Fest der Liebe, Fest des Bieres
Schon seit Monaten steckt der Heimatverein in den Vorbereitungen für das Hochzeitsfest, das die Gemeinde in den Sommerferien mit einem großen Umzug durch Ehekirchen begeht. Doch eine Sorge bleibt
Ehekirchen Der Name? In Ehekirchen ist er Programm. Vom 31. August bis 2. September findet hier das Hochzeitsfest statt. Ein ganzes Wochenende dreht sich demnach um die Heirat. Unwissende könnten natürlich vermuten, dass sich darin auch der Ursprung des Fests begründet. Tja, das stimmt nur halb. Die Idee geht tatsächlich auf die Liebe zurück – doch ist es die Liebe zu einem alten Bierrezept.
Georg Zett, Initiator der Veranstaltung und Vorsitzender des Heimatvereins, erklärt: „Beim Umbau unseres Wohnhauses haben meine Frau und ich das Bierrezept meines Großvaters gefunden.“Das war in den 1970ern. Das Rezept stammt von 1907, dem Jahr, in dem sich auch Großvater und Großmutter Zett das Ja-Wort gaben. „Aus eben diesem Anlass hat er damals dieses Bier gebraut“, erklärt sein Enkel. Und rund sieben Jahrzehnte später – 1975 – hat es Georg Zett zur eigenen Hochzeit nachgebraut. Der Haken: „Es befanden sich die Mengenangaben auf dem Rezept, den endgültigen Geschmack kannte aber keiner.“Schlimme Überraschungen gab es dennoch nicht.
Nun stand Familie Zett mit ihrem gleichnamigen Betrieb vor der Frage: „Wie machen wir das Bier publik?“Schließlich sei eine Werbeagentur auf den Einfall gekommen, den Ort Ehekirchen mit einem Hochzeitsfest zu verbinden – des Namens wegen. Gesagt, getan. „Also hat man das Bier bei einem viertägigen Fest in einem Zelt erstmalig ausgeschenkt.“Seither gibt es das Hochzeitsfest – freilich, mit immer kleinen Veränderungen.
Zu diesen Veränderungen zählt etwa der sonntägliche Umzug, der sich aus dem Fest heraus entwickelt hat. „Heuer werden ungefähr 5000 Besucher erwartet“, sagt Michael Funk, der seit 2010 Festleiter ist. Über die Jahrzehnte sei der Umzug auf eine Länge von zwei Kilometern mit mehr als 700 aktiv Beteiligten angewachsen. „Mit seinen alten Gewändern ist er detailgetreu und authentisch.“Das – in Kombination mit vielen Wägen und Gerätschaften – hebe ihn von anderen ab.
Insbesondere dieser Punkt aber bereitet den Veranstaltern Zukunftsängste. Schon seit einiger Zeit sucht der Heimatverein nach geeigneten Lagerungsmöglichkeiten. Bisher, sagt Zett, seien die Geräte in einem angemieteten Stadel untergebracht. Doch läuft der Mietvertrag Ende des Jahres aus und noch immer ist unklar, wo die gesammelten Geräte künftig untergestellt werden sollen. „Die Sorge ist nach wie vor groß“, bekräftigt Zett. „Mit Ende des Hochzeitsfests im September, allerspätestens bis Jahresende muss eine Alternative her – wenn auch nur für zwei bis drei Jahre.“Nichtsdestotrotz lässt sich das Team davon nicht die Stimmung trüben. Bisweilen laufe die Organisation gut, bestätigt Michael Funk. „Vieles hat seit Jahren Tradition, was die Vorbereitungen erleichtert“, sagt er.
Auch im Programm gibt es in die- sem Jahr wenig Veränderung. Funk: „Am Freitag ist Rocknacht, ehe der Samstag mit der Fundsachenversteigerung beginnt.“Der Festleiter erwartet zwischen 1500 und 2000 Besucher zur Auktion, die die Veranstalter zusammen mit dem Flughafen München organisieren. Etwas später am Tag findet zum ersten Mal ein Hochzeitsfestlauf statt. Derzeit, sagt Funk, befinde sich dieser noch in Planung. Doch soll es zwei Kategorien mit unterschiedlichen Distanzen geben. Und auch die Strecke steht schon fest: Dabei handelt es sich um die sogenannte
„Streichholzrunde“aus dem Ehekirchener Wanderwegnetz. Sie ist rund 7,5 Kilometer lang, führt westlich aus Ehekirchen heraus, weiter in Richtung Bonsal und über Ambach zurück auf das Festgelände, wo sich die Zielgerade befindet. Eine Anmeldung ist vor Ort von 16 bis 17 Uhr möglich.
Nach dem Tag der Vereine am Samstag geht das Hochzeitsfest in den Sonntag über: Neben Weißwurst, Senf und Unterbaarer Bier dürfen sich Besucher auf die Politprominenz des ehemaligen Ministers für Verkehr und Infrastruktur,
Alexander Dobrindt, freuen. Um 13.30 Uhr startet dann der Umzug.
„Wir haben 15 Kirchtürme und noch mehr Ortsteile“, sagt Günter Gamisch über seine Gemeinde. „Jeder Ort hat seine Eigenheiten – und das ist gut so. Zum Hochzeitsfest sind alle da und geben ein einheitliches Bild ab.“Michael Funk und Georg Zett nicken bekräftigend. „Unsere Brauerei gibt es nicht mehr“, sagt Letzterer. Doch habe sich aus dem einstmaligen Brauereifest ein Ehekirchener Fest entwickelt. „Und das ist eine tolle Geschichte.“