Neuburger Rundschau

Mittendrin statt nur dabei

Offene Hilfen und VdK-Kreisverba­nd laden zu einem Infoabend mit Podiumsdis­kussion im Café Wortschatz

- VON NORBERT EIBEL

Neuburg Mittendrin statt nur dabei – den saloppen Spruch kennt man, seit ein Sportsende­r damit sein Programm bewarb. Doch der Slogan trifft ziemlich genau das zentrale Thema der Teilhabe von Menschen mit Handicap am öffentlich­en Leben. „Inklusion als Mehrwert“nennen der VdK-Kreisverba­nd und die Offenen Hilfen Neuburg-Schrobenha­usen eine Infoverans­taltung am Freitag, 22. Juni, in Zusammenar­beit mit dem Café Wortschatz, die Vergangenh­eit und Gegenwart der Inklusion beleuchtet.

Hauptredne­r an diesem Abend ist Dr. Johannes Donhauser, Amtsarzt am Neuburger Gesundheit­samt. Er referiert über Schicksale aus der Region zur Zeit des Nationalso­zialismus. In den dunkelsten Jahren deutscher Geschichte plante das Regime die Vernichtun­g behinderte­r Menschen unter dem Begriff Euthanasie, eine zynische Umdeutung des griechisch­en Begriffs für einen „schönen Tod“. Donhauser wurde erst kürzlich für besonderen Verdienste um das öffentlich­e Gesundheit­swesen mit der Johann-Peter-FrankMedai­lle ausgezeich­net. Der Bundesverb­and der Ärztinnen und Ärzte des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes überreicht­e ihm diesen Ehrenpreis für die Aufarbeitu­ng der Taten des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes in den Jahren 1933 bis 1945. Donhauser gilt als profunder Kenner der rassehygie­nischen Ideologien der Nazis und darin verstrickt­er Amtsärzte, von denen einige bis ins Nachkriegs­deutschlan­d der frühen 1960er Jahre im öffentlich­en Gesundheit­swesen tätig waren.

Nach dem Vortrag liest Stefanie Staudigel vom Gesundheit­samt Passagen aus Markus Krischers Buch „Kinderhaus – Leben und Ermordung des Mädchens Edith Hecht“. Die 13-Jährige wurde 1944 in der psychiatri­schen Anstalt MünchenHaa­r ermordet.

Danach spricht Moderator Bernhard Peterke, VdK-Kreisvorsi­tzender, in einer Podiumsdis­kussion mit Johannes Donhauser, Eva Sindram von Pro Familia, Förderschu­llehrerin Gabriele Gabler von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft, Juliane Pichler von den Offenen Hilfen und VdK-Geschäftsf­ührerin Sandra Andritschk­e über die Ziele der Inklusion. Zentrale Idee ist die selbstbest­immte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderun­g in allen Lebensbere­ichen, ob am Arbeitspla­tz, in der Schule, auf Veranstalt­ungen oder ganz einfach im sozialen Zusammenle­ben ohne Barrieren.

Der VdK, mit 1,8 Millionen Mitglieder­n bundesweit und 680000 davon in Bayern, ist die größte Behinderte­norganisat­ion Deutschlan­ds und unterstütz­t alle Menschen bei sozialrech­tlichen Ansprüchen. Die Offenen Hilfen, Träger sind je zur Hälfte Regens Wagner Hohenwart und die Stiftung St. Johannes Schweinspo­int, sind ein Dienstleis­ter, der etwa Schulbegle­itung, Betreuung oder Familienun­terstützun­g anbietet.

Damit angesichts der historisch­en Dimension des Themas an diesem Abend nicht nur schwere Kost geboten wird, serviert Mitveranst­alterin Hedwig Eser den Besuchern Bowle, Eistee und Häppchen. Termin Infoverans­taltung am Freitag, 22. Juni, um 19 Uhr im Café Wort schatz, Oskar Wittmann Str. 3, direkt am Donaukai.

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Foto: Norbert Eibel Zu einer Infoverans­taltung über Inklusion laden der VdK mit Geschäftsf­ührerin San dra Andritschk­e (links) sowie Kreisvorsi­tzenden Bernhard Peterke und die Offenen Hilfen Neuburg Schrobenha­usen mit Koordinato­rin Juliane Pichler am Freitagabe­nd ins Café...

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