Ein Verein mit Signal Wirkung
Ein Schloßfest ohne Fanfarenzug? Undenkbar! Seit 40 Jahren ist der Verein ein wichtiger Teil des Festes. Doch wer hätte gedacht, dass wir das den Burgfunken zu verdanken haben?
Neuburg Egal ob historisches Gewand, Rahmfleck oder Johannisbeerwein – für die meisten Neuburger beginnt das Schloßfest erst, wenn die Fanfaren und Trommeln des Fanfarenzug Ottheinrich erklingen und sie den Fahnenschwingern einen Weg durch die Straßen der Altstadt bahnen.
Heideline Weidner war von Anfang an dabei. Sie ist eine der Fahnenschwinger und das langjährigste Mitglied des Vereins. Seit 40 Jahren wirbelt sie an jedem Schloßfest eine drei Kilo schwere Fahne durch die Luft. „Das gibt Muckis“, sagt sie und spannt den Bizeps an. Sie lacht fröhlich. „Man sieht bei den ersten Schwüngen, ob jemand geeignet ist oder nicht. Die Motorik muss stimmen.“Der sogenannte gerade Wurf, bei dem die Hand am Fahnentuch entlangwandert, bevor die ganze Fahne mit der linken Hand mehrere Meter hoch in die Luft geschleudert wird, sitze relativ schnell. Doch bis man bereit ist, im großen Umzug mitzulaufen, müsse man schon eineinhalb Jahre üben.
Auch jetzt, an einem Samstag Anfang Juni haben sich die Mitglieder unter den Bäumen im Hinterhof der Mittelschule versammelt. Am 23. Juni findet das große Jubiläumskonzert im Neuburger Schlosshof statt. Ein Heimspiel? Von wegen! Es wird intensiver geübt als je zuvor. Nicht nur, dass es das erste Konzert überhaupt im Schlosshof wird. Dazu kommt, dass die Spieler und Fahnenschwinger vor Auftritten in Neuburg viel nervöser sind als sonst. „Hier kenne ich jeden Zweiten im Publikum“, sagt Heidi Weidner und spricht auch für die Vereinskollegen. „Da will man sich natürlich nicht blamieren.“Dass für das Konzert rund 750 Eintrittskarten verkauft werden, erhöht den Druck zusätzlich – mittlerweile sind nur noch wenige Restkarten übrig.
Rund 40 Mitglieder stehen an diesem Samstag also im Halbkreis um den musikalischen Leiter Rainer Bartsch. Der Ablauf des Konzertes wird eingehend geübt: Alle drei Abteilungen des Vereins – die Trommler, Fanfarenspieler und Fahnenschwinger – müssen harmonisch zusammenarbeiten, die Reihenfolge der Stücke und die Choreografien der Fahnenschwinger müssen beim großen Auftritt sitzen.
In einer Hand hält Bartsch seine eigene Fanfare, mit der anderen dirigiert er seine Musiker. Und obwohl sich die Kulisse der historischen Altstadt hinter den belaubten Bäumen versteckt, die Mitglieder alle in Alltagskleidung erschienen sind und weder der Duft nach Rahmbrot noch der Rauch eines Lagerfeuers in der Luft hängt – sobald die Fanfaren ertönen und die Trommler im Takt spielen, kommt Schloßfeststimmung auf.
Genau dieses Gefühl will der Verein auch beim Jubiläumskonzert wecken: Im Schlosshof wird es Rahmbrot und Schinkenschlawuzen geben, außerdem wird die Kellenschänke aufgebaut. Die Mitglieder hoffen, dass ein Großteil des Publikums im Schloßfest-Gewand kommt. Vorsitzender Bachhofer wird als Moderator durch den Abend führen und bei der anschließenden Party tritt die Großmehringer Band „2unplugged“auf. Das große Jubiläum wird gebührend gefeiert.
Der tatsächliche 40. Geburtstag des Vereins fand zwar schon im Vorjahr statt, doch damit er nicht im allgemeinen Trubel eines Schloßfest-Jahres untergeht, wurde er kurzerhand in diesen Sommer verschoben.
Als einer der wenigen Vereine kann sich der Fanfarenzug Ottheinrich nicht über mangelnden Nachwuchs klagen. Regelmäßig stoßen junge Fanfarenspieler, Fahnenschwinger oder Trommler dazu. Heidi Weidner glaubt zu wissen, woran das liegt: Gerade in den Sommermonaten ist die Truppe an den meisten Wochenenden unterwegs und spielt Auftritte in Deutschland und im europäischen Ausland. „Du hast die Gaudi und brauchst nicht viel Geld nebenbei“, sagt sie. Doch das ist nicht alles: „Wir vermehren uns auch untereinander“, sagt der Vorsitzende Michael Bachhofer und lacht. Seine Frau und zwei seiner Töchter sind aktive Mitglieder. Tatsächlich – Proben bis zu zweimal in der Woche und dann noch Fahrten an den Wochenenden –, wer nicht im Verein die Liebe findet, sollte den Partner besser gleich mitanmelden.
Matthias Schieber, der den Verein im Jahr 1977 zusammen mit Jürgen Dorwarth gründete, konnte nicht ahnen, dass der Fanfarenzug 40 Jahre
Beim Konzert soll Schloßfest Stimmung aufkommen
Das Jubiläum wird ein Jahr verspätet gefeiert
später elementarer Bestandteil des Renaissance-Festes sein und 71 Fanfarenspieler, Trommler und Fahnenschwinger umfassen würde. Denn eigentlich war Schieber als damaliger Faschingsprinz der Burgfunken nur auf der Suche nach ein paar Fanfaren-Bläsern für den Krönungsball. Und so legten vier Trommler und acht Bläser am 4. Februar vor 41 Jahren den Grundstein. Noch im gleichen Jahr, im September, stieß auch Heidi Weidner als Fahnenschwingerin dazu. Und ist geblieben. Karten Die Reise Insel, Schrannen straße C53, verkauft die Eintrittskar ten. Ein Ticket im Vorverkauf kostet 12 Euro, an der Abendkasse 15 Euro.