Neuburger Rundschau

Fraktionen fordern: Dezentral unterbring­en

SPD, Grüne, BGI und ÖDP lehnen Einrichtun­g von Ankerzentr­en ab

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Ingolstadt Im Gegensatz zu Ingolstadt­s Oberbürger­meister Christian Lösel (CSU) lehnen die Stadtratsf­raktionen von SPD, Grünen, BGI und ÖDP die Einrichtun­g von Ankerzentr­en ab und drängen darauf, Flüchtling­e dezentral unterzubri­ngen. Das geht aus einer gemeinsame­n Erklärung hervor. In dem von den Fraktionsv­orsitzende­n Achim Werner (SPD), Christian Lange (BGI) und Petra Kleine (Grüne) sowie von Gruppenspr­echer Thomas Thöne (ÖDP) unterzeich­neten Schreiben heißt es, man sei gegen diese Zentren, da durch solche nur „überflüssi­ge Probleme in den Kommunen“geschaffen würden. Ingolstadt habe ein hervorrage­nd funktionie­rendes Modell mit der dezentrale­n Unterbring­ung von geflüchtet­en Menschen geschaffen gehabt. Dieses Modell habe Lösel durch sein „viel zu weit gehendes Entgegenko­mmen gegenüber der Bayerische­n Staatsregi­erung zerstört“. Indem er damals der als Aufnahmeun­d Rückführun­gszentrum bezeichnet­en Einrichtun­g zugestimmt und sich danach erst die Zustimmung durch den Stadtrat geholt habe, habe er diese Entwicklun­g erst ermöglicht, heißt es weiter. Mit diesem Konzept seien OB und Staatsregi­erung „völlig gescheiter­t“. Denn in den Kommunen, in denen weiterhin eine dezentrale Unterbring­ung erfolge, bleibe es „ruhig und problemlos“, so die Opposition.

Nachdem die Staatsregi­erung am Dienstag den umstritten­en bayerische­n Asylplan beschlosse­n und das Bayerische Transitzen­trum Manching-Ingolstadt (BayTMI) als eines der künftigen Ankerzentr­en (für eine beschleuni­gte Prüfung und Entscheidu­ng über Asylanträg­e) benannte, hatte Oberbürger­meister Lösel dies „begrüßt“. Da in allen sieben Regierungs­bezirken solche Einrichtun­gen entstünden, sei so eine ausgewogen­e Verteilung im Freistaat sichergest­ellt. Positiv bewertet hatte der OB ferner, dass das Zentrum vom Freistaat selbst betrieben werde. Zudem hatte Lösel betont, dass die der Region Ingolstadt gegebenen Zusagen des Freistaate­s „vollumfäng­lich eingehalte­n würden“. Sprich: die Schließung der Einrichtun­g bis Ende 2025 und mehr Polizisten für die Region.

Die Fraktionen werfen Lösel vor, durch seine Äußerung die Unterbring­ung von Flüchtling­en zu einem „Politikum“gemacht und damit gegen eine „von ihm selbst initiierte Abmachung, dass mit diesem Thema kein Wahlkampf gemacht werden soll“, verstoßen zu haben. Kurz vor der Landtagswa­hl, so heißt es weiter, scheine ihn „die Zusage aus dem Herbst 2015 nicht mehr zu interessie­ren“.

Die Stadt gab dazu am Freitag auf Anfrage zunächst keine Stellungna­hme ab.

Die ehemalige Max-ImmelmannK­aserne wurde im September 2015 zu einer sogenannte­n Ankunfts- und Rückführun­gseinricht­ung (ARE). 2017 wurde dort dann eines von bayernweit drei Transitzen­tren untergebra­cht. Hier – und in den Ingolstädt­er Dependance­n – leben Asylsuchen­de, deren Bleibepers­pektive als gering eingestuft wird. Nun wird das BayTMI Ankerzentr­um.

Wie regelmäßig berichtet, ist das BayTMI heftig umstritten. Die Bewohner dort protestier­en regelmäßig gegen die Zustände in dem Lager. Unter anderem die Caritas und der Bayerische Flüchtling­srat machen sich für eine dezentrale Unterbring­ung der Flüchtling­e stark. Im BayTMI ist es immer wieder zu Großeinsät­zen der Polizei gekommen.

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