Saunabauer durchlief vor allem beruflich immer wieder Höhen und Tiefen. „Ich bin mehrmals vor dem Nichts gestanden“, erzählt er. Aufgegeben allerdings hat er nie. Was am Ende wieder zu Hermann Hesses „Stufen“zurückführ­t. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben...“, steht dort geschriebe­n. Und dass das Herz bei jeder Lebensstuf­e bereit zum Abschied sein muss, um etwas Neues zu beginnen – „auch wenn es der letzte Weg ist, den man geht, und zwar ohne Trauer“, sagt Fritz Seebauer.

 ?? Zeichnung: Pauline Demuth (11), Obermaxfel­d ?? Schloßfest Initiator, Gründer unter anderem von Weinbörse und Töpfermark­t und leidenscha­ftlicher Bergsteige­r: Fritz Seebauer feiert heute seinen 90. Geburtstag und blickt dabei auf ein erfülltes Leben mit zahlreiche­n Höhen und Tiefen zurück.
Zeichnung: Pauline Demuth (11), Obermaxfel­d Schloßfest Initiator, Gründer unter anderem von Weinbörse und Töpfermark­t und leidenscha­ftlicher Bergsteige­r: Fritz Seebauer feiert heute seinen 90. Geburtstag und blickt dabei auf ein erfülltes Leben mit zahlreiche­n Höhen und Tiefen zurück.
 ?? Foto: Manfred Rinke ?? Wunschmoti­v: Mit seinen prächtigen Rosen im Garten wollte sich Fritz Seebauer ab bilden lassen.
Foto: Manfred Rinke Wunschmoti­v: Mit seinen prächtigen Rosen im Garten wollte sich Fritz Seebauer ab bilden lassen.
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