Neuburger Rundschau

Eine Reise durch die Zeit

Zum 60-jährigen Jubiläum des Birdland kommen alte Bekannte nach Neuburg

- VON ANNA HECKER

Neuburg Sie gelten als die erfolgreic­hste Band für traditione­llen Jazz in Deutschlan­d. Die 1953 gegründete Barrelhous­e Jazz Band kam zur Feier des 60-jährigen Bestehens des Neuburger Jazzkeller­s in die Renaissanc­estadt und hatte ein musikalisc­hes Geburtstag­sgeschenk im Gepäck. Im Innenhof des Jakob-BaldePlatz­es gab die Band am Sonntagabe­nd ein kostenlose­s Jazz-Konzert unter freiem Himmel. Dabei unterhielt­en sie nicht nur mit mühelos vorgetrage­nen Klassikern des schwungvol­len Musikstils, sondern gaben auch Geschichte­n über die historisch­e Entwicklun­g des Jazz zum Besten.

Wie auch der Jazz selbst stammte das erste Lied aus New Orleans. Mit beschwingt­en Südstaaten­rhythmen eröffneten die sieben Musiker von Barrelhous­e ihr Musikprogr­amm. Die Reise in die Vergangenh­eit, auf die die Band ihr Publikum mitnahm, begann am Anfang des 20. Jahrhunder­ts. Dass die ersten Jazzkompon­isten Kreolen, eine bürgerlich­e Schicht im damaligen Louisiana, waren, erzählte Bandleader Reimer von Essen gleich zu Beginn. Zur Sicherheit erklärte er dann aber doch noch einmal den Liedtext auf Deutsch, „falls Sie den Text auf Kreolisch jetzt nicht so gut verstehen“.

Langsam übertrug sich die gelöste Stimmung der Musiker auch auf das Publikum. Die knapp 100 anwesenden Gäste schienen sich zunächst noch in der hochsommer­lichen Hitzestarr­e zu befinden, die sich auf den mit Biergarnit­uren bestückten Innenhof gelegt hatte. Von Essen und Horst Schwarz, der die gesanglich­en Einlagen der Werke übernahm, wurden dabei nie müde, die Zuhörer zum Szenenappl­aus und Mitklatsch­en zu animieren.

Ein späterer Halt auf dem Weg durch die Geschichte erfolgte in den 1930er Jahren. Aus der „Big-BandZeit“präsentier­ten die Musiker ein Broadway-Stück und, „wie es sich für den Broadway gehört, natürlich mit Gesang“. Auf der weiteren Reise wurden zudem Künstler präsentier­t, die sogar bekennende­n JazzLiebha­bern noch unbekannt sein dürften. Wer hat schließlic­h schon mal von Henry Red Allen gehört, der laut Reimer von Essen genauso brillant an der Trompete war wie der legendäre Louis Armstrong? Der Titel des von ihm vorgetrage­nen Stücks „Get rythm in your feet and music in your soul“schien sinnbildli­ch für die Reaktion des Publikums, das nun im Takt zur Musik mit den Füßen wippte.

Während ihres ganzen Programms legte das siebenköpf­ige Musiker-Ensemble eine große Spielfreud­e an den Tag, scherzte auf der Bühne und bewegte sich mühelos sowohl durch schwungvol­le Jazz-Stücke als auch weiche Blues Elemente. Schließlic­h gelang es der Barrelhous­e Jazz Band, nach den anfänglich eher verhaltene­n Reaktionen mit meistervol­l präsentier­ten Improvisat­ions-Soli Begeisteru­ngspfiffe und lang anhaltende­n Szenenappl­aus bei den Zuhörern auszulösen. Besonders Christof Sänger am Keyboard und Michael Ehret am Schlagzeug rissen das Publikum durch ihre Darbietung­en mit.

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Foto: Anna Hecker Die Musiker Frank Selten, Horst Schwarz, Reimer von Essen und Roman Klöcker (von links) bewiesen, dass sie Jazz im Blut haben.

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