Ein Jazzabend wie ein scharfes Curry
Im Birdland machen die Cookers ordentlich Dampf und servieren ein musikalisches Feuerwerk vor ausverkauftem Haus
Neuburg Jeder einzelne der sieben Namen zergeht dem Jazzfan auf der Zunge. Was macht es dann schon, wenn das Dreamteam der glorreichen „Cookers“geschlagene 20 Minuten auf sich warten lässt, bevor angerichtet wird? Und es dann auch erst mal gemütlich angehen lässt – ungefähr zehn Takte lang! Aber dann geht die Post ab, an diesem Freitagabend im Birdland Jazzkeller. Oder, um im Bild zu bleiben: Es wird eingeschürt und nachgelegt, dass es im Ofen nur so prasselt. Wieder mal beweist der Jazz, dass so manche Lebensweisheit gegen den Strich gebürstet werden kann. Viele Köche mögen den Brei verderben, nicht jedoch sieben Cookers dieses scharf gewürzte Gebräu aus klassischem Hardbop und individueller Klasse. Was die Herren Billy Harper, Eddie Henderson, Donald Harrison, David Weiss, Danny Grissett, Cecil McBee und Victor Lewis auf den Tisch zaubern, in diesem Fall auf die Bühne des Birdland, ist von solchem Feuer, dass selbst die schärfste Küche südöstlicher Breiten dagegen beinahe fad wirken dürfte.
Knallige Bläser, mächtige Grooves vom Bass, ein tricky loderndes Schlagzeug, jede Menge Pfeffer und kräftiges Curry vom Piano und immer wieder diese Soli, die dem guten Namen ihrer Urheber alle Ehre machen, allen voran Billy Harper am Tenorsaxophon. Da explodieren die Geschmacksknospen förmlich. „The Call of the Wild and Peaceful Heart“heißt der programmatische erste Gang des Menüs, der schon so viel enthält, dass kaum mehr an eine Steigerung der Intensität zu denken ist. Aber wiederum: Überraschung! Die sieben Cookers halten der selbst entfachten Hitze wacker stand, geben eins ums andere hinzu und bleiben dem hohen Einstiegsniveau treu, ohne sich oder dem begeisterten Publikum im ausverkauften Haus auch nur den Hauch einer Verschnaufpause zu gönnen, und das hoch motiviert, kraftvoll, hellwach und präsent. Wenn’s für Jazz einen Guide Michelin gäbe: Drei Sterne!