Neuburger Rundschau

„Ich habe mir alles erarbeitet“

Michael Speer, Urgestein des MC Neuburg, ist mit seinen mittlerwei­le 50 Jahren immer noch sehr erfolgreic­h im Motorrad-Trialsport aktiv. In diesem Jahr nimmt er auch wieder an der „Deutschen“teil

- VON DIRK SING „NR-Sportskano­ne“

Neuburg Beim Motorclub Neuburg ist er längst eine „Motorrad-TrialLegen­de“: Michael Speer! Auch mit seinen mittlerwei­le 50 Jahren betreibt der gebürtige Neuburger seine spektakulä­re Lieblingss­portart – und das nach wie vor mit großem Erfolg! In diesem Jahr nimmt Speer erneut an der deutschen SeniorenMe­isterschaf­t teil. In unserer Serie

stellen wir das MCN-Urgestein, das zugleich als Jugendtrai­ner tätig ist, einmal etwas genauer vor.

Wie sind Sie zum Motorradtr­ial gekommen und seit wann üben Sie diese Sportart aus?

Speer: Das ist schon viele, viele Jahre her (lacht). Ich bin in Feldkirche­n aufgewachs­en – und damals gab es dort noch eine Mülldeponi­e. Wir haben uns als Kinder selbst Gelände-Fahrräder zusammenge­baut und sind dann dort durch die Gegend gefahren. Gleichzeit­ig gab es auch eine Gruppe, die sich mit ihren TrialMotor­rädern auf dem Gelände bewegt hat. Und bei dieser haben wir immer wieder ganz begeistert zugeschaut. Wir haben dann mit unseren Fahrrädern ebenfalls versucht, solche Parcours zu fahren. Letztlich war das wohl der entscheide­nde Grund, warum ich zum Trial-Sport gekommen bin. Erst einige Jahre später hatte ich dann das Geld zusammen, um mir auch ein geeignetes Motorrad zu kaufen. Das dürfte im Alter von 17 Jahren gewesen sein.

Was fasziniert Sie besonders am Motorradtr­ial?

Speer: Für mich ist es die Koordinati­on und Kombinatio­n zwischen Körper und Maschine. Trial ist eine Motorsport-Art, die in der Zukunft möglicherw­eise olympisch wird. Bei diesem Sport macht der Mensch 80 Prozent und das Motorrad nur 20 Prozent aus. Wir fahren alle nahezu mit den gleichen Maschinen. Was dann am Ende unter dem Strich herauskomm­t, entscheide­t vor allem das menschlich­e Können. Die jeweilige Elite in sämtlichen Motorradsp­ort-Arten – ob das jetzt Motocross oder Straßenren­nen ist – sagt immer wieder: Das Gymnasium vom Motorrad ist der Trial-Sport! Für einen Trial-Fahrer ist es beispielsw­eise ziemlich einfach, in den MotocrossS­port einzusteig­en. Umgekehrt ist es dagegen immens schwierig und langfristi­g, bis ein Motocrosse­r im Trial einen Fortschrit­t macht.

Was ist das Nervigste an Ihrer Sportart? Speer: Wenn ich irgendwo trainieren möchte, muss ich mein Motorrad erst aufladen, hinfahren und kann dann erst beginnen. Der ganze Transport ist also schon ziemlich aufwendig. In anderen Sportarten wie Fußball oder Tennis kann man dagegen seine Sporttasch­e in den Kofferraum werfen – und ab geht’s. Das ist bei uns eben nicht der Fall.

Wie groß ist der Zeitaufwan­d, den Sie für Ihre Sportart betreiben?

Speer: Nachdem ich mich heuer wieder für die deutschen SeniorenMe­isterschaf­ten angemeldet habe, muss ich schon zweimal pro Woche intensives Trial-Training betreiben, wobei eine Einheit circa 90 Minuten beträgt. Hinzu kommt noch ein gewisser Ausgleich. Da setze ich mich dann entweder auf den Crosstrain­er, aufs Fahrrad oder gehe zum Joggen, um auch etwas für die Kondition zu tun. Wie hoch ist der finanziell­e Aufwand beim Motorradtr­ial?

Speer: Nun, für einen Helm sowie Handschuhe und Stiefel liegen wir bei rund 300 Euro. Was das Motorrad betrifft, reicht für einen Anfänger eine gebrauchte Maschine – wobei diese sehr rar auf dem Markt sind! Zwischen 1500 und 2000 Euro bekommt man letztlich ein wunderschö­nes Teil, an dem man länger seine Freude haben wird und sofort mit dem Trialsport beginnen kann.

Was ist Ihr wichtigste­r beziehungs­weise „heiligster“Ausrüstung­s-Gegenstand?

Speer: (überlegt) Ich würde sagen, dass das mein Helm ist. Ich habe beim Training schon mal meine Stiefel oder meine Handschuhe vergessen. Dann kann man trotzdem fahren. Wenn man aber seinen Helm vergisst, geht es eigentlich nicht, weil es einfach zu gefährlich wäre. Für die anstehende deutsche Meistersch­aft habe ich mir sogar einen neuen Helm gegönnt. Was würdest Sie als Ihren bislang größten Erfolg beziehungs­weise bitterste Enttäuschu­ng bezeichnen?

Speer: Meine größte Enttäuschu­ng habe ich vor unzähligen Jahren im Alpen-Pokal erlebt. Nachdem mein Hauptkontr­ahent beim letzten Meistersch­aftslauf ganz offensicht­lich nicht anwesend war, hatte ich bereits durchgerec­hnet, dass ich den Pokal gewinnen würde. Zur Hälfte dieses Laufes ist mein Konkurrent dann doch noch gekommen, gefahren und hatte am Ende in der Gesamtwert­ung der Klasse 4 (Fortgeschr­ittene) die Nase vorne. Das war für mich schon ziemlich enttäusche­nd. Mein schönster Erfolg war 1996 oder 1997, als ich bei einer deutschen Meistersch­aft in Berlin bei den C-Lizenzen an den Start gegangen und in einem Wertungsla­uf nur knapp am Podest vorbeigefa­hren bin. Das war schon eine ganz tolle Sache.

Haben Sie ein Vorbild oder einen Lieblingss­portler?

Speer: Einer, der den Trial-Sport regelrecht revolution­iert hat, ist der siebenfach­e Weltmeiste­r Jordi Tarres aus Spanien. Er hat damit begonnen, die Motorräder auf den Hinderniss­en zu versetzen. Das hat es früher nicht geben, da ist man nur gefahren. Wer das Ganze dann noch weiter vorangetri­eben hat, ist sein Landsmann Toni Bou. Was mich an ihm so fasziniert: Wenn alle schon mit dem Fahren aufhören, hängt er noch weitere zusätzlich­e Trainingse­inheiten an.

Gibt es noch andere Sportarten, für die Sie sich begeistern können?

Speer: Im Winter spiele ich mit meiner Senioren-Gruppe gerne Eishockey in der Saturn-Arena. Darüber hinaus ist auch Skifahren eine ganz große Leidenscha­ft von mir. Im Sommer betreibe ich als Ausgleich zum Trial-Sport Radfahren und Joggen oder gehe zum Schwimmen. Was für mich außerdem extrem wichtig ist: Wenn die Trial-Saison vorbei ist, dann stelle ich das Motorrad komplett in die Ecke und lange es auch nicht mehr an, bis es wieder losgeht.

Welche Fähigkeite­n sollte man mitbringen, wenn man mit Motorradtr­ial beginnen möchte?

Speer: Gar keine! Ich fahre schon lange Motorrad und bin mir sicher, dass ich kein Talent bin. Ich habe mir alles erarbeitet. Von dem her kann diese Sportart – wenn man geistig und körperlich gesund ist – grundsätzl­ich von jedem betrieben werden.

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Fotos (2): Xaver Habermeier Maschine und Gelände voll im Griff: Der 50 jährige Michael Speer vom MC Neuburg zählt bereits seit vielen Jahren zur deutschen Elite im Motorrad Trial.
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Eines der großen MCN Aushängesc­hil der: Michael Speer.

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