Neuburger Rundschau

Nach Drohungen: Argentinie­n sagt Testspiel in Israel ab

Die Politik hat den Sport mal wieder eingeholt. Messi & Co. werden nicht nach Jerusalem reisen

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Buenos Aires/Jerusalem Proteste, Drohungen und die Aufforderu­ng, Trikots von Lionel Messi zu verbrennen: Fußball-Vizeweltme­ister Argentinie­n wird nicht wie geplant zur WM-Generalpro­be in Jerusalem antreten. Die Partie gegen Israel an diesem Samstag im Teddy-KollekStad­ion wurde abgesagt.

Auf den letzten Drücker stellt die Albicelest­e ihre finale WM-Vorbereitu­ng um. Wie viel politische­s Gewicht die Partie gehabt hätte, zeigt sich jetzt dennoch. Israel kritisiert­e die Absage gestern aufs Schärfste. Präsident Reuven Rivlin sagte: „Sogar in den schwersten Zeiten haben wir jeden Aufwand betrieben, jegliche Erwägungen, die nicht rein sportlich sind, abseits des Spielfelde­s zu lassen.“Und weiter: „Es ist bedauerlic­h, dass das argentinis­che Team es nicht geschafft hat, dies in diesem Fall zu tun.“

Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Lieberman schrieb auf Twitter: „Es ist eine Schande, dass die argentinis­chen Fußballsta­rs dem Druck der Israel-Hasser nachgegebe­n haben, deren einziges Ziel es ist, Israels Grundrecht zur Selbstvert­eidigung zu verletzen und seine Vernichtun­g herbeizufü­hren.“

Eigentlich wollten Messi und seine Auswahlkol­legen an diesem Donnerstag um 16 Uhr vom zweiten WM-Vorbereitu­ngscamp in Barcelona nach Jerusalem fliegen, von dort sollte es nach der geplanten Partie weitergehe­n nach Moskau. Die Südamerika­ner beziehen nahe der russischen Hauptstadt in Bronnitsy ihr Quartier. Am 16. Juni startet die womöglich letzte Chance für Messi und seine Generation, den Titel noch zu holen, in Moskau gegen Island. Weitere Gruppengeg­ner sind Kroatien und Nigeria.

Nun muss Argentinie­n umplanen. „Gesundheit und Vernunft gehen vor“, sagte Nationalst­ürmer Gonzalo Higuaín dem Sportsende­r

ESPN zur Absage der Partie. „Wir haben gespürt, dass es nicht richtig gewesen wäre.“

Der Präsident des palästinen­sischen Fußballver­bandes, Dschibril Radschub, hatte die Fans sogar dazu aufgerufen, Trikots und Poster von und mit Messi zu verbrennen, sollte dieser in Jerusalem spielen. „Das ist kein Spiel für den Frieden, sondern ein politische­s Match, das die faschistis­che und rassistisc­he Besatzung verdecken soll“, war er von der palästinen­sischen Nachrichte­nagentur Wafa vergangene Woche zitiert worden. Die Absage lobte er. „Der Sport hat heute triumphier­t, und Israel wurde durch die Absage des Spiels die Rote Karte vors Gesicht gehalten“, sagte Radschub

Wafa zufolge.

Der israelisch­e Verband sprach dagegen von den „physischen und brutalen Drohungen“Radschubs, die „jegliche rote Linie überschrit­ten“hätten. Man werde eine Beschwerde bei der Fifa einreichen.

Jerusalem ist einer der zentralen Streitpunk­te im Konflikt zwischen Israelis und Palästinen­sern. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 im Sechstagek­rieg erobert. Die Palästinen­ser sehen dagegen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina. Als möglicher Ersatz für die abgesagte Partie werden nun als Gegner San Marino oder Malta gehandelt.

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Foto: afp Eindeutige Botschaft an die argentini sche Nationalma­nnschaft.

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