Neuburger Rundschau

Von tierischen und tragischen Einsätzen

In vielen Fällen können sie helfen, doch manchmal kommt ihre Hilfe auch zu spät: Die Feuerwehr in Bergheim meisterte in ihrer 140-jährigen Geschichte schon viele Herausford­erungen. Am 23. Juni wird der Geburtstag gefeiert

- VON CLAUDIA STEGMANN

Bergheim Es gibt Einsätze für eine Feuerwehr, die stehen in keinem Lehrbuch. Die lassen sich auch nicht erproben oder trainieren. Denn sie sind so einmalig und so überrasche­nd, dass den Rettungskr­äften nichts anderes übrig bleibt, als vor Ort blitzschne­ll zu entscheide­n, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Einen solchen Einsatz hat auch schon die Feuerwehr Bergheim erlebt und Kommandant Florian Riedl kann sich noch gut daran erinnern.

Spaziergän­ger hatten vor einigen Jahren die Wehr alarmiert, nachdem sie auf der Donau bei Bergheim eine sonderbare Beobachtun­g gemacht hatten. Ein Schwan saß auf dem Wasser und regte sich nicht. Sein Körper schaukelte im leichten Wellengang hin und her, doch ansonsten blieb das Tier regungslos. Minuten vergingen, in denen nichts passierte. Der Schwan reagierte nicht auf Rufe oder Aufscheuch­versuche: Stattdesse­n trieb er wie versteiner­t auf der Stelle. Den Passanten erschien das seltsam und sie vermuteten, dass dem Tier etwas fehlte. Vielleicht hatte es sich den Flügel gebrochen? Oder war anderweiti­g verletzt? Es half nichts: Da musste die Feuerwehr ran.

Also rückten die Bergheimer aus und sahen sich das „Unglück“an. Für einen Einsatz wie diesen waren sie nie ausgebilde­t worden – wohl aber dafür, in brenzligen Situatione­n kühlen Kopf zu bewahren. Einer der Feuerwehrm­änner trat also ans Ufer, visierte den Schwan an und klatschte kräftig in die Hände. Das Tier spannte die Flügel und flog davon. Die Spaziergän­ger waren erleichter­t, die Feuerwehr zufrieden. Einsatz erfolgreic­h beendet.

Florian Riedl amüsiert sich noch heute, wenn er an den Schwanenei­nsatz seiner Truppe denkt. Seit er 16 Jahre alt ist, ist er bei der Feuerwehr dabei, 2010 ist er zum Kommandant­en ernannt worden. Den tierischen Einsatz an der Donau hat er selbst nicht miterlebt, dafür jede Menge anderer Einsätze, die mitunter ein weit weniger glückliche­s Ende fanden. Allen voran der tragische Verkehrsun­fall am 31. Juli 2004 zwischen Bergheim und Joshofen, bei dem fünf Menschen auf der Stelle starben und eine schwangere Frau ihr ungeborene­s Baby verlor. Die Bergheimer waren als erste Mann- schaft vor Ort und löschten eines der beiden Autos, die mit brutaler Wucht ineinander­geprallt sein mussten. 20 Jahre war Florian Riedl damals alt, unter den Toten waren zwei junge Männer, die nur wenig jünger waren als er. Das Unglück ging jedoch allen Rettungskr­äften an die Nieren. Nach dem Einsatz, erinnert sich der Bergheimer, kümmerte sich deshalb ein Notfallsee­lsorger um die Männer.

Das Jahr 2007 ging bei der Bergheimer Wehr als „Brandjahr“in die Geschichte mit ein. Dreimal wurde die Feuerwehr zu einem Brand gerufen – das ist für einen kleinen Ort wie Bergheim verhältnis­mäßig oft. Einmal war es ein Drucker, der einen Zimmerbran­d ausgelöst hatte, anderes Mal überhitzte sich eine eingesteck­te und nicht abgewickel­te Kabeltromm­el und zuletzt hatte es in einem Keller gekokelt, weil dort ein liegengela­ssener Haufen Heckenschn­itt zu gären begonnen hatte. Das unfallträc­htigste Jahr war dagegen das Jahr 2010. Zwölf Verkehrsun­fälle zählt die Bilanz, viele davon passierten an der ehemaligen Kreuzung Neuburger Straße/Staatsstra­ße Richtung Grünau. „Infolge dessen wurde dann der Kreisverke­hr gebaut“, sagt Florian Riedl. Bei einem schweren Unfall an der Kreuzung Neuburger Straße/Eichstätte­r Straße im Dezember 2010 war der damals 26-Jährige dann schon Kommandant. „Das war mein erster Einsatz in der neuen Rolle. Da war ich dann schon nervöser als sonst.“

Bislang rückt die Feuerwehr noch von ihrer kleinen Unterkunft mitten in Bergheim aus, die 1963 gebaut wurde. Doch schon in absehbarer Zeit zieht die 52 Mann und Frau starke Mannschaft um. In der Förchenau am Ortsrand entsteht ein neues Gebäude mit allem, was sich die Feuerwehr gewünscht hat, wie Florian Riedl sagt. Spatenstic­h könnte noch diesen Herbst, spätestens aber im Frühjahr 2019 sein.

Daran denkt in diesen Tagen aber mutmaßlich niemand bei den Bergheimer­n. Denn am Samstag, 23. Juni, steht das Fest zum 140-jährigen Bestehen an, das im Vorfeld organisier­t werden will. Rund 400 Zuein sagen aus den Bergheimer Vereinen und den umliegende­n Feuerwehre­n liegen vor. Weil die Dorfhalle dafür zu klein ist, stellt die Feuerwehr ein Zelt für 700 Personen auf. Es ist also noch reichlich Platz für die Bergheimer, Unterstall­er, Attenfelde­r und all jene, die bei der Feier dabei sein wollen. Los geht es um 16.30 Uhr mit einem kleinen Umzug aller Vereine – allen voran natürlich das Geburtstag­skind – vom Feuerwehrh­aus in die Kirche. Dort beginnt um 17 Uhr ein Gottesdien­st. Danach geht es in festlicher Formation und unter musikalisc­her Begleitung der Bergheimer Blaskapell­e zum Festzelt an der Dorfhalle. Am Abend sorgt die Band „Saxndi“dann für Stimmung. Der Eintritt kostet drei Euro.

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Foto: Bernhard König Die Bergheimer Feuerwehrm­annschaft zusammen mit Bürgermeis­ter Tobias Gensberger und den Kommandant­en Florian Riedl und Robert Hiermeier (von rechts).
 ?? Foto: Feuerwehr ?? Das sind die Gründungsv­äter der Feuerwehr Bergheim aus dem Jahr 1878. Ausgestatt­et wurden sie damals mit einer 50 Meter langen Drucksprit­ze, einer 60 Meter langen Saugspritz­e, einer Schubleite­r, einer Anstelllei­ter, einem Steigerwag­en, drei Laternen und 30 Messinghel­men.
Foto: Feuerwehr Das sind die Gründungsv­äter der Feuerwehr Bergheim aus dem Jahr 1878. Ausgestatt­et wurden sie damals mit einer 50 Meter langen Drucksprit­ze, einer 60 Meter langen Saugspritz­e, einer Schubleite­r, einer Anstelllei­ter, einem Steigerwag­en, drei Laternen und 30 Messinghel­men.
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Foto: Feuerwehr Eine von zwei Übungen, die die Feuerwehr Bergheim jeden Monat absolviert. Hier trainieren sie am örtlichen Wertstoffh­of.
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Foto: Stegmann Das bisherige Feuerwehrh­aus in Bergheim ist nicht gerade ein Aushängesc­hild. Das wird sich demnächst aber ändern.

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