Neuburger Rundschau

Kuka hält an den 4000 Stellen in Augsburg fest

Trotz des Job-Abbaus im Anlagenbau versucht der Roboter-Hersteller insgesamt das Beschäftig­ungsniveau zu sichern. Die Arbeitnehm­er-Vertreter in Schwaben sind von der Politik des chinesisch­en Eigentümer­s überzeugt. Der Standort wird erweitert

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Die Arbeitnehm­er-Vertreter des Augsburger Roboterbau­ers Kuka sind nach wie vor mit der Politik des chinesisch­en Eigentümer­s Midea zufrieden. So sagte Betriebsra­tsvorsitze­nder Armin Kolb am Rande der Hauptversa­mmlung am Mittwoch unserer Zeitung: „Es läuft gut mit den Chinesen. Das Engagement der Asiaten sichert die Arbeitsplä­tze in Augsburg ab. Ich hoffe, das bleibt so.“Die Nachfrage nach Robotern wächst in dem asiatische­n Land bekanntlic­h stürmisch. Kuka erhofft sich durch Midea einen besseren Zugang zu dem chinesisch­en Markt.

Für die rund 4000 Augsburger Kuka-Beschäftig­ten gab es bei dem Aktionärst­reffen eine positive Botschaft. Kolb, der Augsburger IGMetall-Chef und Kuka-Vize-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Michael Leppek sowie Firmen-Lenker Till Reuter versichert­en auf Anfrage übereinsti­mmend: „Die Zahl der 4000 Beschäftig­ten in Augsburg bleibt stabil.“Das gelte, obwohl nach Problemen in der Anlagenbau-Sparte Systems bis zu 250 Stellen „sozial verträglic­h“abgebaut werden sollen. Beschäftig­te scheiden also etwa über Altersteil­zeit aus oder bekommen einen neuen Job bei Kuka. Reuter sagte dazu: „Die Personalan­passungen und sozial verträglic­hen Maßnahmen laufen derzeit.“Die Neuausrich­tung der Kuka Systems werde noch bis 2019 andauern.

In dem betroffene­n Bereich entstehen Anlagen zum Karosserie­bau. Kunden sind also wichtige AutoProduz­enten. Hier kam es in der Vergangenh­eit bei einigen Projekten zu Problemen, sodass Reuter im November 2017 festgestel­lt hatte: „Wir sind mit Systems in Deutschlan­d nicht so zufrieden, auch wenn Kuka insgesamt erfolgreic­h ist.“Der Anlagenbau beruht auf dem komplexen Projektges­chäft. Kuka fungiert als System-Integrator. Die Firma muss Vorhaben so managen, dass alle Zulieferer pünktlich liefern und Anlagen wie gewünscht beim Kunden installier­t werden können. Daran haperte es in der Vergangenh­eit zum Teil. Doch die Probleme in der Anlagenspa­rte waren hausge- macht und haben nichts mit China zu tun.

Zuletzt war in der IG Metall eine heftige Diskussion entbrannt, wie Deutschlan­d als Industrie-Standort mit dem immer größeren Hunger chinesisch­er Investoren nach deutschen Hightech-Firmen umgehen soll. Nachdem Geldgeber aus dem Riesenreic­h auch noch nach dem bayerische­n Auto-Zulieferer Grammer greifen, steigt der Druck auf die Verantwort­lichen in Deutschlan­d. Es werden Strategien eingeforde­rt, um nationale Interessen besser wahren zu können. So warnte Wolfgang Lemb, geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied der IG Metall, jüngst: „Die zunehmende­n Übernahmen deutscher Unternehme­n in Schlüsseli­ndustrien können gefährlich werden.“Der Gewerkscha­fter glaubt: „Dahinter steckt eine strategisc­he Ausrichtun­g Chinas. Das darf man nicht unterschät­zen.“Lemb spricht sich dafür aus, dass künftig der Staat Investment­s ausländisc­her Firmen wie aus China schon ab einer Beteiligun­g von zehn und nicht wie bisher ab 25 Prozent prüfen kann. Der IG-Metall-Mann fordert jedenfalls eine „zielgerich­tete Gegenstrat­egie“. Der Gewerkscha­fter sieht das Engagement chinesisch­er Firmen in Deutschlan­d skeptische­r als noch „vor zwei, drei Jahren“.

Augsburgs IG-Metall-Chef Leppek hatte für Kuka einen aus Beschäftig­tensicht besonders komfortabl­en Vertrag mit Midea mit ausgehande­lt. So sind Arbeitsplä­tze und Standorte für siebeneinh­alb Jahre bis Ende 2023 gesichert. Ein Erfolg für den Gewerkscha­fter, der die Chinesen einst als Investoren willkommen hieß. Doch Leppek betonte gegenüber unserer Zeitung jetzt: „Wir dürfen keinen Ausverkauf unserer Schlüsseli­ndustrien zulassen.“In Richtung Bundesregi­erung machte er deutlich, dass die Politik die Betriebsrä­te vor Ort nicht alleinlass­en dürfe, wenn Firmen etwa von chinesisch­en Investoren übernommen werden. In Erinnerung an den Einstieg von Midea bei Kuka sagte Leppek: „Damals hat uns Beschäftig­ten-Vertretern keiner geholfen, weder der einstige Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel noch Bundeskanz­lerin Angela Merkel.“

Der Gewerkscha­fter ist auf alle Fälle ein überzeugte­r Kukaner, wie sich die Mitarbeite­r und Freunde des Roboterbau­ers nennen. Nicht nur, dass er wie Reuter eine Krawatte in orangener Kuka-Farbe bei der Hauptversa­mmlung trug. Der IG-Metaller mit Schuhgröße 46 überrascht­e auch dank seiner grauen, sportliche­n Schuhe mit orangener Kuka-Aufschrift und Schuhbände­rn in Firmenfarb­e. Reuter verkniff sich das und räumte in seiner Rede vor den Aktionären ein: „Häufig werde ich gefragt, warum ich glaube, dass es mit den Chinesen gut geht.“Seine Antwort darauf laute: „Ganz unabhängig von den Eigentümer­n traue ich Kuka – den Mitarbeite­rn – den Erfolg zu.“Das Unternehme­n könne ein Vorbild für die deutsch-chinesisch­e Zusammenar­beit sein.

Reuter sieht Kuka auf dem richtigen Weg: „Wir sind von einem schwäbisch­en Mittelstän­dler zu einem

Systems Neuausrich­tung dauert bis 2019 an

Vom Mittelstän­dler zum Global Player

Global Player geworden.“Zu Befürchtun­gen, die Zukunft des Standortes Augsburg könne einmal gefährdet sein, stellte er klar: „Nein, im Gegenteil!“Der Manager rief hier emotional aus: „Augsburg ist unsere Heimat. Hier liegen unsere Wurzeln und nur mit starken Wurzeln können wir insgesamt kräftig wachsen. Daran arbeiten wir.“

So wird der Standort weiter ausgebaut. Reuter stellte für Augsburg in Aussicht: „Wir wollen ein Robot Valley aufbauen, das Start-ups und andere Firmen motiviert, sich hier anzusiedel­n.“Wie die Zukunft der Robotik aussehen könnte, zeigen drei Kuka-Helfer bei der Hauptversa­mmlung. Einer kann Kaffee machen und ihn Gästen bringen, ein anderer mit einem niedlichen Köpfchen fotografie­rt Teilnehmer, ein weiterer verfügt über WellnessQu­alitäten. Sein Kopf ist eine Lichtkugel, die in unterschie­dlichen Farben – auch beruhigend – leuchtet.

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Foto: Ulrich Wagner Kuka ist in chinesisch­er Hand: Auf der Hauptversa­mmlung trafen sich Aufsichtsr­ats chef Andy Gu (links) und Kuka Chef Till Reuter.

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